Sonntag, 01. Juli |
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Die Chinesen stürmten die
deutsch Barrikade auf der Mauer u. trieben sie zurück. 10 Engländer u. 4
Deutsche hielten zur Zeit die Barrikade. Die Chinesen kamen in solcher Übermacht
u. großer Zahl, daß die Marine die Barrikade verlassen u. sich zurück
ziehen mußten. Die Chinesen sind nun uns Amerikaner vom u. im Rücken auf
der Mauer. Um 10 Uhr Morgens rückten sie nun auf beiden Seiten auf uns
ein u. wir mußten uns von der Mauer zurück ziehen. Wir trieben nun die
Chinesen mit Hilfe welcher Russen zurück u. besetzten unsre Barrikade
wieder, es gelang uns nicht, sie wieder von der deutschen Barrikade zu
treiben. Wir bauten jetzt eine Barrikade auf der Mauer gegen die deutsche
Gesandschaft, um uns vor dem Kugelregen den die Chinesen unaufhöhrlich
auf unsern Rücken entsanden ein wenig zu schützen. Hauptmann RAY u. zwei
Mann wurden bei der Arbeit schwer verwundet. Gemeinder KENNEDEy206 wurde
hinter unsrer Barrikade durch ein Schießloch getötet u. ein Mann
verwundet.
|
Montag,
02. Juli |
Als
die ersten deutschen Truppen am 2. Juli in Wilhelmshaven an Bord der
Dampfer "Frankfurt" und Wittekind" in See gingen,
da redete
der allerhöchste Kriegsherr seine Mannschaften unter anderem
folgendermaßen an:
"Mitten in den tiefsten
Frieden hinein, für mich leider nicht unerwartet, ist die Brandfackel des
Krieges geschleudert worden. Ein Verbrechen, unerhört in seiner
Frechheit, schaudereregend in seiner Grausamkeit, hat meinen bewährten
Vertreter getroffen und dahingerafft. Die Gesandten anderer Mächte
schweben in Lebensgefahr, mit ihnen die Kameraden, die zu ihrem Schutze
entsandt waren. Vielleicht haben sie schon heute ihren letzten Kampf
gekämpft. Die deutsche Fahne ist beleidigt und dem Deutschen Reiche Hohn
gesprochen worden. daß verlangt exemplarische Bestrafung und Rache.
Ihr werdet einem Feinde gegenüberstehen, der nicht minder todesmutig ist,
wie ihr. Von europäischen Offizieren ausgebildet, haben die Chinesen die
europäischen Waffen gebrauchen gelernt. Gott sei Dank, haben eure
Kameraden von der Marine-Infanterie und meiner Marine, wo sie mit ihnen
zusammengekommen sind, den alten deutschen Waffenruf bekräftigt und
bewährt und mit Ruhm und Sieg sich verteidigt und ihre Aufgaben gelöst.
So sende ich euch nun hinaus, um daß Unrecht zu rächen, und ich werde
nicht eher ruhen, als bis die deutschen Fahnen vereint mit denen der
anderen Mächte siegreich über den chinesischen wehen und, auf den Mauern
Pekings aufgepflanzt, den Chinesen den Frieden diktieren. Ihr habt gute
Kameradschaft zu halten mit Russen, Engländer; Franzosen, wer es auch
sei, sie fechten alle für die Sache, für die Zivilisation.
Wir denken auch noch an etwas Höheres, an unsere Religion und die
Verteidigung und den Schutz unserer Brüder da draußen, welche zum Teil
mit ihrem Leben für ihren Heilland eingetreten sind. Denkt auch an unsere
Waffenehre, denkt an diejenigen, die vor euch gefochten haben, und zieht
hinaus mit dem alten brandenburgischen Fahnenspruch:
Vertrau' auf Gott, dich tapfer wehr',
Daraus besteht dein' ganze Ehr'!
Denn wer's auf Gott herzhaftig wagt,
Wird nimmer aus der Welt gejagt.
Die Fahnen, die hier über euch wehen, gehen zum erstenmal ins Feuer. Daß
ihr mir dieselben rein und fleckenlos und ohne Makel zurückbringt! Mein
Dank und mein Interesse, meine Gebete und meine Fürsorge werden euch
nicht verlassen, mit ihnen werde ich euch begleiten!"
(zitiert aus "Ein guter Kamerad" Freundesworte für
unsere Freiwilligen nach China, S.1-2, herausgegeben von der Christlichen
Traktat-Gesellschaft zu Kassel o. Jhr.)
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Tag u. Nacht eine fortwärende
Schlacht. Wir sind immer auf Wache an Schlaf ist gar nicht mer zu denken.
Die Chinesen auf Westen haben sich im Finstern der Nacht sich bis auf 10 m
an uns herangeschlichen u. sich dort verschanzt. Sie schleichen sich uns
immer näher. Wir können sie sprechen höhren u. sie uns.
|
Dienstag, 03. Juli |
Heute liefen die
Truppentransporter Wittekind und Frankfurt von Wilhelmshaven in
Richtung des chinesischen Kriegsschauplatzes aus. An Bord befanden sich
neben den beiden Seebataillonen noch 38 zweispännige und 8 sechsspännige
Fahrzeuge, sowie eine fahrende Feldbatterie (mit sechs 8,8cm Geschützen),
eine Pionierkompanie mit Telegrafisten, eine Sanitätskompanie und Teile
der Feldbäckerei Kolonne. Insgesamt 2.526 Mann.
57 Offiziere
22 Portepeeunteroffiziere
170 Unteroffiziere
2.146 Mannschaften
34 Spielleute
42 Hoboisten
9 Sanitätsoffiziere
20 Sanitäter
3 Oberzahlmeister der Marine
8 Verwaltungsunterpersonal
2 Pfarrer
1 Dolmetscher
12 Mann zugeteiltes seemännisches Personal
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
In letzter Nacht sind uns die
Chinesen im Dunkeln bis an unsre Barrikade auf den Leib gerückt. Sie
schoben einen Stein nach dem andern vor u. kamen so unter Deckung hinter
unsre Barrikade, wo sie nun einen Art Thurm errichten u. auf uns
herabsehen können. Die Barrikade ist etwa 1 '/, in hoch u. '/, in breit,
wir sind auf einer Seite u. die Chinesen liegen auf der andern. Um '/, 3
Uhr Morgens springen wir 25 Amerikaner mit unsrem CAPT. MEYERS über die
Mauer unter die Chinesen. Die Nacht war so finster, daß wir Feind von
Kamerad fast nicht unterscheiden konnten. Es lagen etwa 600 Chinesen
hinter der Mauer. Wir haten nun eine Hand zu Hand Gefecht mit Bayonet u.
Gewehrkolben. Es war ein unbeschreiblicher Tumult u. Geschrei, die
Chinesen schrien u. wir auch. Nach etwa 20 Minuten gelang es uns sie davon
zu jagen, trotzdem sie uns vielfach überlegen waren. Zwei von uns wurden
getötet u. verwundet. Unser Hauptmann wurde mit einem Spieß durch das
Bein gestochen .2)' Die Chinesen lagen in Haufen tot auf dem Kampfplatz.
Wir eroberten viele Gewehre, Schwerter u. Spieße auch 3 Standarten oder
Flaggen. Wir besetzten nun die Chinesische Barrikade.
|
Mittwoch 04. Juli |
FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912
8.
Tag des 6. Mondes – 11 Uhr vormittags. Yü Hsien's Schwiegersohn Chi
Shou-ch'eng kam und plauderte lange mit mir. Die Stadt wurde
ununterbrochen beschossen, solange er zugegen war und südlich von meinem
Hause, dicht an der Mauer der Kaiserstadt, waren Soldaten Li Ping-heng's
damit beschäftigt, auf einem Gerüst Geschütze aufzustellen. Sie sind
alle noch sehr ergrimmt auf Jung Lu, der sich weigert, seine Geschütze
her zu leihen und seine Truppen sind ihm so ergeben, daß es
ausgeschlossen ist, sie zum Ungehorsam zu bestechen. Jung Lu's Mut ist
wirklich außerordentlich. Er zitierte neulich daß Wort: "daß er in
den tagen des verruchten Herrschers (gemeint
ist Prinz Tuan) seine Zeit am
Gestade der rauen Nordsee zubringe und die Reinigung des Reiches
abwarte" (Zitat nach Menzius). Man sagt mir, Prinz Tuan habe sich in
Besitz eines der Kaiserlichen Siegel gesetzt, um so zu geeigneter Zeit
seinen Sohn zum Kaiser ausrufen zu können. Aber wenn der Alte Buddha dies
erfährt, und daß ist sehr wahrscheinlich, sieht es böse für Prinz Tuan
aus.
Chi Shou-ch'eng sagt mir, Yü Hsien habe der Kaiserinwitwe eine
Denkschrift in Hinsicht auf die Missionare in Shansi überreichen lassen.
