Samstag,
01. Dezember |
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
...und es wurde an ihm das Urteil durch Enthaupten von einem chinesischen
Scharfrichter vollstreckt.
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
1:30
Uhr mit S90 nach Shanghai gefahren, zur Probe. Dienstag soll das große
Konzert stattfinden. Fürst Bismarck, wir und die Stadtkapelle. |
Sonntag,
02. Dezember |
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
...ging wieder ein Streifzug ab, Infanterie,
eine Haubitzbatterie und Kavallerie, zu letzterer 20 Mann unserer Kolonne.
Der Zweck war die Vertreibung von Boxern aus der Umgegend Tientsins.
Fortsetzung: Reise nach China –
S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Mit
dem 1. Zuge 8:30 nach Wusong zurück. 6 Mann, die anderen 8 Mann müssen
am Bahnhof warten, bis zum nächsten Boote, weil nicht alle in die Pinasse
hineingingen. 1:45 Uhr n. kam der englische Admiral Seymour mit seiner
Jacht und 1 Torpedoboot den Yang tse herunter. Musik und Wache auf die
Laufbrücke. Englische Hymne, legte sich dicht bei uns vor Anker. 2 Uhr
kam ein französischer Kreuzer von See mit voller Takelage. Beurlaubte auf
Fürst Bismarck und Weißenburg. |
Montag,
03. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
6:45
nach Shanghai zur Probe. 10 – 12 – 2 – 4 ½ in der Loge.
|
Dienstag,
04. Dezember |
Feldbrief des Generalfeldmarschalls, Graf von
Waldersee an Major z. D. Scheibert
PEKING, I-lun-Tien zu deutsch Winterpalast,
der aber nur einem launigen Einfall diesen Namen
verdanken kann; denn wie ein leidlich vernünftiger Mensch hier freiwillig
einen Winter über wohnen will, ist mir zunächst noch schleierhaft!
Großer Thing kwang hsü, 16. Jahr, 10. Monat 14.
Tag, oder zu deutsch 4/12 1900
Doch nun zur Sache!
Verehrter Freund!
Ihr Brief vom 9/10 erfreute mich gestern sehr & führte
mir, allerdings in zarter Weise, Sünden, die ich in Nichtbeantwortung
Ihrer Postkarte begangen, ins Gedächtnis zurück. Die Sache lag aber so,
dass ich in jenen Tagen abgehetzt war, wie selten ein Mensch mit leidlich
guten Gewissen & selbst wenig Zeit zum Lesen, aber gar keine zum
Dechiffrieren fand. Sie hatten sich in der Idylle an der Ostsee mit einer
so unglaublich schlechten Tinte versehen, deren Sie sich mit einer Konsequenz bedienten, die auf anderen Gebieten Grosses hätte leisten können,
mir aber den Genuss raubte, mit einiger Sicherheit einen Schluss zu ziehen
auf das, was sie mir anvertrauen wollten. –
Hier ist doch nun ein ganz Teil mehr zu tun & Arbeit, als zu vermuten war & ist der Tag schnell herum, so dass ein so gewaltiger
Anstoß wie Ihr Brief nötig war, um mich zu einer Replik zu vermögen!
Zunächst kann ich nur melden, dass es mir ausgezeichnet geht. Weder das
Rothe Meer, noch sonstiger Aufenthalt in den tagen haben mich angefochten;
ich bin durch den ungesunden Aufenthalt in Tientsin glücklich gekommen
& befinde mich hier in meiner in sehr gesunder Lage befindlichen
Residenz bei wirklich herrlich konstanten Wetter so frisch wie man es nur
verlangen kann.
Seit 7 Wochen nicht ein Tropfen Regen, immer klarer Himmel. Nachts kühler
jetzt auch schon kalt, am Tage wonniger Sonnenschein in dem längs des
Lotossees mit großartigem Blick auf hochgelegene Tempel und Türme, zu
weilen oder zu promenieren ein Genuss ist, wie man ihn in dem sonst so
empfehlenswerten Norddeutschland nur an wenigen Tagen im Jahr sich
verschaffen könnte. Dazu ist Peking eine hochinteressante Stadt. Kein Europäer hat sie, abgesehen von dem Gesandtschaftsviertel und einigen
schmutzigen Straßen, wirklich gekannt. Einige Diplomaten haben ab und an
geheiligte Orte flüchtig und auch nur an abgegrenzten Stellen betreten dürfen.
Jetzt liegt hier alles vor uns offen und benutze ich diese Gelegenheit gründlich.
Ich bin sehr beweglich und mache eigentlich jeden tag einen Ritt u. auch
eine Fahrt u. habe eigentlich noch jeden tag etwas neues gesehen.
Dass das Land eine große Zeit gehabt haben muss, sieht man an seiner
Hauptstadt, dass diese Zeit aber vorüber ist an deren Zerfall.
Die Stadt ist uralt und weist ihre Geschichte nachweisbar bis 1200 Jahre
vor Chr. zurück. Sie ist allerdings mehrfach zerstört, aber immer wieder
an derselben Stelle aufgebaut worden. Nachdem 6 Dynastien sich gefolgt
waren, kamen die Mongolen unter Dschinghis Chan ins Land und beherrschten
es bis sie von der chinesischen Ming Dynastie im Jahre 1368 vertreiben
wurden.
