Donnerstag,
01. November
Allerheiligen |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Auf
Wache.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Bewölktes
Wetter, Fluss ruhig. 8 Uhr kamen 5 Frischwasserkähne längsseits von
Shanghai. 8 ¼ Uhr kam ein deutscher Dampfer an uns vorüber, ging
flussaufwärts nach Nanking. 9 Uhr Übernahme von Soda, Farbe und Öl.
|
Freitag,
02. November
Allerseelen |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Quartier,
Ordnung, Handwerker voraus nach Peking, Kamele kommen mit.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Nichts
besonderes. Dampfer kommen und gehen.
|
Samstag,
03. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Abmarsch
durch einen Zug 6 ½ Uhr. 12 Uhr Ruhe, Kohl gekocht 1 ½ Uhr
geht’s wieder weiter. 5 Uhr im Quartier in einem Tempel an der Straße.
Über 20 Götzen. den Tempel nahmen wir zu Wohnungen und Pferdeställe.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Nichts
besonderes. Dampfer kommen und gehen. Heute Post, nichts dabei.
|
Sonntag,
04. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
5
½ aufgestanden. 7 Uhr geht’s weiter um 9 Uhr Futter auf Kamele
aufgeladen. Nachmittags 3 Uhr
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Herrliches
Wetter. ½ 11 Uhr kleine Kirche. I. Offizier hält diese ab. 12 Uhr Musik
achter voraus. Ankunft des englischen Panzer Goliath, englische Hymne.
Post gekommen. Ein Schreiben wegen der Heimatzahlung beim Admiral
eingegangen. Großer Krach, man könnte verrückt werden über solche
Sachen. Ich wollte es wäre mit mir bald alle, bloß die Kinder, wenn
diese nicht wären, würde ich lange über Bord gegangen sein.
|
Montag,
05. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Abends
10 Uhr Ankunft in Peking, beziehen alte Quartiere. Allgemeines Exerzieren
und Arbeitsdienst und Wache ist unsere Beschäftigung.
![](strafexpedition_tsau_lin_tsun_051100.jpg)
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S.
Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
War
ich dienstlich an Land, wegen Konzerte geben in dem Hotels Astor House, Camp
Hotel und Arkadia. Pro Kopf 6 $, frei essen, trinken und schlafen. ½ 6 Uhr
kam ich wieder zurück. Herrliches Wetter. Postdampfer aus Deutschland
angekommen, kein Brief für mich. |
Dienstag,
06. November |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S.
Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Herrliches
Wetter. 12 Uhr m. ging ein Panzer (Franzose) in See und ein englisches
Lazarettschiff dicht bei uns vor Anker. 2 Uhr schießen mit Gewehr nach
Scheibe von Pinass in Schlepp. Wie es scheint wird bald ein Angriff auf die
Wusong Forts unternommen, denn es kommen jetzt wieder verschiedene Panzer
hier auf Außenreede an. Jetzt liegen hier 2 Russen, 1 Amerikaner, 4 Engländer,
1 Japaner und 3 von unseren Panzern. In Shanghai und Wusong Fluss liegen
auch noch 15-20 Kriegsschiffe verschiedener Nationen. Ein großer
amerikanischer Postdampfer, 4 Master ging 3 Uhr in See. 4 Uhr salutierte das
Fort Wusong. Wofür konnte ich nicht genau sehen. Es müsste ein kleiner
chinesischer Kreuzer sein, derselbe ging flussaufwärts, Nanking zu. 9 Uhr
kam S90 St.B. längsseit nahm unsere Ablösung welche gestern mit dem
Postdampfer angekommen war und bei uns untergebracht an Bord und förderte
dieselben auf Iltis, Seeadler und Schwalbe. Der Kommandant ist gestern,
heute und morgen an Land. Hochzeit des Kommandanten von dem Seeadler, Kpt.