Vor zehn Tagen hatte sie ihm ein Geheimdekret gesandt, in dem es hieß:
"Töte alle Fremden, wo du sie auch immer findest. selbst wenn sie
sich rüsten, deine Provinz zu verlassen, so müssen sie erschlagen
werden." Es scheint, daß der Alte Buddha die Entsendung des Erlasses
an jeden hohen beamten in den Provinzen angeordnet hat, aber es wird jetzt
berichtet, daß Tuan Fang, der stellvertretende Gouverneur in Shensi, und
Yü Chang, der Gouverneur von Honan, samt den Großbeamten in der Mongolei
daß Edikt in durchaus anderer Form erhalten haben, den daß Wort "töten"
ist in daß Wort "schützen" gewandelt. Man fürchtet, irgendein
verräterischer Minister sei dafür verantwortlich, aber niemand wagt es,
Ihre Majestät davon zu verständigen. Auf Yü Hsien's letzte Denkschrift
hat sie folgende Entgegnung erlassen, die mit den schnellsten Expreß-Botenreitern
nach Tai-Yuan fu übermittelt wurde: "Ich befehle, daß alle Fremden,
Männer, Weiber und Kinder, alt oder jung, kurzerhand hingerichtet werden.
Daß keines entrinne, damit mein Reich von dieser lästigen Ursache des
Verderbnisses gesäubert und meinen treuen Untertanen der Friede
wiedergeschenkt werde." Chi-Shou-ch'eng erzählt mir, daß Yü Hsien's
Haß gegen die Fremden durch seine Frau genährt werde, vor der er höllischen
Respekt hat. Er selbst hat sich während seiner kurzen Regierungszeit in
Tai-Yüan einen trefflichen Ruf wegen unbestechlicher Gerechtigkeit
erworben. Auch sagt er, dies letzte Dekret habe Prinz Chuang ungemein
gefallen. Jung Lu hat versucht, den Erlaß zu verhindern und hat den Alten
Buddha gefragt, ob daß wohl für China ruhmvoll sei, Weiber und Kinder zu
töten. Er soll gesagt haben: "Wir werden daß Hohngelächter der Welt
erwecken und der weltbekannte Ruf der Güte und Freundlichkeit des Alten
Buddha wird schwer leiden.! "Jawohl," hat die Kaiserinwitwe
geantwortet, "aber deine Fremden wünschen mich abgesetzt zu sehen
und ich zahle nur alte Schulden heim. Von den tagen Tao-Kuang's her hat
dieser aufrührerische Gast seinen Wirt misshandelt und es ist an der
Zeit, daß männiglich wisse, wer der wirkliche Herr im Hause ist."
Gestern
Nachmittag begab sich die Kaiserinwitwe mit mehreren Hofdamen zu einer
Bootspartie nach dem Winterpalast. Die andauernde Beschießung der Französischen
Kathedrale verursachte ihr indessen Kopfschmerz und sie entsandte daher
einen diensttuenden Kammerherrn, um dem am Hsi Hua tor befehligenden
Offizier den Auftrag zu geben, daß Schießen bis zu ihrer Rückkehr in die
Verbotene Stadt einzustellen.
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Die Chinesen haben sich
wahrscheinlich von der vorigen Nacht nichterholt. Sie sind heute ein wenig
ruhiger. Wir gebrauchen jetzt die eroberte Aminition u. Gewehre, weil wir
das unsrige sparen müssen. Einer von uns verwundet.
|
Donnerstag, 05. Juli |
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Gegenseitiges Schießen den
ganzen Tag. Chinesische Scharfschützen sitzen auf Dächer hinter den
Schornsteinen auf Bäume hinter Mauern u.s.w. [und schießen] auf jeden
der sich von uns zeigt. Viel Schwierigkeiten macht uns ein JOSS Tempel (Götzenhaus),
west von uns wo die chinesischen Scharfschützen sitzen u. wir können
ihnen nicht beikommen.
|
Freitag,
06. Juli |
|
Samstag, 07. Juli |
FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912
11.
Tag des 6. Mondes – Yü Lu hat eine lächerliche Denkschrift
eingereicht, in der er die Gefangennahme von vier Kamelen sowie die Tötung
vieler Fremder in Tientsin berichtet. Jung Lu hat ihm geraten, den Angriff
auf die Fremdenniederlassung einzustellen. Was Jung Lu anbelangt, so höre
ich, daß kürzlich Tung Fu-hsiang einen Manschu-Soldaten bestach, ihn zu
ermorden. Statt dessen verriet der Mann den Anschlag an Jung Lu. Dieser
Soldat ist ein Bruder jenes En Hai, der den fremden Teufel (Baron von
Ketteler) tötete und Tung dachte deshalb, er würde mit Freuden alles
tun, was dazu beitrage, die Gesandtschaften zu zerstören. Aber er ist ein
Stammgenosse von Jung Lu's Banner und wie Yü Kung-ssü, den Menzius den
besten Bogenschützen im Lande Wie nannte, "so konnte er es nicht über
sich bringen, den alten Häuptling zu erschlagen, der ihm die Kriegskunst
beigebracht." Jung Lu hat den Alten Buddha wiederum eine Denkschrift
eingereicht und erinnert sie daran an den bekannten Spruch aus den Frühlings-
und Herbst-Annalen (die Geschichte der Ereignisse unter der Chou Dynastie,
von Confuzius; eine der fünf klassischen Schriften), der besagt, daß die
Personen der fremden Gesandten in jedem zivilisierten Lande stets
unverletzlich sind. Dieser Angriff auf die Gesandtschaften, sagt er, ist
schlimmer als ein Frevel; es ist eine Dummheit, die für alle Zeiten gegen
China sprechen wird. Es scheine, Ihre Majestät sei der Absicht, daß,
weil eine kleine Nation wie der Transvaal eine große Macht wie England
niederzwingen könne, so auch China notwendigerweise mit Erfolg die ganze
Welt bekämpfen könne. Die beiden Fälle seien aber durchaus nicht
analog. Falls sofort Frieden geschlossen werde, so sei die Lage noch zu
halten, wenn aber die Gesandtschaften in Grund und Boden geschossen würden,
so würde es daß Ende der Manschu Herrschaft bedeuten. Er warnte Ihre
Majestät feierlich und sie scheint allmählich die Dinge von seinem
Gesichtspunkte aus zu betrachten. Diese Boxer können sicherlich reden
aber wenig handeln.
Böse Nachrichten sind heute in Bezug auf die Gefechte um Tientsin in den
Palast gedrungen und Ihre Majestät ist in schweren Sorgen, obgleich sie
noch nicht dem Gedanken Raum gibt, daß die fremden Räuber in Peking
eindringen können.
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Etwas ruhiger. Wechseln den
ganzen Tag Schüsse. Unser kleiner Haufen wird jeden Tag kleiner u. wenn
es so noch lange fort macht, sind wir bald nur noch die Hälfte. Zu essen
haben wir bald gar nichts mer. Auch sind bald alle mer oder weniger krank
von der schlechten Nahrung, noch schlechteres Wasser u. keinen Schlaf. Die
Chinesen haben etliche Kanonen vielleicht 100 in von unsrer Barrikade u.
werfen Granaten nach uns. Immerwährend schießen sie unsre Barrikade
zusammen u. wir liegen dahinter. Jedesmal wenn ein Schuß durch unsre
Barrikade reißt, bauen wir sie in aller Eile wieder auf damit wir
wenigsten vor Gewehrfeuer geschützt sind. Oft schießen die Chinesen zu
hoch u. die Granaten platzen unter den Chinesen die hinter uns liegen.
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Wurde ich plötzlich an Bord S.M.S. Kurfürst
Friedrich Wilhelm als Leiter der Geschwader Kapelle zu der Chinareise
kommandiert, musste noch denselben Tag die Reise nach Kiel per Bahn
antreten. Von da sollte die Fahrt nach China angetreten werden.