Den Mings sind 1616 die Things gefolgt die (barbarisch?) mandschurischer
Herkunft sind und noch jetzt herrschen.
Die ersten Ming Kaiser bauten die Stadt um und so auf, wie sie noch heute
steht. Es mussten tüchtige Leute gewesen sein mit großen
Gesichtspunkten, denn eine Stadt zu schaffen von der jetzigen Größe
Pekings von einer kolossalen Mauer umgeben u. in ihr wieder eine von ähnlich
hohen Mauern umgebene Kaiserstadt, in der wiederum ein Palast von riesigen
Dimensionen liegt, der gleichfalls durch seine Umfassung eine Festung
bildet, das ist wirklich ein Gedanke, den nur groß angelegte Naturen
fassen können.
Der Kaiser Palast – hier ist alles in ?blanger Form gebaut, ist 1200m
lang. 800 breit, die Kaiserstadt 3000m lang, 2000m breit, die
Tartarenstadt in der die Kaiserstadt liegt 5500m lang und ebenso breit;
unmittelbar neben ihr, aber durch eine gewaltige Mauer getrennt, liegt die
Chinesenstadt mit 6500m und 3500m. Die ganze Stadt ist daher 9000m lang
und im Norden 5500m im Süden 6500m breit. Die Umfassungsmauer ist 35-45m
hoch und oben so breit, dass bequem 3 Wagen neben einander drauf fahren können;
sie ist ganz im Styl 14-15ten Jahrhunderts gebaut, hat zahlreiche
flankierende Vorsprünge; die 13 äußeren Thore, ebenso wie die 3 die
Tartaren mit der Chinesenstadt verbinden, sind vollständige Kastelle mit
großem innerem Hofraum und mehrere Etagen große, für Geschütze
eingerichtetem Aufbau. Die ganze Mauer hat einen breiten Wassergraben, wie
ein solcher auch den Kaiserpalast umgibt.
Aus anliegender Skizze werden Sie sich ein ungefähres Bild machen
können. Innerhalb dieser stolzen Mauern liegt nun eine Stadt die von
Schmutz strotzt.
Im Gegensatz zu allen anderen chinesischen Städten, ist sie von geraden,
zum Teil breiten Straßen durchzogen. Die einstöckigen Häuser,
sind meist aus leichten Backsteinen, teils aber auch aus Lehm gebaut. In
den Hauptstraßen enthalten sie Kauläden, Restaurationen, Tee- und
Spielhäuser und haben, da ein großer Teil des Lebens sich auf der
Straße abspielt, meist Menschenmengen vor der Tür. Alle Häuser der
Reichen liegen in engen Querstraßen und sind stets von einer Mauer
umgeben und fest verschlossen. Die Häuser selbst sind klein und
einstöckig, so dass daher zu der Wohnung reicher Leute stets eine ganze
Anzahl Häuschen gehört die um kleine Höfe herum gebaut sind.
In den schmutzigen Straßen bewegt sich eine noch schmutzigere
widerwärtige Bevölkerung, untermischt mit Scharen von Hunden die hier
unter freundlicher Mitwirkung von Raubvögeln und Krähen die
Straßenreinigung in die Hand nehmen. Da es hier nur im Sommer regnet -
hier ist seit zwei Monaten kein Tropfen gefallen - ist der Boden sehr
trocken und bildet naturgemäß eine Erscheinung, mit der gerechnet werden
muss. Jeder Wind - Gott sei Dank ist auch er nur selten weht gewaltige
Maßen schmutzigen Staubes in die Lüfte; wer keine Staubbrille hat, muss
auf Augenentzündung gefasst sein.
Von den Palästen sind der von mir bewohnte und der 10km nordwestlich
gelegene Sommer Palast gut gehalten gewesen. Alle anderen tragen wie die
Stadtmauern, sichtbare Spuren des Verfalles, ebenso wie auch die weit aus
meisten Tempel. Von diesen Einrichtungen gibt es hier - und auch überall
im Lande - unglaublich viele und sind sie allermeist Buddha geweiht. Unter
Tempel darf man nun niemals ein einzelnes Gebäude verstehen sondern immer
eine innerhalb einer hohen viereckigen Mauer gelegenen Mehrzahl, manchmal
Unzahl von Gebäuden. Selbst auf diesen werden es nie weniger als 4-5
sein. Bei größeren liegen meist drei, aber auch manchmal 4-5 senkrecht
hintereinander, eine Steigerung der Heiligkeit darstellend und dann dazu
zahlreiche Nebengebäude.
Der Himmelstempel - einer der heiligsten Orte hierselbst hat beinahe
quadratische Form eine Seitenlänge von 1400m, der daneben liegende des
Ackerbaus ist nur wenig kleiner; in der Kaiserstadt liegen mehrer hohe
große die der Verehrung der Vorfahren gewidmet sind im Norden der
Tartarenstadt ein gewaltiger Lama Tempel mit weiten Klostergebäuden
dessen Bonzen Werth darauf legen noch schmutziger und abgerissener
auszusehen, als die übrigen Mitmenschen.
Peking soll 1 Million Einwohner gehabt haben, nach anderen Angaben aber
nur 500.000. Genau weiß man so etwas in China nie. Viele Menschen waren
geflohen und kommen erst allmählich wieder, viele sind ums Leben
gekommen und viele mit dem Hofe fortgegangen. Die Stadt hat gewaltig
gelitten und sind noch jetzt ganze Stadtviertel Schutthaufen. Ebenso sind
viele an Eigentum geschädigt, zunächst durch Ausschreitungen der Boxer,
dann aber durch die 3tägige offizielle und nachher folgende inoffizielle
Plünderung durch Russen, Japaner, Engländer (9/10 Inder), Franzosen und
Amerikaner.