Sihak. Der Admiral ist heute früh nach Shanghai. Heute ist der
Zahlmeister-Aspirant Philipp vom S90 wieder operiert, befindet sich hier an
Bord. Nachts starker Nebel, immerzu Nebelsignale mit der Glocke. Hela
hier im Hafen angekommen, von Taku aus. |
Mittwoch,
07. November |
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
Nachdem wir in der ersten Zeit den Zutritt der nächtlichen Kälte durch
Vornageln von Brettern und Behängen der Wände mit Matten hindern mussten,
hatten wir nun schon einen einigermaßen wohnlichen Raum hergestellt, wobei
natürlich alle tüchtig helfen mussten. Die Einen saßen auf dem Hofe und
kochten an selbstgefertigten Kochöfen die Mahlzeiten, andere wurden Maurer,
Handlanger; Steinträger; Lehmschläger usw. Zu diesen Arbeiten bekamen wir
jedoch bald Chinesen.
Nun ging es an das Bauen von Ställen, denn unsere Kolonne sollte schon in
kurzer Zeit ihre Pferde bekommen.
In der Nähe unseres Bauplatzes hatte ich auch bereits japanische Artillerie
mit ihren kleinen Pferden eingenistet.
Hinter unseren Häusern befand sich ein großer Platz, der im Hintergrunde mit
der Umwallung Tientsins, einer Lehmmauer, abschloss. Von den Toren dieser
Mauer befindet sich eins an dieser Stelle. Rechts vom Tore innerhalb der
Mauer zeigte sich der Anfang des von den Europäern bewohnten Viertels in
schönen großen Häusern, die jetzt fast alle von Militär belegt waren. Kamen
wir nach der Straßenseite aus unserem Quartier heraus, so befanden wir uns
auf der Taku-Straße, die links durch das japanische, amerikanische,
englische und französische Viertel ungefähr ¾ Stunden bis zum Peiho läuft.
Rechts zieht sich die Straße in einer Strecke von 5 Minuten bis zum Taku-Tor,
hinter demselben führt sie als Weg weiter nach Taku. Fast bis zum Taku-Tor
stehen auf der rechten Seite Häuser, gegenüber befindet sich der Taku-Platz,
hinter dem sich in gleicher Höhe mit dem Tor, ein mächtiges, nach
europäischer Art erbautes dreistöckiges Gebäude, eine frühere chinesische
Kriegsschule, erhebt, die jetzt aber zum deutschen Lazarett umgewandelt war.
Mit Posten wurde in der ersten Zeit nicht sparsam umgegangen, des Nachts
stand einer auf der Straße, einer in unseren Stuben selbst und einer hinter
den Häusern, da es hier selbst in Tientsin, immer noch nicht recht geheuer
war und es verschiedene Male vorkam, dass weiter abgelegene Posten von
Chinesen erschossen wurden.
Jeden Morgen erschienen jetzt bei uns die chinesischen Arbeiter, Kulis
genannt, zur Arbeit, an ihrer Spitze der Oberkuli mit einer großen deutschen
Fahne und einem schwarz-weiß-roten Bande um den Oberarm. Letzterer war nicht
wenig stolz auf seine hohe Würde als Aufseher. Nach kurzer Zeit hatten wir
ihm beigebracht, dass er sich stets morgens bei der Ankunft bei uns melden
müsse, er nahm dann militärische Haltung an, rechte Hand an der mansa
(Mütze) und meldete: "Obe el kuli Infantelli Munijons Kolomma ßwei,
allebeite". (Oberkuli, Infanterie-Munitions-Kolonne zwei, zum arbeiten). Für
"r", das der Chinese nun einmal nicht über die Zunge bringt, spricht er
stets "el". Treibt er jedoch seinen loasa (Esel) oder sein mah (Pferd) vor
seinem zweirädrigen Karren an, so schnarrt er mit solcher Zungengeläufigkeit
sein "trrr, trrr"!, dass man glauben muß, er könne auch in anderen Wörtern
ein r sprechen, aber vergebliche Mühe, es geht nicht.