Die Berliner Morgenpost schreibt über eine Rede Wilhelm
II., deutscher Kaiser, zur Situation in China, 4. Jul. 1900
Die deutsche Fahne ist beleidigt
und dem Deutschen
Reiche Hohn gesprochen worden. Das verlangt
exemplarische Bestrafung und Rache."
|
Sonntag, 08. Juli |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
10 ½ Uhr war Gottesdienst an Bord durch den
Geschwaderpfarrer. 11 ½ Uhr kam S. Majestät an Bord, hielt erst den
Offizieren dann den Mannschaften eine Ansprache über den Zweck und die
Wirkungen des entstandenen Geschwaders. Der Divisionschef der II. Division
traf heute an Bord ein und übernahm das Kommando. Nachdem S. Majestät
die Ansprache gehalten hatte, dankte der Chef auf die Worte S. Majestät. |
Montag,
09. Juli |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Um 8 ½ warf die Hela als erstes
Schiff von der Boje los und lief in den Kanal ein. Darauf folgten die
anderen Schiffe der II. Div. von hinten anfangend. Um 10 h. warfen wir bei
schönem Wetter von der Boje los und passierten die im Hafen liegenden
Schiffe mit Hurrahrufen, die von den Schiffen ausgebracht und von uns
erwidert wurden, zum Schluss passierten wir S.M.S. Kaiser Wilhelm II. auf
dem sich S. Majestät befand unter brausenden Hurrarufen und unter den Klängen
‚Heil dir im Siegerkranz’. Nach dem Passieren des Schiffes wurden 33
Schuss Salut gefeuert. Um 10 ½ Uhr liefen wir in die Schleuse bei
Holtenau ein. Hier bot sich uns ein rührendes Bild, Unmengen von Menschen
waren versammelt um uns den letzten Gruß zu bringen. Blumen, Bouquets
wurden in Mengen an Bord geworfen. Tränen flossen in Strömen. Es war ein
festliches Auslaufen, da wir eine ungewisse Zeit vor uns haben. (2) Nach
etwa 10 Minuten langen Aufenthalt in der Schleuse gingen wir unter den Klängen
‚muss ich denn’ u.s.w. sowie ‚Heil dir im Siegerkranz’ aus der
Schleuse in den Kanal bekleidet von brausenden Hurras weiter. Bis
nachmittags 4 Uhr waren am Kanal überall Mengen von Menschen versammelt,
die uns die letzten Grüße zuriefen, zum Teil nebenher liefen. Um 4 Uhr
m. kamen wir bei Rendsburg an. Hier wurde uns erst von einer militärischen
Abteilung drei kräftige Hurras gebracht. Etwas später wurden die in
Rendsburg garnisonierte Infanterie und Train in Parade formiert und präsentierte
das Gewehr während unseres Passierens. Der Kommandeur hielt hoch zu Ross
noch eine rührende Ansprache, die mit drei Hurras schloss, in der die
Musik der 2 Kapellen einfiel, Menschen waren unzählig vertreten die es
nicht versäumen wollten, die Division zu beglückwünschen. Gegen 6 ½
kamen wir zu der Grüntaler Hochbrücke, hier hatte eine Batterie
Feldartillerie Paradeaufstellung genommen und salutierte mit 15 Schuss,
den wir 7 Schuss erwiderten, die Offiziere und 2 Unteroffiziere sprengen
nebenher einer derselben stürzte noch mit dem Pferde, trotz der späten
Zeit waren eine Menge Menschen am Kanal. Um 12 nachts kamen wir in Brunsbüttel
an, auch hier waren noch viele Menschen. ½ Stunde bleiben wir in der
Schleuse liegen, dann gingen wir unter dem Preußenmarsch und ‚muss ich
denn’ u.s.w. in die Elbe. |
Dienstag, 10. Juli |
Folgender
Tagesablauf bestimmt den Rhythmus an Bord des Lloyd-Dampfers
"Wittekind"
05:15
|
Wecken
der Korporalschaft vom Dienst
Klarstellen
der Baljen
|
05:45
|
Reveille
|
06:00
|
Alle
Mann sich waschen, anschließend Zeugwäsche
|
06:20
|
Handtücher
anbinden. Korporalschaft "heißt die Jollen"
|
06:30
|
Deck
aufklaren
|
06:50
|
Backen
und Banken (
Back hat an Bord verschiedene Bedeutung. Einmal benennt man damit daß
den vorderen Teil des Schiffes (über dem Oberdeck) bedeckende
die Reling überragende Deck; dann heißen die Gefäße Backen, in
denen daß Essen für die Mannschaft aufgetragen wird und endlich
auch die aufzuhängenden oder aufzuklappenden Esstische für eine
Anzahl Matrosen oder Seesoldaten. An einer solchen Back essen acht
bis zehn Mann (Backschaft). die Backen (Esstische) werden nur während
der Tischzeit aufgeschlagen.
|
07:00
|
Frühstück
|
07:30
|
Untere
Decks räumen und fegen
|
07:30
|
Kompagniedienst
bis 09:30
|
09:15
|
Abnehmen
der Handtücher und Wäsche anbinden
|
09:30
|
Deck
aufklaren und fegen
|
09:45
|
Zurechtmachen
zur Musterung
|
10:00
|
Antreten
zur Musterung
|
11:50
|
Backen
und Banken
|
12:00
|
Mittagessen
|
12:40
|
Antreten
der Wache
|
12:45
|
Aufziehen
der Wache
|
13:00
|
Untere
Decks räumen und fegen
|
14:45
|
Zurechtmachen
zur Musterung
|
15:00
|
Rollenexerzieren,
anschließend bis 17:00 Kompagniedienst
|
16:00
|
Deck
aufklaren
|
18:20
|
Backen
und Banken
|
18:30
|
Abendessen
|
19:00
|
Untere
Decks räumen und fegen
|
21:00
|
Zapfenstreich.
Ruhe im Schiff
|
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Wir fanden ein altes Kanonenrohr,
befestigten es auf 2 Räder von einem Wagen, verfertigten Kugeln von Blei,
u. schossen nun mit unsrer Attillerie nach den Chinesen. Freilich war es
mit unsrer MARIE ANN, wie wir unsre Kanone tauften, eine gewagte Sache,
erstens konnte man nicht ziehlen, deshalb mußten wir die Kanone ganz nahe
an die Chinesische Barrikade bringen um damit einen guten Erfolg zu haben;
zweitens schlug es die MARIE ANN soweit rückwärts, als den Schuß vorwärts.
Doch erziehlten wir guten Erfolg mit ihr u. die Chinesen lernten die MARIE
ANN bald fürchten.
Fortsetzung: Reise nach China –
S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
9 ½ m. kamen wir auf Reede in
Wilhelmshaven an. Ich hatte noch Urlaub genommen, um noch meine Wohnung
noch einmal nachzuschauen und Kleinigkeiten mit an Bord zu nehmen. 10 ½
lief der holländische Kreuzer Nordbrabant aus der Schleuse, wo ich
zugegen war und mir vom Divisionskommandeur versprochen wurde zum
Stabshoboist befördern, ich sollte mich danach einrichten.
|
Mittwoch, 11. Juli |
FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912
15.
Tag des 6. Mondes – Mein Nachbar der Oberhofmarschall Wen Lien, erzählt
mir, daß
der Alte Buddha furchtbar zornig sei. Sie findet die Hitze unerträglich
und gestern hat sie den Thronfolger übel angefahren: er hatte nämlich
die Dreistigkeit, sie zu fragen, ob es ihm gestattet sei, sie nach Jehol
zu begleiten, der Kaiser möge inzwischen zurückbleiben und in Peking mit
seinen fremden Freunden die Angelegenheit ordnen. einer der jungen
Eunuchen versuchte sie dadurch zu besänftigen, daß
er ihr bei jedem vernehmbaren Kanonenschuß daß Märchen auftischte, es
sei wieder ein fremder Teufel mehr getötet. Der Alte Buddha indessen
bemerkte: "es ist in den letzten Wochen genug gefeuert worden, um
einen jeden Fremden in China dreidoppelt tot zu schießen und bisher mit
welchem jämmerlichen Ergebnis!"
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Fechten wieder ohne Aufenthalt.
Die Chinesen pflanztdn jetzt auch Arttillerie auf die dritte Mauer, die
vieleicht 300 Fuß von der brittischen Gesandschaft entfernt u. schießen
unaufhöhrlich. Die Dächer, Häußer, kurzum alles liegt in Trümmern,
von den Kanonen u. Granaden, die, die zopfige Lumpen nach uns schießen.
In der englischen Gesandschaft, wo die Frauen u. Kinder sich aufhalten,
haben sie große Löcher gegraben u. mit einer Schichte Erde zugedeckt, wo
sich die Frauen u. Kinder aufhalten wenn es zu schlimm wird. Die Granaden
platzen oft in unsrer Mitte. Wir sahen etliche Chinesische Regimenter in
die Stadt kommen, noch mer Verstärkung für die Lumpen, es liegen 20 bis
30000 Chinesische Soldaten um uns.
Fortsetzung: Reise nach China
– S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
10 Uhr bei Hochwasser gingen wir nach einer kernigen Ansprache des
Kommandanten Kpt. v. Holtzendorf über die nun beginnende Lebensweise
Anker auf und dampften dann der Nordsee zu, gefolgt von 2 Werftdampfern
Minenlegern August Bohr und Eikwarden. An Land konnten wir noch eine Menge
Menschen sehen, die Artilleristen und Matrosen angetreten sehen welche
noch 3 kräftige Hurras die nur schwach vernehmbar von uns der Entfernung
wegen waren, dann ging die Reise nach China los, wir spielten noch eine
kurze Zeit um die Herzen zu ermutigen.
|
Donnerstag, 12. Juli |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Passierten wir zwischen 3-4 Uhr die Linie
zwischen Dover und Calais. Wie gewöhnlich ist hier ein reger Verkehr an
Schiffen. 7 Uhr begegneten wir einem 5 Master der von 2 Dampfern
geschleppt wurde. 2-3 Uhr bekamen wir einen englischen Kreuzer in Sicht,
der uns voraus dampfte. An den Sonnensegeln p.p. wird tüchtig gearbeitet.