Diese 5 Nationen werfen sich gegenseitig vor, dies Geschäft am rohesten
betrieben zu haben; alle sind aber einig, dass im auffinden verborgener
Werthsachen der Inder, in Unverfrorenheit im Wegschleppen den Amerikanern
die Palme gebührt. Japaner, die alles mit Gründlichkeit betreiben, haben
wahrscheinlich das meiste bare Geld gefunden. Gerüchte eines Schatzes,
den die Russen gehoben haben sollen, gehen um, sind aber noch nicht
völlig beglaubigt.
Den Spürsinn der Inder kann man als ?? hinstellen, im rohen Zertrümmern
den biederen Russen. Die Franzosen, die sich am schlechtesten geschlagen
haben sollen - ihre ersten Truppen waren Koloniale von Hinterindien, die
2. Sendung von Linientruppen ist gut - beteuern ihre Unschuld, fragt man
aber eine der anderen Nationen, so heißt es immer: "Sie haben
genauso geplündert wie wir alle!"
Sie
wissen, was noch alles mit Plündern zusammenhängt und wie schnell der
Mensch zur Bestie wird. Das ist hier gründlich geübt worden. Von der Mündung
des Peiho über Tientsin bis Tungschou und dazu bis Peking ist die
Kriegsfurie hingezogen, es sind da alle Städte und Dörfer - allerdings ist der Streifen nur schmal – völlig
niedergebrannt. Tientsin, das eine Million Einwohner hatte, zum guten
Drittel. Tongha hatte 50.000, Tungschou 150.000, so dass nach sehr mäßigen
Schätzung 500.000 Menschen obdach- und brotlos geworden sind.
Die
Häuser sind meist von Lehm gebaut und leicht bedacht, es ist zum Aufbau
aber noch wenig gekommen, so dass wir nunmehr sehr von herumstreifenden
Banden zu leiden haben.
Ich
glaube kaum, dass seit dem 30jährigen Kriege und den Franzosenbesuchen in
Deutschland unter Louis XIV ähnliches an Verwüstungen da gewesen ist.
Und nun das massenhafte Erschießen von Boxern oder solchen, die in
Verdacht stehen, es zu sein, mit dem jedes Mal das Abbrennen des Dorfes
verbunden ist. Der Soldat muss hier schnell verrohen! Ein wahres Glück
ist es, dass deutsche Soldaten erst gekommen sind, als Schlimmste vorüber
war!
Doch
sehe ich, dass ich Ihnen allerdings viel erzählt habe, nur nicht von dem,
was Sie eigentlich wissen wollten und will dieses nun nachholen.
Nach
meiner festen Überzeugung hat der Kaiser durch Schaffung des
Oberkommandos der Sache einen großen Dienst geleistet. Ich fand hier Zustände
vor, die kaum noch haltbar waren und zu großen Unzulänglichkeiten führen
mussten; sie sind nun ganz erträglichen Zuständen gewichen. Ich stehe
mit allen Generalen auf dem besten Fuße und ist es mir gelungen,
Skandalen, die ich zahlreich hätte haben können, zu vermeiden. Ich muss
da natürlich sachter auftreten, als es meinen Neigungen entspricht.
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
...langten wir in der Festung Zan an, die ohne Gefecht eingenommen wurde.
Durch Pioniere wurde ein großer gefüllter Pulverschuppen in die Luft
gesprengt, die Fensterscheiben unserer Quartiere bleiben trotz des
furchtbaren Knalles merkwürdigerweise sämtlich ganz, -- sie bestanden aber
auch nur aus chinesischem Papier. Vier große Festungsgeschütze wurden bei
dieser kleinen Expedition erobert.
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
2
– 4 ½ Uhr n Probe in den Stadthallen (Town Halle) 9 – 11 ½ Uhr
abends Konzert. Es sang auch eine deutsche Dame, schöne Stimme und 1 Herr
(Engländer) englisch. Das Konzert war sehr gut besucht. 1427 $ Einnahme |
Mittwoch,
05. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
4:30
Uhr an Bord zurück, von Herrn Ziegler das Theemännchen geschenkt
bekommen. |
Donnerstag,
06. Dezember
Nikolaus |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
11
Uhr kam Kapitän Lans (Iltis) auf einem großen Hamburger Postdampfer hier
an. Der Admiral auf der Kommandobrücke, 3 Hurras, Musik den Preußenmarsch.
Vormittags großes Bootssegeln. |
Freitag,
07. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Stürmisches
Wetter. 10 Uhr nach Shanghai, beim Generalkonsul zu Tisch zu spielen.
Anwesend Exzellenz Bendemann, unsere anderen Herren und Kapitän Lans.
4:30 zurück. Heute Post, zwei Briefe aus Potsdam. |
Samstag, 08.
Dezember
Mariä
Emfängnis |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Stürmisches
Wetter. Abends an Land 'Astor House' Konzert, wir mussten an der Bankspier
herunter, um ins Boot zu kommen. Wieder sehr besucht, bis zum letzten
Platz besetzt. |
Sonntag,
09. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Zurück.