Wetter ist sehr schön, klar und warm. |
Freitag,
13. Juli |
FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912
17. Tag des 6. Mondes – Jung Lu hat
gestern Ihre Majestät gefragt, was sie zu tun gedächte, wenn die Boxer
eine Niederlage erlitten und Peking von den Fremden erobert würde. Als
Antwort zitierte sie die Worte des Chia Yi, eines Sophisten zur Zeit der
Han Dynastie, die sich auf die diplomatischen Verhandlungen des Hofes mit
dem Khan der Han beziehen: "Wenn der Kaiser den Lehenseid anderer
Länder erwünscht, so kann er solches nur dadurch erreichen, daß er die
Haupt-Regierungstugenden besitzt und die fünf Verlockungen entfaltet.
Diese Köder sind: 1. Geschenke von Wagen und reichen Gewändern, um daß Auge zu betören; 2. üppige Mahlzeiten, um den Gaumen zu kitzeln; 3.
Sängerinnen, dem Ohr zu schmeicheln; 4. herrliche Gebäude und prächtige
Frauen, um der Üppigkeit zu fröhnen und 5. die Gegenwart des Kaisers an
der Tafel jenes Herrschers, um seine Eitelkeit zu befriedigen. – Die
drei Haupttugenden der Herrschaft sind: 1. Zuneigung zu heucheln; 2.
süße Redensarten zu äußern und 3. Untertanen wie seinesgleichen zu
behandeln."
Vor
zwei Jahren, so sagte die Kaiserin, habe sie die fremden Damen an ihren
Hof geladen und ihr Entzücken über den Empfang wahrgenommen, trotzdem
sie wußte, daß ihre Sympathien dem Kaiser und
nicht ihr galten. Sie wolle sie wieder mit reichen Gaben und süßen
Worten ködern (wie
famos und erfolgreich sie es getan hat, lehrt das Buch der Miß Catherine
A. Carl "With the Empress Dowager of China". daß Gemälde, daß
diese Dame für die Weltausstellung von St. Louis seiner Zeit von der
Kaiserin anfertigte, war an sich ein Beispiel von Tzu Hsi's
Haupt-Regierungs-Tugenden, die sie mit prächtigem Erfolg gegen die
harmlose Gattin des amerikanischen Gesandten, Mrs. Conger ausspielte
(Siehe Cordier, Relations de la China, Bd. III, S. 423.)
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Schlagen uns fast den ganzen Tag.
Die Chinesen griffen uns von allen Seiten an, doch wir schlugen sie wieder
zurück. Wir lassen jeden Tag etliche Bote über die Mauer um nach Hilfe
zu eilen, doch kommt kein Bote zurück, wir haben gar keine Nachricht mit
der Außenwelt.
Fortsetzung: Reise nach China –
S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Im
Kanal etwas regnerisches und nebeliges Wetter, bei starker Brise. Die
Temperatur im Schiff wird bereits schon drückend warm. Um 8 ¼ Uhr
passierten wir Chnessant und kommen in die Biskaya, wo wir etwas Seegang
bekamen.
|
Samstag, 14. Juli |
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
DU-FO-SANG der Chinesen GENERAL
sande uns einen Boten mit einer Schrift, das wir die Waffen nieder legen
sollen, u. er würde die Gesanden u. seine Familien beschützen. Die
Gesanden glaubten ihm nicht. Sie wissen wohl, daß er die List gebrauche,
um uns, sobald wir keine Waffen mehr hätten, metzeln könnte. Die
Gesanden schickten ihm Wort, daß wir noch Waffen, Kugeln u. Nahrung hätten
u. daß wir fortfechten wollen, uns bis auf die letzte Minute verteidigen
werden u. mit der Waffe in der Hand sterben wollen. DU-FU-SANG wollte uns
mit List fangen, weil er u. seine feige Soldaten, den Mut nicht haben, uns
handvoll Leute nahe zu kommen.
Fortsetzung: Reise nach China
– S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
in Biskaya und Atlantik |
Sonntag, 15. Juli |
Tage-Buch über meine Erlebnisse in
China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Ich meldete mich, da angefragt wurde, wer Lust auf
China hätte, freiwillig! weil es hieß, es seien dort Unruhen ausgebrochen
und es gebe was zu kämpfen.
Zu dieser Zeit diente ich bei der 1. Komp. Inf. Regmt. von Boyen (Generalfeldmarschall
Leopold Hermann Ludwig von Boyen,geb. 1771 Kreuzburg/Ostpreußen gest. 1848
Berlin). 5 Ostpr. No. 41.
Es meldeten sich sehr
viele, aber alle wurden nicht genommen. Sondern nur 2 von dieser Komp hatten
das Glück, dazu bestimmt zu werden. Dieses war ein „jüngerer Kamerad“ von
mir namens Preickschat und der zweite war ich. Mein Freund kam zur
Proviant-Kolonne und |2| ich in die Front der 7. Komp. des 1.
Ostasien-Expeditions-Korps. Dies war der 15.Juli 1900.
In Königsberg wurde diese Komp. zusammen gestellt, bei dem Inf. Regmt. Nr.
43. Daselbst wurden wir auch eingekleidet. Zwei Tage hatten wir noch Zeit um
uns vorzubereiten, den nächsten Tag darauf, abends um 12 Uhr, erfolgte
unsere Abfahrt per Bahn nach dem Truppenübungsplatz Hammerstein.
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Ein wenig ruhiger heute. Gemeiner
Fischer wurde auf der Mauer getötet, ebenfalls ein englischer Hauptmann
Fortsetzung: Reise nach China
– S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
in Biskaya und Atlantik |
Montag,
16. Juli |
Um die Bewohner von Tientsin zu beruhigen wurde seitens der
kommandierenden Offiziere folgende Proklamation erlassen:
"An die Einwohner der Stadt Tientsin!
Mit dem Bombardement der Stadt Tientsin haben die alliirten Mächte blos auf
die Angriffe der Rebellen auf die Fremdenniederlassungen geantwortet.
Gegenwärtig, nachdem Euere eigenen Behörden pflichtvergessen ihre Posten
verlassen haben, erachten es die Verbündeten als ihre Pflicht, in der Stadt
von Tientsin eine provisorische Verwaltung zu errichten, der Ihr Alle
gehorchen müsst. Diese Verwaltung wird Jedermann, der mit Fremden in
freundliche Beziehungen zu treten wünscht, beschützen, aber auch Jeden ohne
Gnade und 'Erbarmen bestrafen, der Unruhe stiftet.
Lasst die Bösen zittern! Aber die Gutgesinnten sollten sich wieder gesichert
fühlen und ruhig zu ihren Heimstätten zurückkehren und ihre gewöhnliche
Beschäftigung wieder beginnen. So wird der Friede wieder hergestellt sein!
Beherziget das!"
Gezeichnet: für Deutschland: Kapitän zur See v. Usedom; für England: General
Dorward, Kapitän Bayly; für Frankreich: Oberst de Pelacot; für Italien:
Linienschiffs-Lieutenant Sirianni; für Japan: General Fukuschima; für
Österreich-Ungarn: Linienschiffs-Lieutenant: Indrak; für Russland:
Vize-Admiral Alexeieff, General-Major Stessel; für die Verinigten Staaten:
Oberst Meade.
aus "Kämpfe in China" von Theodor Ritter von Winterhalder, A.
Hartleben's Verlag 1902
FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912
20.
Tag des 6. Mondes – Böse Nachrichten von Yü Lu. Tientsin ist von den
Fremden genommen worden, die jetzt wie die Heuschrecken schwärmen. Keiner
der Großräte hat es gewagt, Ihre Majestät zu benachrichtigen und so
wagte Prinz Tuan kühnen Mutes, ihr zu melden, die Stadt sei gefallen,
weil die Boxer die Verrichtung ihrer Bräuche vernachlässigt hätten;
Peking indessen sei gegen Eroberung stets gefeit. In der Frühe hat Jung
Lu den Alten Buddha wissen lassen, daß er zweifellos festgestellt habe, daß
daß Dokument, daß angeblich von den fremden Gesandten eingereicht worden
ist und ihre Abdankung verlangt hat, eine Fälschung sei. Es sei von einem
Sekretär des Großrats, Lien Wen-chung, auf Befehl des Prinzen Tuan
verfasst worden. die Laune des Alten Buddha war daher nicht gerade sänftiglich
und sie sagte dem Prinzen Tuan zornig, daß, wenn die Fremden Peking
nehmen sollten, er sicher seinen Kopf verlieren werde. Über seine Beweggründe
ist sie vollkommen im klaren: Er wollte sich die Regentschaft sichern, sie
aber sagte ihm: "hüte dich, denn solange ich lebe, gibt es keinen
anderen Regenten neben mir. Nochmals, hüte dich, oder dein Sohn wird aus
dem Palast vertrieben und dein Familienbesitz vom Thron konfisziert
werden." Seine Handlungsweise entspricht auch wirklich dem
Hundenamen, den er trägt.
(Der zweite
Charakter in Prinz Tuans Namen enthielt die Wurzel für den Ausdruck
"Hund", der ihm durch den Kaiser Hsien-Feng gegeben war, weil er
während der Trauerzeit für den Kaiser Tao-Kuang erzeugt worden war. Nach
chinesischem Gesetz ist es eine Beleidigung während der 27monatigen
Trauerzeit für einen hohen Verwandten (Vater oder Mutter) geboren zu
sein).
Prinz Tuan verließ den Palast und man hörte ihn sagen," daß der
Donnerschlag zu schnell und zu nahe seinem Ohre gefallen sei."
Jung Lu hat die militärischen Befehlshaber mit Ausnahme von Tung
Fu-hsiang alle auf seine Seite gebracht und sie haben sich darüber verständigt,
daß die Beschießung der Gesandtschaften aufhören muß. Jung Lu hat als
Erklärung dafür, daß er sein schweres Geschütz nicht habe verwenden
lassen wollen, angegeben, es würde die kaiserlichen Heiligtümer und den
Ahnentempel schwer geschädigt haben.
Der Alte Buddha sendet den Gesandtschaften Gaben, wie Wassermelonen, Wein,
Gemüse und Eis und hat dem Wunsch Ausdruck gegeben, Prinz Ch'ing solle
die fremden Minister besuchen.
Man sagt, daß Hsü Ching-ch'eng heimlich mit den Gesandtschaften
verhandelt. Heute wurde ein Bote mit zwölf Depeschen aus den
Gesandtschaften gefangen und zur Residenz des Prinzen Chuang gebracht.
Drei derselben waren chiffriert und konnten von den Dolmetschern des
Tsungli Yamen nicht entziffert werden, aus den anderen aber war zu
entnehmen, daß die Fremden an hundert Verluste von Toten und Verwundeten
haben und daß ihre Vorräte knapp werden.
Chi Shou-ch'eng hat sich nach T'ai-Yüan begeben, um Yü Hsien, seinen
Schwiegervater, zu besuchen. Lezterer hat dem Thron eine Denkschrift
eingereicht und berichtet, daß er schlau allen Fremden eine falle
gestellt, sie in Ketten gelegt und sie alle in seinem Yamen enthauptet
habe. Nur ein Weib sei entronnen, nachdem ihr die Brüste abgeschnitten
seien. An der Stadtmauer habe man sie später tot aufgefunden.
Es
hat heute heftig geregnet. Liu Ta-chiao brachte mir acht Pfund
Schweinefleisch aus der Palastküche und ich sandte meiner verheirateten
Schwester eine große Schüssel davon. Gegen abend passierte eine große
Abteilung Reiterei mit Geschützen mein Haus. Es waren Leute Li
Ping-heng's, die jene Kanonen über die Mauer der Verbotenen Stadt auf
einem Gerüst montieren wollten, als Vorsichtsmaßregel gegen etwaige Ausfälle
der Fremden. Die ganze Nacht durch ist heftig gefeuert worden und es
sollen in der Nähe des Ha Ta Men fremde Teufel gesehen worden sein.
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Wir kamen zu einem
Waffenstillstand um die Toten zu begraben. Die tote Chinesen liegen
haufenweise umher, wo sie verfaulen. Manche liegen schon 3 Woche umher,
viele werden von den Hunden u. Schweine gefressen. Es ist ein furchtbarer
Gestank um unsre Barrikade, wo viele Chinesen vor unsrer Nase verfaulen.
Wir können nicht raus sie fortzubringen, weil die Chinesen, jeden, der
sich zeigt über den Haufen schießen, u. die Chinesen trauen uns nicht.
Jetzt kamen sie zu einem kleinen Waffenstillstand, die Toten fort zu
schaffen.
Fortsetzung: Reise nach China
– S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Vorm. Atlantik. Nachmittags 4 Uhr passieren wir Cap Teneriffa, gleich
darauf bekamen wir S.M.S. Bussard in Sicht und überholten ihn bald nach
dem er 13 Schuss Salut gefeuert und wir mit 9 Schuss erwidert hatten.
|
Dienstag, 17. Juli |
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Die Chinesen begraben immer noch
ihre Tote. Die Hitze u. der Gestank sind fast unerträglich. Fast gar
keine Nahrung bei uns u. wir können nicht mer lange aushalten.
Fortsetzung: Reise nach China
– S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Hatten wir morgens schlechtes
Wetter, dennoch lag das Schiff ziemlich ruhig in See. Gegen 10 ½ bekamen
wir Land in Sicht, afrikanische und spanische Küste. Um 12 Uhr liefen wir
in Gibraltar ein, passierten erst einen amerikanischen kl. Kreuzer,
feuerten dann 21 Schuss Salut auf die englische Flagge, der von der
Landbatterie erwidert wurde. Dann passierten wir noch einen großen
amerikanischen Kreuzer (ersterer Watson, 2ter Baltimore). Dann eine Menge
Kohlen Prähme, dann gingen wir dicht unter Land vor Anker, wo der
deutsche Konsul sofort an Bord kam. Beim Verlassen unseres Schiffes bekam
er seinen üblichen Salut. Auch wurde die amerikanische Flagge salutiert,
dann kamen die verschiedenen Offiziere, um den formellen Besuch
abzustatten. Gegen 3 Uhr wurde mit Kohlen nehmen begonnen. Die Prähme
waren sehr schlecht geladen, darum ging das Kohlen nehmen ziemlich
langsam. Bis 4 ½ Uhr früh wurde getrimmt. Um 7 Uhr abends gab es Kohlen
Essen und Bier. Pro Kopf ½ Flasche. Ebenfalls 4 ½ Uhr früh wie 18./VII.
Gibraltar ist schön gelegen und bietet dem Auge vom Hafen aus einen
rechten hübschen Anblick. Ein Berg dicht hinter der Stadt erhebt sich
kegelförmig und bereits senkrecht in die Höhe. Derselbe ist stark
befestigt. Die größte Festung der Welt soll es sein. Wie in Helgoland
stehen die Geschütze in dem Felsen, welcher lauter Schießausläufer hat.
Die Kamele kann man von Bord aus sehen, ebenfalls wo die Rennpferde zu
geritten werden und die Arena für Stiergefechte. Um 5 Uhr lief S.M.S.
Bussard in den Hafen ein und salutierte die englische sowie die
amerikanische Flagge. |
Mittwoch, 18. Juli |
FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912
21.
Tag des 6. Mondes – Ein köstlicher Tag. Ich ging den Prinzen Li und
Herzog Lan besuchen. Die letzten Nachrichten lauten, daß Yü Lu's Truppen
in heller Flucht sind und daß platte Land verheeren. Sie sollen nach ihrem
Solde schreien, der monatelang im Rückstand ist und haben Tung-chou und
Chang Chia-wan gründlich ausgeplündert. Beide östlichen Stadttore
werden geschlossen gehalten und daß Anting Men (ein nördliches Tor) wird
nur gelegentlich geöffnet.
Yang Shun, der Türhüter, ist aus seiner Heimat Pao-ti hsien im Osten von
Peking zurückgekehrt. Er berichtet, es sei dort verhältnismäßig ruhig.
Li Ping-heng's Truppen sollen einen großen Sieg errungen und die Barbaren
gegen daß Meer zu gedrängt haben. Trotzdem wurde heute Nachmittag im Südosten
heftiges Feuer vernommen.
Herzog
Lan ist mit einer starken Boxermacht ausgezogen, um Konvertiten zu suchen,
die sich im Tempel der Sonne versteckt haben sollen.
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Die Zopfträger begraben immer
noch ihre Toten u. halb Verfaulte. Sie haben schon tausende fortgeschafft.
Fortsetzung: Reise nach China
– S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Wurde bis 8 Uhr geschlafen. Darauf Backen und Banken, dann rein Schiff in
allen Ecken bis mittags. Nachmittags von 2-4 Uhr wurde die B.B. Wache an
Land beurlaubt. 7 ½ Uhr bekamen wir eine Hofpost. Hatte aber nichts
dabei. Im Laufe des Tages hatten die anderen Schiffe Kohlen genommen. Als
letztes war S.M.S. Wörth klar, worauf wir Anker lichteten und unsere
Reise fortsetzten.
|
Donnerstag, 19. Juli |
Tage-Buch über meine Erlebnisse in
China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
bekamen wir das neue Gewehr Modell 98. Von da an
hatten wir nur Appelle und üben mit dem neuen Gewehr.
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Es ist jetzt etwas ruhiger. Wir
verstärken unsere Barrikade u. Schanzen, ebenfalls die Chinesen. Wir
halten immer scharfe Wache, denn wir trauen den feigen Schuften nicht u.
glauben, daß sie im Geheimen etwas gegen uns vorhaben. Wir haben fast gar
nichts mer zu essen, kaum genug um uns auf den Beine zu halten. Unsre Lage
wird immer schlimmer.