Wind gelegt, ziemlich glatte See, kleine Kirche. Post, 2 Briefe aus
Potsdam, welche mir keine Freude brachten und einer wegen
Familienangelegenheiten an den Kommandant. |
Montag,
10. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Bekamen
wir wieder Post, nichts dabei. Es kamen für uns 4 Fähnriche mit 3 Mann
von meinem Chore in Arrest. 2 1 Tag weil sie für Bendemann nicht Front
gemacht haben. 1 wegen totaler Trunkenheit 2 Tage. Kpt. Lans tritt von
hier aus seine Heimreise an. |
Dienstag,
11. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
8
Uhr schießen auf Scheibe im Schlepp mit Aufsatzrohren. |
Mittwoch,
12. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Schießen
wie gestern. Ein Schreiben an den Kommandant von den Schwiegereltern,
Familienangelegenheiten. |
Donnerstag,
13. Dezember |
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
...kehrten wir bei empfindlicher Kälte zurück. Die Geschütze wurden
vorläufig auf dem Taku-Platz aufgestellt.
Während unserer Abwesenheit war leider ein Kamerad am Typhus verstorben und
auf dem englischen Friedhofe unter militärischen Ehren beigesetzt worden.
Jetzt mussten wir noch einige Male nach Tongku und Maultiere holen. Über
deren Störrigkeit will ich lieber ganz schweigen, gesagt sei nur, dass bei
den Reitversuchen öfters der Reiter mitsamt dem Sattel und Zaumzeug an der
Erde saß, während der Muli (unser Scherzwort für Maultier), ohne etwas am
Reitzeug zerrissen zu haben, die Flucht ergriff und sich aus sicherer
Entfernung mit seinem oft verwünschten Eselgeschrei noch über seinen
abgesetzten Reiter lustig machte.
Einige andere Kolonnen bekamen diese Maultiere und wir von den betreffenden
Kolonnen die uns noch fehlenden Pferde, so dass wir jetzt zu unseren 37
Fahrzeugen die etatsmäßige Stärke von 195 Pferden hatten, die in unserem
festgebauten massiven Stall in einem Stallzelt und in einigen kleinen
chinesischen Häusern hinter dem Tivoli untergebracht waren.
Das Reiten und fahren ging nun wieder tüchtig los und zwar an Vor- und
Nachmittag.
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Fürst
Bismarck in See, 1 Uhr. Mittags ein paar Becken gekauft. Schießen. Heute
Post nichts bei. |
Freitag,
14. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Schönes
sonniges Wetter. Schießen. Post nichts dabei. Abends wieder etwas stürmisch.
Hier ist es merkwürdig, freitags bis dienstags stürmisch, dann immer
gutes Wetter. Das ist schon so, so lange wir hier vor Wusong vor Anker
liegen. |
Samstag,
15. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Konzert
in Shanghai, sehr voll, große Erfolge. |
Sonntag,
16. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
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8
Morgenmusik beim Generalkonsul. Als Geschenk 1 Kiste Zigarren, 1 Kiste
(48) Flaschen Münchner Bier. mittags an Bord großes Dinner beim Admiral,
abends bei den Offizieren. |
Montag,
17. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Großes
Boots und Landungsmanöver. Herrliches Wetter. |
Dienstag,
18. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
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Herrliches
Wetter. 11 Uhr bekamen wir eine Depesche dass S.M.S. Gneisenau
untergegangen ist, mit starken Verluste von Menschenleben. Es darf daher
kein Spiel geführt werden. |
Mittwoch,
19. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Nähere
Depesche schreibt heute: 'Gneisenau 136 Tote (lt. aktuellen Quellen sind
41 Tote bestätigt) darunter der Kapitän Kretschmann und Kptl. Bernghaus'.
Heute Postdampfer, nichts dabei. Schießübung bis 9 Uhr abends. Anker auf
8 Uhr bis 6 Uhr abends. |
Donnerstag,
20. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Schießen
bis 10 Uhr nachts. ¼ v. 10 fuhr ich 2 Depeschen halber mit S90 nach
Shanghai, 5 Uhr zurück. |
Freitag,
21. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Großes
Klar Schiff und Landungsmanöver. Es wurde mit Maximgeschützen scharf
geschossen auf Scheiben in Schlepp. 12 Uhr Anker auf zum Kohlen nehmen auf
unseren alten Ankerplatz. 1 Uhr kam ein englischer Kreuzer, im Hafen
salutierend. Salut wurde erwidert. 3 Uhr mehrere Dampfer, darunter 2 große
Deutsche. Brandenburg 3 Uhr Landungsmanöver.
|
Samstag,
22. Dezember |
Kollektivnote der Vertreter der Mächte in Peking an
die chinesische Regierung
„Im Laufe der Monate Mai, Juni, Juli und August
laufenden Jahres sind in den nördlichen Provinzen Chinas schwere Unruhen
ausgebrochen und Verbrechen ohne Gleichen in der Geschichte der Menschheit,
Verbrechen gegen das Völkerrecht, gegen die Gesetze der Humanität und gegen
die Civilisation sind unter besonders verabscheuungswürdigen Umständen
begangen worden.