Fortsetzung: Reise nach China
– S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
7 ½ Uhr. Salut wurde nicht
gewechselt. Vorläufig ruhiges, schönes, warmes Wetter. In Gibraltar lag
ein eisernes Vollschiff, welches einen furchtbaren Sturm durchgemacht
hatte. Sämtliche Masten waren wie weggefegt und die Bordwand auf 15 Meter
auf dem Oberdeck weggerissen.Morgens hatten wir von beiden Seiten Land in
Sicht. Später trat das Land an B.B. (= Backbord) zurück. An St.B.
(= Steuerbord) hatten wir erst Marokko, dann Algerien in Sicht. Schönes,
ruhiges Wetter ½ 4 Uhr hatten wir an St.B. einen amerikanischen Kreuzer
begegnet, wo der übliche Salut 9 Schuss gefeuert wurde. |
Freitag,
20. Juli |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Mittelmeer in See. Ruhiges und sehr
schönes Wetter, Algerien in Sicht. |
Samstag, 21. Juli |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Heute bekamen wir an St.B. Tunesien, B.B.
hatten wir mittags eine kleine Inselgruppe in Sicht. Zwischen 6-7 Uhr trat
an St.B. Seite das Land zurück und wir steuerten Kurs auf Malta, welches
wir heute Nacht passieren müssen. Das Wetter ist sehr schön. Es wird von
Tag zu Tag heißer, man schwitzt jetzt schon den ganzen Tag lang, ohne
etwas zu tun. |
Sonntag, 22. Juli |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Vergangene Nacht hatten wir dichten
Nebel, mussten daher langsam fahren. Malta noch nicht passiert.
S.M.S. Luchs überholten wir heute Mittag ebenfalls. Das Wetter hat sich
aufgeklärt, an Deck ist es angenehm. S.M.S. Hela dampfte 5 Uhr n. nach
Port Said voraus, um die Kohlen zu bestellen und Ankerplätze frei zu
machen. |
Montag,
23. Juli |
Glasbild Laterna magnica: Exekution / Hinrichtung
FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in
"China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. &
Backhouse, Berlin 1912
27.
Tag des 6. Mondes – Heute morgen haben Yüan Ch'ang und Hsü
Ching-ch'eng ihre dritte Denkschrift gegen die Boxer eingereicht, in der
sie die Hinrichtung mehrerer Mitglieder des Großrates empfehlen. Ihre Kühnheit
scheint löblicher als ihr Taktgefühl, um so mehr als der Alte Buddha
sich wieder den Boxern nach der gestrigen Audienz Li Ping-heng's zuwendet.
Er ist von Hankow heraufgekommen und ist neben Jung Lu zum
Oberkommandierenden des nördlichen Heeres ernannt worden. Er verhieß ihr
fest seine Zuversicht, die Gesandtschaften stürmen zu können und sagte
wiederholt, die Schutzgötter der Dynastie würden es nimmermehr zugeben, daßs
sie gedemütigt aus ihrer Hauptstadt fliehen müsse.
Ich begab mich heute morgen zu Herzog Lan's Hause und fand dort Prinz Tuan
und Li Ping-heng. Sie waren damit beschäftigt, den Plan für einen
neuerlichen Angriff auf die Gesandtschaften zu entwerfen und Li war dafür,
es mit einer Mine von der Hanlin Akademie aus zu versuchen. Er hat der
Kaiserin geraten, daßs eine Mine gesprengt werde, wie es neulich bei der
französischen Kathedrale geschehen sei und ist der Überzeugung, daßs
bei der entstehenden Verwirrung die Fremden leicht überwältigt werden können.
Nachdem
sie die letzte Denkschrift von Hsü und Yüan gelesen hatte, bemerkte der
Alte Buddha: " daß sind wackere Leute. Ich habe mir nie viel aus Hsü
gemacht, aber Yüan benahm sich 1898 gut und warnte mich gegen K'ang
Yu-wei und seinen Anschlag. Wie dem indessen auch immer sei, es ziemt sich
nicht, daßs sie mich mit ihren ewigen mürrischen Bedenken quälen. Der
Thron ist selbst durchaus befugt, seine Diener zu beurteilen und es
beweist eine
grobe und falsche Auffassung von der Pflicht, wenn der Tempeldiener über
die heiligen Gefäße schreitet und den Priester belehrt, wie die
Opfertiere zu töten sind". (Eine klassische Anspielung, häufig
gebraucht und gleichbedeutend mit: "Ne sutor ultra crepidam").
Aus dem Wunsche heraus, mit den Schreiben milde zu verfahren, befehle ich,
daßs ihnen meine Kritik mitgeteilt wird und daßs sie in Zukunft Sorge
tragen, mein Ohr mit ihrem läppischen Klagen zu verschonen."
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst
Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Im Mittelmeer, ohne besondere
Vorkommnisse, bei schönsten Wetter.
|
Dienstag, 24. Juli |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Ohne besondere Vorkommnisse. |
Mittwoch, 25. Juli |
Fortsetzung: Tage-Buch über meine
Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
sagten wir Hammerstein für immer lebe Wohl. Denn
abends um 8 Uhr gings per Bahn Bremerhafen zu. Wir fuhren die Nacht durch
bis anderen Mittag 1 Uhr, wir hatten Spandau erreicht.
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Um Mitternacht hatten wir wieder
einen harten Kampf mit unserrn Gegner, doch sind wir jetzt besser
verschanzt u. warten hinter unsern Barrikade auf die Chinesen bis sie das
Feuer eröffnen, wir machen nie den ersten Angriff, weil wir fast keine
Amunition mehr haben.
Fortsetzung: Reise nach China –
S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Ohne besondere Vorkommnisse. |
Donnerstag, 26. Juli |
Fortsetzung: Tage-Buch über meine
Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
2 Stunden Aufenthalt wurden uns hier gegeben. 4 Uhr
Nachmittag ging es weiter, die Nacht wieder durch
und den nächsten Tag 10 Uhr Vormittag...Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Die BOXERS u. DU-FO-SANG scheinen
entschlossen zu sein uns zu vernichten. Sie haben die Courage nicht einen
letzten Sturmangriff auf uns zu machen, sondern wollen uns aushungern u.
einzeln abputzen.
Fortsetzung: Reise nach China
– S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Um 1 Uhr A. bekamen wir Land in
Sicht. Um 5 Uhr liefen wir in Port Said ein. Im Hafen
liegt 1 englisches Kriegsschiff und 1 Torpedo Boot. Beim Einlaufen wurde
21 Schuss Salut gefeuert. 12 Uhr M. ging Luchs in den Suez-Kanal, darauf
ging ein englischer Transportdampfer in das Mittelmeer, etwas später ging
1 franz. Transportdampfer in den Suez-Kanal ein. Beide Dampfer hatten
Musik an Bord, die nichts Besonderes leisteten, aber doch festen Lärm
machten. Die Besatzung sowie die Musiker waren durchweg Schwarze.
7 Uhr M. wurde mit Kohlen angefangen. 450 Tonnen. 1 Uhr M. waren wir
fertig. Von Arabern und Schwarzen wurden die Kohlen übernommen, fleißige
Leute. Wir bekamen hier wieder Hofpost, aber wieder nichts dabei für
mich. Vom Kanal aus liegt Port Said St.B. und bietet einen gewöhnlichen
Anblick, wie eine Auslandsstadt. Im Hafen ist ein reger Verkehr durch die
Schiffe, welche den Kanal passieren. Die Araber sind mit einem leichten
Gewand umgeben, das um die Lenden fest gehalten wird. Arbeiter haben sonst
nichts an den Körper als ein Tuch um die Hüften gewunden. Um den Kopf
haben sie alle ein Tuch gewunden. z. Teil tragen sie Käppis (Türken:
rot). Bumbootleute waren eine Menge an Bord, die eine Menge Waren zum
Ankauf boten. Ansichtskarten, Photographien, Unterzeug, Zigaretten u.s.w.
3 ½ N. gingen wir von der Boje los, als erstes Schiff in den Kanal.
Die Aussicht ist im Kanal nicht besonders, von beiden Seiten bloß alles
ein Wüstensand soweit das Auge reicht. Hin und wieder von einzelnen Sträuchern
unterbrochen. Sehenswertes gibt es nicht. Mit Dunkelwerden wurde der von
Port Said mitgenommene Scheinwerfer, der vorn am Bug angehängt war, in
Betrieb gesetzt, der beide Seiten des Kanals stark beleuchtet. Um 5 ¾
kamen wir bei einer Fähre vorbei, wo sich an B.B. Seite eine Karawane
gelagert hatte. |
Freitag,
27. Juli |
Fortsetzung: Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
...waren wir in Bremerhafen angelangt. Unsere
Kleidersäcke waren schon da und lagen alle auf einem Haufen. Mußten jeder
unseren Sack selbst aufs Schiff tragen und erhielten gleich unsere Plätze
angewiesen. Das Schiff gehörte der Hamburg A.P.A.G.
...ein schöner, klarer Tag,
als wir auf der Batavia Bremerhafen verließen. Für manchen war dies ein
schwerer Tag und viele nahmen, wenn auch nicht mit tränenden Augen, so doch
mit weinendem Herzen von Ihren lieben Angehörigen, die sich schon früher
oder später reichlich eingefunden hatten! vielleicht auf immer Abschied.
Aber wieviel schwerer muß es erst denen gewesen sein, denen die Eltern schon
frühzeitig gestorben, und keine Geschwister oder Verwandten mehr haben. Da
kam kein Vater, der Ihm noch einen guten Rat ertheilen, oder eine Mutter,
die den braven Sohn noch einmal an Ihr banges Herz ziehen könnte –
vielleicht zum letzten mal.
Aber, Alles daß mußte ja überwunden werden!
Denn wir wollten es ja, wir hatten uns doch freiwillig gemeldet, als
angefragt wurde, um für unser Vaterland im fernen Osten zu streiten und uns
zu rächen für die Schmach, die uns durch die Ermordung unseres Gesandten
Kettlers zugefügt worden ist, und um
die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Mit leichtem und frohem Muth, hatt jeder alle kleineren Beschwerden
überwunden. Er wußte, das er ein gutes Werk zu tun gewillt |6| war. Jeder
wollte nun wirklich zeigen, was er im Frieden gelernt hatte.
Und einen letzter Gruß mit dem Taschentuch
oder der Mütze und ein donnerndes Hurra, dann verließen wir von mehreren
kleinen Schiffen begleitet den Hafen zur Wesermündung in die Nordsee, ein
kleiner Dampfer nach dem anderen kehrte um, noch ein Pfiff und auch der
letzte kehrte um, die Matrosen einer Strandbatterie schwenkten die Mützen
und dann entschwindet die heimathliche Küste allmälig unseren Blicken.
Die See ist spiegelblank. Die Nacht bricht
herein, es ist die erste Nacht auf Wasser schon ein gutes Stück von der
Heimath entfernt, die wenigsten können nun schlafen.Ansprache Kaiser Wilhelm II bei der
Verabschiedung des Expeditionskorps in Bremerhaven.
Bekannt unter dem Namen "Hunnenrede"
"Große überseeische
Aufgaben sind es, die dem neu entstandenen Deutschen Reiche zugefallen
sind, Aufgaben weit größer, als viele Meiner Landsleute es erwartet
haben. daß Deutsche Reich hat seinem Charakter nach die Verpflichtung,
seinen Bürgern, wofern diese im Ausland bedrängt werden, beizustehen.
Die Aufgaben, welche daß alte Römische Reich deutscher Nation nicht hat lösen
können, ist daß neue Deutsche Reich in der Lage zu lösen. daß Mittel, daß
ihm dies ermöglicht, ist unser Heer.
In dreißigjähriger treuer Friedensarbeit ist es herangebildet worden
nach den Grundsätzen Meines verewigten Großvaters. Auch ihr habt eure
Ausbildung nach diesen Grundsätzen erhalten und sollt nun vor dem Feinde
die Probe ablegen, ob sie sich bei euch bewährt haben. Eure Kameraden von
der Marine haben diese Probe bereits bestanden, sie haben euch gezeigt, daß
die Grundsätze unserer Ausbildung gute sind, und Ich bin stolz auf daß Lob auch aus dem Munde auswärtiger Führer,
daß eure Kameraden draußen
sich erworben haben. An euch ist es, es ihnen gleich zu tun.
Eine große Aufgabe harrt euer: ihr sollt daß schwere Unrecht, daß geschehen ist, sühnen. Die Chinesen haben
daß Völkerrecht umgeworfen,
sie haben in einer in der Weltgeschichte nicht erhörten Weise der
Heiligkeit des Gesandten, den Pflichten des Gastrechts Hohn gesprochen. Es
ist daß um so empörender, als dies Verbrechen begangen worden ist von
einer Nation, die auf ihre uralte Kultur stolz ist. Bewährt die alte preußische
Tüchtigkeit, zeigt euch als Christen im freundlichen Ertragen von Leiden,
möge Ehre und Ruhm euren Fahnen und Waffen folgen, gebt in Manneszucht
und Disziplin aller Welt ein Beispiel. Ihr wisst es wohl, ihr sollt
fechten gegen einen verschlagenen, tapferen, gut bewaffneten, grausamen
Feind.
Kommt ihr an ihn, so wisst:
Pardon wird nicht gegeben. Gefangene werden nicht gemacht. Führt eure
Waffen so, daß auf tausend Jahre hinaus kein Chinese mehr es wagt, einen
Deutschen scheel anzusehen.
Wahrt Manneszucht. Der Segen Gottes sei mit euch, die Gebete eines ganzen
Volkes, Meine Wünsche begleiten euch, jeden einzelnen. Öffnet der Kultur
den Weg ein für allemal! Nun könnt ihr reisen! Adieu Kameraden!"
Die korrekte, jedoch inoffizielle Version der vorherigen
(hervorgehobenen) Textpassage lautet wie folgt :
"Kommt ihr vor den Feind, so wird derselbe geschlagen! Pardon wird
nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer euch in die Hände fällt,
sei euch verfallen! Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König
Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen
gewaltig erscheinen lässt, so möge der Name Deutscher in China auf
Tausend Jahre durch euch in einer Weise bestätigt werden, daß niemals
wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen!"
Die vom Norddeutschen Lloyd und der
Hamburg Amerika Linie zu Truppentransportern umgerüsteten Dampfer Batavia,
Dresden und Halle verliesen alsdann den Hafen von Bremerhaven.
An Bord der Batavia befanden sich: der Stab der 1. Ostasiatischen
Infanteriebrigade, Ostasiatisches Infanterieregiment Nr.1, II. Abteilung
Ostasiatisches Feldartillerieregiment sowie die Ostasiatischen Feldlazarette
Nr.1 bis 4.
11 Generale bzw. Stabsoffiziere
16 Hauptleute
82 Leutnants
50 Portepeeunteroffiziere und Schreiber
2.148 Mannschaften
99 Fahrzeuge und umfangreiches Feldbahnmaterial
An Bord der Halle befanden sich: eine Batterie schwere
Artillerie des Feldheeres, eine Munitions Kolonne, sowie das Korps der
Telegraphie Abteilung
3 Hauptleute
13 Leutnants
8 Portepeeunteroffiziere und Schreiber
488 Mannschaften
56 Fahrzeuge und 6 Pferde
An Bord der Dresden befanden sich: der
Stab des Ostasiatisches Reiterregiments, 2 Eskadron Ostasiatisches
Reiterregiment, Ostasiatisches Pionier Bataillon mit Stahlboot, Brückentrain
ohne Fahrzeuge, Ostasiatische Eisenbahn Baukompanie mit Train Kolonne,
Etappenkommandeur, Bekleidungs Depot
5 Generale bzw. Stabsoffiziere
7 Hauptleute
37 Leutnants
22 Portepeeunteroffiziere und Schreiber
927 Mannschaften
16 Fahrzeuge
"Ein
guter Kamerad" Freundesworte für unsere Freiwilligen nach China
(.s.o.), der kostenlos an die Freiwilligen verteilt wurde, schreibt auf Seite 29-30:
Ein guter Rat übers Trinken
Enthalte dich aller berauschender Getränke! Du hast nur Vorteil von
solcher Gewohnheit. (Bier, Wein, am schlimmsten Schnaps.) Denn:
1. Jedes alkoholische Getränk wirkt lähmend auf wichtige
Gehirnfunktionen, was besonders in gefährlichen Lagen fatal werden kann.
2. Alkoholische Getränke kosten viel Geld und enthalten nur ganz
unbedeutende Mengen Nahrkraft. Sie löschen nicht nur nicht den Durst,
sondern erzeugen ihn.
3. Ohne Alkoholgenuß
bleibt der Körper widerstandsfähiger gegen alle Krankheitsstoffe, und
alle Wunden heilen leichter und schneller.
4. Berauschende Getränke verleiten zur
Streitsucht, Rauflust und Selbstüberhebung; sie stören daher oft daß gute kameradschaftliche Einverständnis und bedrohen die militärische
Disziplin.
Du dienst daher dir selbst und deinem Vaterlande besser, wenn du dich von
allen alkoholischen Getränken ganz enthältst.
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Ein Chinesischer Beamter, der den
Europäern gut gesinnt sein soll, sante uns heute 7 Säcke Mehl u. etwas
Gemüse. Die Chinesen sollen sich in TONG-CH0W stark verschanzt haben um
die Europäer die uns zu Hilfe kommen dort zurück zu schlagen.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
7 Uhr liefen wir in Suez ein. Die Stadt
liegt St.B. weit ab, mit dem Glas gut zu sehen. Im Hafen liegen folgende
Schiffe: 1 italienisches, 1 türkisches Kriegsschiff, 2 Hamburger Dampfer,
einer davon hatte die Ablösungsmannschaften von S.M.S. Schwalbe an Bord.