Folgende sind die hauptsächlichen Verbrechen:
1. Am 20. Juni wurde Se. Excellenz Baron von Ketteler, Gesandter von
Deutschland, auf dem Wege ins Tsungli Yamen in Ausübung seiner
Amtsthätigkeit von Soldaten der regulären Armee ermordet, die hierbei im
Auftrage ihrer Vorgesetzten handelten.
2. Am selben Tage wurden die fremden Legationen angegriffen und
belagert. Diese Angriffe folgten einander ohne Unterbrechung bis zum 14.
August, an welchem Datum die Ankunft der fremden Truppen ihnen ein Ende
bereitete. Sie wurden von regulären Soldaten verübt, die sich den Boxern
anschlossen und den aus dem kaiserlichen Palast kommenden Befehlen des Hofes
folgten.
Zur gleichen Zeit liess die chinesische Regierung durch ihre Vertreter bei
den Mächten officiell erklären, dass sie die Sicherheit der Legationen
verbürge.
3. Am 11. Juni ist der Kanzler der japanischen Gesandtschaft Sugiyama
in Erfüllung einer amtlichen Mission an den Stadtthoren durch Reguläre
getödtet worden.
In Peking und in mehreren Provinzen sind von Boxern und regulären Truppen
Fremde ermordet, gefoltert oder angegriffen worden und hatten letztere ihr
Heil nur ihren eigenen hartnäckigen Widerstandsleistung zu danken. Ihre
Niederlassungen sind geplündert und zerstört worden.
4. Die Friedhöfe der Fremden in Peking sind bekanntlich profanirt,
die Gräber geöffnet und die Gebeine verstreut worden.
Diese Ereignisse haben die fremden Mächte dahingeführt, ihre Truppen nach
China zu schicken, um die Existenz ihrer Vertreter und Staatsangehörigen zu
beschützen und die Ordnung wiederherzustellen.
Auf ihrem Marsch nach Peking sind die verbündeten Armeen auf den Widerstand
chinesischer Heere gestossen und haben sie durch Gewalt besiegen müssen.
Nachdem China seine Verantwortlichkeit anerkannt, sein Bedauern bezeigt und
den Wunsch zu erkennen gegeben hat, die Situation beendet zu sehen, welche
durch die angeführten Unruhen geschaffen worden ist, haben die Mächte
beschlossen, seiner Bitte unter den nachfolgenden, unwiderruflichen
Bedingungen Gehör zu geben, welche sie als unerlässlich ansehen, um die
begangenen Verbrechen gutzumachen und deren Erneuerung vorzubeugen.
Artikel I. a) Entsendung einer durch einen
kaiserlichen Prinzen geführten Specialgesandtschaft nach Berlin, um das
Bedauern Sr. Majestät des Kaisers von China und der chinesischen Regierung
über die Ermordung weiland Sr. Excellenz des Barons von Ketteler, Gesandter
Deutschlands, auszudrücken.
b) Errichtung eines dem Range des Verstorbenen angemessenen
Erinnerungsdenkmales an der stelle, wo der Mord stattgehabt hat, welches
eine in lateinischer, deutscher und chinesischer Sprache abgefasste
Inschrift zu tragen hat, die das Bedauern des Kaisers von China über das
begangene Verbrechen ausdrücken soll.
Artikel II. a) Die strengste, ihren Verbrechen angemessene Strafe für
die im Edict vom 25. September bezeichneten und die noch von den Vertretern
namhaft zu machenden Personen.
b) Suspendirung aller für die Erlangung von Aemtern vorgeschriebenen
Prüfungen auf die Dauer von fünf Jahren in allen Städten, wo Fremde
massacrirt worden sind oder grausame Behandlung erfahren haben.
Artikel III. Die chinesische Regierung wird der japanischen Regierung
Ehrengenugthuung für die Ermordung des Kanzlers der japanischen Botschaft,
Sugiyama, gewähren.
Artikel IV. Von der chinesischen Regierung wird in jedem der
profanirten fremden oder internationalen Friedhöfe, deren Gräber zerstört
worden sind, ein Sühnemonument errichtet werden.
Artikel V. Aufrechterhaltung des Verbotes der Einfuhr von Waffen, wie von
Material, das ausschliesslich für die ‚Erzeugung von Waffen und Munition
dient; die näheren Bedingungen hiefür werden noch von den Mächten
festgesetzt werden.
Artikel VI. a) Angemessene Entschädigung für die fremden Staaten,
Gesellschaften und Privaten, ebenso wie für jene Chinesen, welche im Laufe
der Begebenheiten deswegen an ihrer Person oder an ihrem Besitz Schaden
erlitten haben, weil sieim Dienste Fremder standen.
b) China wird finanzielle Massregeln ergreifen, die für die Mächte
annehmbar sind, um die Bezahlung der besagten Indemnitäten und den
Anleihedienst zu garantiren.
Artikel VII. Jede Macht hat das Recht, eine Wache für ihre
Gesandtschaft aufzustellen, und alle zusammen, das Diplomatenviertel in
vertheidigungsfähigen Zustand zu versetzen. Chinesen werden nicht das Recht
haben, im genannten Viertel zu wohnen.
Artikel VIII. Die Forts von Taku und jene, welche den freien verkehr
zwischen Peking und der See verhindern könnten, werden geschleift werden.
Artikel IX. Das Recht für die Mächte, gewisse Punkte, welche sie in
gegenseitigem Uebereinkommen bestimmen werden, militärisch zu besetzen, um
den freien Verkehr zwischen der Hauptstadt und dem Meere aufrecht zu
erhalten.
Artikel X. Die chinesische Regierung wird während zwei Jahren in
allen Unterpräfecturen ein kaiserliches Edict folgenden Inhalts öffentlich
anschlagen lassen:
a) Immerwährendes Verbot, unter Todesstrafe einer fremdenfeindlichen
Gesellschaft anzugehören.
b) Aufzählung der Strafen, welche den Schuldigen auferlegt worden
sein werden, einschliesslich der Suspendirung aller Prüfungen in den
Städten, wo Fremde ermordet oder grausam behandelt worden sind.
c) Ein kaiserliches Edict wird zu erlassen und im ganzen Reiche zu
veröffentlichen sein, welches erklärt, dass die Generalgouverneure,
Gouverneure und Provinz- oder Localfunctionäre für die Ordnung in ihren
Bereichen verantwortlich sein werden und dass diese Functionäre im Falle
neuerlicher fremdenfeindlicherer Unruhen oder wenn andere Verletzungen der
Verträge nicht sofort unterdrückt und die hieran Schuldigen nicht bestraft
werden sollten, sogleich abberufen werden, noch neue Ehren erhalten zu
können.
Artikel XI. Die chinesische Regierung verpflichtet sich, über jene
Ergänzungen zu verhandeln, welche die fremden Regierungen hinsichtlich der
Handels- und Schiffahrtsverträge und anderer in die Handelsbeziehungen
einschlägigen Angelegenheiten für nöthig erachten, um diese letzteren zu
erleichtern.
Artikel XII. Die chinesische Regierung verpflichtet sich, den Dienst
der auswärtigen Angelegenheiten zu reformiren und das Hofceremoniell
bezüglich des Empfanges der fremden Vertreter in jenem Sinne abzuändern,
welchen die Mächte angeben werden.
Solange als die chinesische Regierung nicht die zur Genugthuung der Mächte
den oberwähnten Bedingungen nachgekommen ist, sind die Unterzeichneten nicht
im Stande, das Ende de Besetzung von Peking und der Provinz Petschili durch
die internationalen Truppen in Aussicht zu stellen.“
Peking, 22. December 1900
Für Deutschland gezeichnet Mumm,
“ Oesterreich-Ungarn “
Czikann,
“ Belgien “ Joostens,
“ Spanien “ Cologan,
“ Vereinigte Staaten
“ Conger,
“ Frankreich
“ Pichon,
“ Grossbritannien “ Satow,
“ Italien “ Salvago-Raggi,
“ Japan “ Nissi,
“ Niederlande “ Knobel,
“ Russland “ Giers.
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Ankunft
unserer Weihnachtsbäume aus Japan. Nachmittag 1 Uhr Anfang mit Kohlen übernehmen.
8 Uhr abends fertig. |
Sonntag,
23. Dezember |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
In
Shanghai Konzert gehabt. Wie immer voll. Es war auch eine russische Fürstin
anwesend mit Gefolge. Hela hier eingetroffen. |
Montag,
24. Dezember
Heiligabend |
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
Am
24. Dezember hatten wir vormittags ein paar Stunden Reiten, nachmittags
Abmarsch zum Kirchgang in einem großen früheren Warenaufbewahrungsraum,
der zur Kirche umgewandelt worden war. Ein herrlich im Lichterglanze
strahlender Weihnachtsbaum erinnerte an die Leiben und vergangene
Festesfreuden in der fernen Heimat.
Als das Lied: "Stille Nacht, heilige Nacht" verklungen war,
sprach der Prediger. Er gedachte der Lieben daheim, wie die Eltern der
Chinakämpfer wohl ihre Weihnacht feiern mochten, wie die einen vielleicht
gerade die Nachricht vom Tode ihres Sohnes erhalten hätten und nun
traurig bei einem schmucklosen, kleinen Baum säßen, indes andere die
Briefe aus dem fernen Osten studierten und sich auf die Rückkehr des
Sohnes freuten.
"Vom Himmel hoch da komm ich her",
"Oh du fröhliche, o, du selige, gnadenbringende
Weihnachtszeit"
wurde gesungen, von einer Musikkapelle begleitet, und zurück ging's dann
in die Quartiere.
In unserer Stube stand bei unserem Eintritt ebenfalls ein strahlender
Weihnachtsbaum. Dann erhielten wir unsere Geschenke, Liebesgaben aus der
Heimat: Wein, Zigarren, Tabak, Tonpfeifen, Zigaretten, Seife, Kämme und
Strümpfe. Außerdem gab es abends in der Küche Glühwein, was alles dazu
beitrug, die Feststimmung zu erhöhen. Beim Gesang der schönen
Weihnachtslieder ging der heilige Abend zu Ende.
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Morgenmusik
beim Generalkonsul. Nachmittags Dinner an Bord. Einladungen von Land und
Brandenburg beim Admiral. |
Dienstag,
25. Dezember
1.
Weihnachstag |
Tage-Buch über meine
Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Weihnachten
wird gefeiert, hatten eine Fichte als Tannenbaum, schöne Erinnerungen an
die Heimat. Jeder bekommt einige Cigarren eine Flasche Bier, Schokolade
u.a. Taschentuch. Alles gut verlaufen.
Wenn
Sie auf die Zeitung klicken, erscheint diese vergrößert
Die
No. 599 des "PEKINGER TAGEBLATTS" erscheint mit einer
Tages-Auflage von 50.000 Exemplaren.