Von den Dampfern wurden wir mit Hurras empfangen. Mittags gingen
diese nach Deutschland durch den Kanal weiter. Die beiden
Transportdampfer, die wir gestern in Port Said trafen, lagen auch noch
hier. Im Laufe des Tages kamen noch 3 Dampfer durch den Kanal. Hier nahmen
wir Wasser und Proviant. In Port Said nahmen wir außer den Kohlen noch 4
große Ochsen mit, den die Ohren fehlten und Hörner. Die Hitze hier ist
fast nicht mehr zum aushalten war und ziehen sich große Berghöhen
entlang, die auch eine Menge Wärme von sich geben. Der deutsche Konsul
war auch an Bord. Bei seinem Weggehen wurde 7 Schuss Salut gefeuert. Wir
mussten bis 5 Uhr liegen bleiben weil die Brandenburg und Wörth
noch kein Wasser übernommen hatten. 5 ½ Uhr gingen wir Anker auf und
gingen in Kiellinie in den Golf des Roten Meeres weiter. Die Berge
gehen immer noch an ST.B. längs. Von B.B. tritt das Land mehr zurück.
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Samstag, 28. Juli |
Fortsetzung: Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Das Wetter ist schön, gegen Abend sehen wir
die Küsten Englands und etwas später Frankreichs, wir können nicht weit
sehen, denn es ist in dem Kanal sehr neblich.
FÄLSCHUNG:
Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China -
unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin
1912
3.
Tag des 7. Mondes – Der Alte Buddha setzt großes Vertrauen in Li
Ping-heng. Gestern entdeckte er und Kang Yi, daßs
in dem Dekret Ihrer Majestät, welches die Vernichtung aller Fremden
anbefahl, daß Wort "töten" durch Yüan
Ch'ang und Hsü Ching-Ch'eng in "schützen" umgeändert worden
sei. Ich habe soeben Kang Yi gesehen und er sagt, daßs
daß Antlitz Ihrer Majestät göttlich in seinem Zorne war. "Sie
verdienen die dem Kao Ch'u-mi (Ein
Verräter, dessen Verbrechen und Strafe in den Frühlings- und
Herbst-Analen verzeichnet ist)
zuteil gewordene
Strafe" hat sie gesagt, "ihre Glieder sollten durch Wagen nach
allen Himmelrichtungen auseinander gerissen werden. Man enthaupte sie
sofort." Es wurde umgehend ein Edikt erlassen, aber die Abänderung
des Dekrets nicht erwähnt, da dies daß Prestige der Nation schädigen
könnte. Die Frevler sind nur beschuldigt, Uneinigkeiten im Palast
hervorgerufen und die Sache der Fremden begünstigt zu haben. Beide wurden
heute morgen hingerichtet. Mein Sohn En Ming war Zeuge ihres Todes. Es ist
höchst peinlich für mich, an Yüan Ch'ang's Ende zu denken, denn er
hatte verschiedne vortreffliche Eigenschaften. Was Hsü anbelangt, so hab
ich ihn in den Tagen gekannt, als wir beide dem Großsekretariat angehörten
und ich hatte niemals einen hohe Meinung von dem Manne. Seine
Bestechlichkeit war notorisch. Kurz ehe daß Beil des Henkers fiel,
bemerkte Yüan, " er hoffe, die Sonne möge bald wieder ihren Platz
am Himmel einnehmen und der anmaßende Komet vernichtet werden."
Damit wollte er sagen, daßs Prinz Tuan's unheilvoller Einfluß die
Kaiserinwitwe veranlasst habe, gegen ihren besseren Instinkt zu handeln.
Herzog Lan, der die Hinrichtung beaufsichtigte, ersuchte ärgerlich ihn,
den Verräter, zu schweigen. Aber Yüan fuhr furchtlos fort: "Ich
sterbe unschuldig. es wird die Zeit kommen, da mein Name mit Dankbarkeit
und Achtung genannt werden wird und zwar noch lange nachdem euch
prinzlichen Bösewichte euer wohlverdientes Geschick ereilt hat."
Dann wandte er sich gegen Hsü und sagte: "Wir werden uns alsbald bei
den Gelben Quellen begegnen
( Ein klassischer Ausdruck für die
Geisterwelt).
Sterben ist nichts als heimkehren." Herzog Lan trat
hervor, wie um ihn zu schlagen und der Henker tat sie beide schnell ab.
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Eine fortwährende Schlacht.
Tausende von Kugeln schlagen in die Mauern, Erde, Fenster u.s.w. in den
Gesandschaften.
Fortsetzung: Reise nach China
– S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Im Roten Meer immer noch die kahlen Berge in
Sicht. Ein paar Dampfern in der Nacht begegnet, sonst warme Brise.
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Sonntag, 29. Juli |
Fortsetzung: Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Wir haben Schiffsandacht. Ocean ist unruhig.
Es sind schon einige seekrank.
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Die Chinesen bauen Barrikade u.
verschanzen sich stark um uns, sie machten einen Angriff auf die Engl.
Franzh. u. Japanische Gesandschaft, wurden aber unter schweren Verluste
zurück geschlagen. Sie wollten einen Teil der Japanische Gesandschaft in
die Luft sprengen. Das Zeug ging zu früh los u. 40 bis 60 Chinesische
Soldaten flogen mit in die Luft. Wir hören eine fortwährende Schlacht in
BAY TANG einer französischen Mission etwa 4 Meilen von hier entfernt. Es
liegen etliche franz. Marine dort auch sollen 500 christliche Chinesen
dort, mit Gewehre bewaffnet sein. Der Priester soll sich vorher reichlich
mit Nahrung versehen haben, ob sie aushalten ist die Frage?
Fortsetzung: Reise nach China –
S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Im
Roten Meer, nichts besonderes. |
Montag,
30. Juli |
Fortsetzung: Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Alles wieder gesund, Seekrankheit
überstanden, ich hatte nicht darunter zu leiden, nur etwas komisch zu Muthe
war mir.
Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh
Verlag, 2004)
Schlagen uns immerwärend mit dem
zopfigen, feigen Banden.
Heute stach der Dampfer Sardinia in
See. An Bord befanden sich: das Ostasiatische Feldartillerieregiment, I.
Abteilung Ostasiatisches Feldartillerieregiment, sowie eine leichte
Munitions Kolonne
4 Generale bzw. Stabsoffiziere
4 Hauptleute
17 Leutnants
11 Portepeeunteroffiziere und Schreiber
484 Mannschaften
55 Fahrzeuge
Fortsetzung: Reise nach China –
S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Im Roten Meer. Heute hatten wir
etwas Brise, dass wir die Bullaugen schließen mussten. Vor Hitze kaum
auszuhalten. Im Wasser sieht man von Zeit zu Zeit einen schmutzigen gelben
Schlickstreifen, stellenweise ist es als ob das ganze Wasser diese Färbung
besitze.
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Dienstag, 31. Juli |
Fortsetzung: Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Passieren die Küste vor Portugal.
Heute
verließen die Dampfer Aachen und Straßburg Bremerhaven.
An Bord der Aachen befanden sich: die Sanitätskompanie, Feldbäckerei
Kolonne, sowie eine 1/2 leichte Feldhaubitz Munitionskolonne
1 General bzw. Stabsoffizier
4 Hauptleute
19 Leutnants
10 Portepeeunteroffiziere
819 Mannschaften
23 Fahrzeuge und 5 Pferde
An Bord der Straßburg befanden sich das I. Bataillon des
Ostasiatischen Infanterieregiment Nr.2, darunter drei Kompanien aus
Sachsen und eine aus Preußen.
1 General bzw. Stabsoffizier
4 Hauptleute
19 Leutnants
10 Portepeeunteroffiziere und Schreiber
819 Mannschaften
23 Fahrzeuge sowie Feldbahnmaterial
Fortsetzung: Reise nach China –
S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Rotes Meer. Wetter etwas abgeflaut, bewölkter
Himmel. B.B. hatten wir die 12 Apostel in Sicht, die aus der Bibel bekannt
sind. Um 10 ½ Uhr abends liefen wir in das Tor der Tränen Bab el Mandeb.
Um 11 Uhr begegneten wir einem großen Schnelldampfer. 8 ½ musste die
Hela voraus um die Position mit den Scheinwerfern zu beleuchten. Als wir
an die Felsen kamen, gingen wir noch B.B. ab, weil das Land dicht an St.B.
lag. Traurig ist es, das an solchen gefährlichen Stellen keine genügende
Bezeichnung des Fahrwassers gibt, zumal keine Leuchtfeuer. Wo schon so
viele Schiffe und Menschen umgekommen sind, auf so viele Bojen (weiße)
aufmerksam gemacht liegen Schiffe die mit den Masten bei Ebbe heraus
sehen. Während dem Blitze es fortwährend in östlicher Richtung. |