Nachfolgend ein paar Auszüge:
U N S E R E F E L D D R U C K E R E
I.
Das beruehmte Tsungli-Yamen, welches seit der Ermordung des deutschen
Gesandten vielfach das Tagesgespraech bildete, wurde bei der Einnahme
Pekings von den Russen in Besitz genommen, ging jedoch nach Abzug
derselben in deutsche Haende ueber. Die im Yamen befindliche Druckerei
sollte bald zum Nutzen der in Peking anwesenden Truppentheile in Betreib
gesetzt werden, aber die Furchtbarkeit des Krieges hatte auch hier die
Spuren arger Verwuestung hinterlassen, wovon die vorhandenen Maschinen
sowohl, als auch die in einem besonderen Raum befindlichen europaeischen
Typen Zeugnis gaben. Waehrend zwischen dem chinesischen Typenmaterial fast
die groesste Ordnung vorhanden war, fand man bei dem europaeischen gerade
das Gegentheil, denn die Wuth der Bevoelkerung schien sich sogar den
unscheinbaren Buchstaebchen zugewandt zu haben, da dieselben theilweise
zerbrochen oder verschuettet waren.
Alle Aussicht auf eine ordnungsmaessige Wiederherstellung des ehemals so
grossen Betriebes schien anfangs geschwunden; mussten doch saemtliche
Maschinen vollstaendig renoviert und, was weit schlimmer war, die
einzelnen Lettern wieder sortiert und in Kaesten gelegt werden. Unter der
Leitung des Herrn Leutnants v. Stockhausen ging es mit unermuedlichem
Fleisse ans Werk des Wiederaufbeuens und man muss unwillkuerlich seine
Bewunderung aussprechen, wenn man jetzt die Druckerei betritt.
In dem Raume, in welchem die europaeischen Typen anfangs ein wuestes Chaos
bildeten, sind dieselben jetzt nach Moeglichkeit sortiert und kunstgerecht
in Kaesten geordnet. Drei Setzer entfalten hier ihre Thaetigkeit, von
denen der aelteste, Gefr. Beckmann, gleichzeitig den inneren Betrieb der
Druckerei leitet, waehrend der Muskt. Hübner und Seesoldat Roedinger sich
ganz der Herstellung der einzelnen Satzarten widmen.
Im Maschinenraum sind jetzt fast alle Pressen in Betreib, waehrend die
noch nicht gangbaren von musketier Scholz in Stand gesetzt werden. Die
Seesoldaten Nestler, Meyer und Verra sind hier mit der Anfertigung der
Drucksachen beschaeftigt, welche bei den immerhin nur fuer chinesische
Zwecke eingerichteten Maschinen eine gewisse Schwierigkeit bereitet.
Selbst das chinesische Papier muss, um zum Drucke ueberhaupt verwendbar zu
werden, erst gehoerig gepresst und in Ermangelung einer Schneidemaschine
mit einem Messer zugerichtet werden, mit welcher Arbeit der Muskt.
Holtermann betraut worden ist. Aber die Jünger Gutenbergs lassen sich den
Ruhm nicht nehmen, auch unter den schwierigsten Verhaeltnissen den an sie
gestellten Anforderungen zu entsprechen.-
Waehrend frueher in dem so umfangreichen Yamen (in Folge des
Krieges) ein wuestes Durcheinander bestand, erfreut man sich jetzt der
immer mehr zunehmenden Ordnung und Sauberkeit. Der Seesoldat Birschkus,
welcher mit der Wahrnehmung der aeusseren Wirtschafts-Angelegenheiten
betraut worden ist, hat mit Huelfe ihm zur Verfuegung gestellter
chinesischer B a u h a n d w e r k e r (!) zunaechst die Wohnungen fuer
saemmtliche Betriebs-Angehoerigen eingerichtet. Eine Anzahl Kulis sind
auch jetzt noch unter seiner Aufsicht mit den Aufraeumarbeiten
beschaeftigt, so dass binnen kurzer Zeit wieder einigermassen geordnete
Zustaende im ganzen Yamen eintreten werden.
______________________________________________________________________________
B
E D I N G U N G E N F U E R P O S T S E N D U N G
E N.
Unsere verehrten Leser seien an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen,
dass Postpackete auch waehrend des Winters zur Befoerderung in die Heimath
angenommen werden und geben wir im Nachstehenden die Bedingungen, unter
denen die Annahme erfolgt:
Postpackete muessen in starke Kistchen verpackt oder besser in Leinewand
genaeht sein.
Zubehoer: 1 Packetadresse, 1 Zollinhaltserklaerung.
Groesste Ausdehnung bez. Raumgroesse: 30 Kubikdcm.
20 Centimeter 20 Centimeter 30 Centimeter
25 Centimeter 30 Centimeter 30 Centimeter
60 Centimeter 50 Centimeter 33 Centimeter
---------------- ---------------- ----------------
30 Kubikdcm. 30 Kubikdcm. 29,7
Kubikdcm.
Hoechstgewicht: 5 kg.
Postpackete nach Deutschland kosten:
a) über Bremen (Hamburg) bis 1 kg 1 Mk. 60Pf.
1 bis 5 kg 2 " 40 "
b) über
München
bis 1 kg 2 " 60 "
1 bis 5 kg 3 " 20 "
Feld-Postkarten und -Briefe, sowie Geldsendungen bis zu 800 Mark werden
portofrei befoerdert.
______________________________________________________________________________
Anmerkung
Die schwarzen Punkte mitten im Satz bedeuten das kleine Z!; da die Schrift
speziell nur fuer englischen Satz eingerichtet ist, und im englischen
selten ein Z! vorkommt, waren wir gezwungen, zu diesem ungewoehnlichen
Hilfsmittel zu schreiten.
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von
Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
Am
ersten Feiertage erhoben wir uns etwas später als gewöhnlich aus den
"Federn", um die Pferde zu füttern.
Den Nachmittag verlebten viele im Tivoli, wo ebenfalls ein herrlicher Baum
aufgestellt war. Dieser, die Weihnachtszigarren und ein guter Trunk mußten
die Heimat ersetzen.
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Große
Bescherung 5 ½ Uhr nachmittags. Die Deckoffiziere kamen nachmittags alle
von Brandenburg zu uns. Vormittags Übernahme von Bier aus Deutschland.
500 Kisten Kantine, 700 Kisten Deckoffiziermesse, 800 Kisten Offiziere, außer
Butter, Schnittbohnen u.s.w. Nachts 12 Uhr bekam ich eine Depesche von
Land. Kirche Vormittag nach der Musterung. Abschiedsessen von Leutnant
Gibler, kommt auf die Brandenburg.
|
Mittwoch,
26. Dezember
2.
Weihnachstag |
"Aus
dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der
Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
Der
zweite Festtag war jedoch für uns kein solcher mehr, er fand uns schon
wieder bei unseren vierbeinigen Lieblingen im Tiergarten (Pferdestall),
denn -- im Felde gibt es nicht viel Feiertage
Fortsetzung: Reise nach China –
S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Wieder
große Musterung. Nachmittags alle Deckoffiziere auf Brandenburg. |
Donnerstag,
27. Dezember |
Ein kaiserliches Edikt ermächtigt die
chinesischen Unterhändler zur Annahme der Bedingungen der fremden Mächte vom
22. Dezember.
Tage-Buch über meine Erlebnisse in
China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Wachdienst
und Wache
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
Am
27. erhielten wir schon wieder die traurige Kunde, ein zweiter unserer
Kameraden war dem Typhus erlegen und wurde am nächsten Tage beerdigt.
Fortsetzung: Reise nach China –
S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Herrliches
Wetter. War heute an Land. Mittags kam Post. Ich hatte eine Karte aus
Ritteburg von Louisen, 1 Brief von B. Kirkowsky aus Gertemünde.
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Freitag,
28. Dezember |
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Wachdienst
und Wache
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Geburtstag
des Obermaschinist Berndt. Am Schiff wird außen die Farbe abgeklopft und
abgekratzt. Wörth heute Nachmittag von Nagasaki hier eingetroffen.
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Samstag,
29. Dezember |
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Gottesdienst.
Nachm. Ausgehen.
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Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Etwas
windig. Großes rein Schiff. Abends in Shanghai Konzert, sehr voll. Habe
von Herrn Fondey eine silberne chinesische Kriegsdschunke geschenkt
erhalten und ein wertvolles Buch mit Zeichnungen chinesischer Sitten.
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Sonntag,
30. Dezember |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Hauptsächlich
nur Wache und Arbeitsdienst, weniger exerzieren, hin und wieder kleiner
Übungsmarsch.
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
...vormittags
war Kirchgang, am Nachmittag wurden die Pferde nach Farbe zugweise
eingeteilt und nachdem fand eine genaue Geschirrverpassung statt.
Fortsetzung: Reise nach China –
S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Fünf
Uhr, Morgenmusik beim Generalonsul. Mittags großes Dinner an Bord beim
Admiral. 18 Gedecke, die meisten Damen von Land mit S92 von Shanghai
gekommen. Um 12 ¼ Uhr zurück. Besuch von der Wörth in unserer Messe.
Der Kommandant
ist mit nach Shanghai gefahren.
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Montag,
31. Dezember
Silvester |
Heute wurde der Attentäter Enhai hingerichtet.
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
...
Fahrübung auf dem Taku-Platz, abends brachte uns Glühwein in
Sylvesterstimmung. Das Konzert dazu lieferte einer unserer Trompeter, der
von anderen auf improvisierten Pauken und Trommeln begleitet wurde, was
natürlich eine liebliche Musik abgab.
Am Tag der Hinrichtung des Attentäters Enhai,
wurde das Grab des Freiherrn von Ketteler von den chinesischen Behörden
festlich geschmückt.
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Vorbereitung
zu Neujahr. 11 ¾ Uhr nachts die Musik auf die Laufbrücke. Punkt 12 Uhr
1. 'Nun danket allen Gott' 2. 'Nun lasst uns gehen und beten' 3. 'Stolz
weht die Flagge schwarz weiß rot' 4. 'Deutschland über alles', geblasen.
Es war eine herrliche Feier (Ein großer Stern 5m Durchmesser, elektrisch,
darunter 1901 3m hoch, ebenfalls elektrisch. Alle Mann waren an Deck und
haben kräftig gesungen. Nachdem waren in unserer Messe bis 5 ½ Uhr früh
der Oberzahlmeister, Oberingenieur, I. Offizier Graf von Zeppelin, Lieber
und Pfahl. |