Stand außer diesem hochwohlgeborenen dickzöpfigen Herrn Oberkuli nicht noch
immer ein Soldat bei den chinesischen Arbeitern, so faulenzten sie mehr als
sie arbeiteten. Abends marschierten sie nachdem sie ihre Zents und ihren
Reis , in hockender Stellung in zwei Gliedern erhalten hatten, wieder mit
ihrem Ober nach Hause ab.
Der Verkehr auf der Taku-Straße war ein recht reger, deutsche, französische,
russische, amerikanische, italienische, englische, japanische und indische
Soldaten sowie Chinesen, but durcheinander. Auch wurden mit der Zeit schon
verschiedene Lokalitäten "ersten Ranges" eröffnet, das von den Deutschen am
meisten besuchte war das "Tivoli". Es war jedoch alles ziemlich teuer, eine
Flasche Bier, die in der Heimat 15-20 Pf. kostet, beanspruchte hier einen
tiefen Griff in den Geldbeutel und kostete 80 Zents gleich 1,60Mk. – da
konnte man recht viel von dem köstlichen Naß trinken.
![](muenchner_versandt_bier_msp_231.jpg)
Deutsche und
Franzosen schlossen bald die beste Freundschaft, und man sah, besonders an
den Sonntagen, Deutsche und Franzosen Arm in Arm spazieren gehen. Das in der
Schule gelernte Französisch konnten wir recht gut verwenden und uns so
leidlich gut unterhalten; man verstand sich aber doch besser, traf man
gerade einen in Frankreich dienenden, etwas deutschsprechenden Elsässer oder
Lothringer, Bei den Amerikanern trafen wir auch viele Deutsche, die
Amerikaner verließen jedoch bald zum größten Teil China, um auf den
Philippinen gegen Aguinaldo zu kämpfen.
Im Lager nahmen die
Bauarbeiten ihren Fortgang, --Gardienen prangten sogar schon an unseren
Fenstern. Auch hatten wir es bereits zu einer gemeinschaftlichen Küche
gebracht, in der zwei tüchtige militärische Köche ihre Suppenlöffel
schwangen zum Wohle der ganzen Kolonne. Die Mittel zum Kochen lieferte das
gier in Tientsin errichtete freigebige Proviantamt. Sogar eine Kantine
nannten wir unser eigen, in der es Bier, Zigarren und nach und nach gekochte
Eier, Butter, schmalz, Wurst, Speck, Glühwein usw. gab. Man sah manchmal
einen Kameraden von der Arbeit nach der Kantine huschen, um sich bei der
schon herrschenden November-Kälte dort durch ein wärmendes Getränk zu
erquicken.
Neben uns hatte sich inzwischen die Artillerie-Munitions-Kolonne 2
angesiedelt und gegenüber war die Sanitätskompagnie eifrig mit dem Hausbauen
beschäftigt.
Deutsche Truppen
lagen sonst noch in Tientsin: am Taku-Platz Infanterie und Pioniere, in der
Taku-Straße Train, am Peiho die Feldbäckerei-Kolonne und außerhalb des Tores
Artillerie und Reiter, noch weiter entfernt in einer früheren Zündholzfabrik
verschiedene Kolonnen; in der Chinesenstadt Infanterie, zwei
Gebirgsbatterien und Proviantkolonnen.
Jetzt kamen auch noch
neu zu stellende Wachen auf, und zwar auf den im Peiho liegenden Dschunken
(chinesischen Flusskähnen), die mit deutschem Proviant und dergl. beladen
waren.
In dieser Zeit begannen nun auch die Pferdetransporte; jedes Mal 30-40 Mann
unserer Kolonne fuhren mit Mannschaften anderer berittener Formationen per
Bahn nach Tongku. Ungefähr alle 5 Tage ging ein Transport ab. In Tongku
nahmen wir die Pferde oder Maultiere aus dem dort errichteten Depot oder
gleich vom Schiff aus in Empfang und nun ging es zu Fuß nach Tientsin, ca. 6
Meilen; wer aufsitzen konnte, hatte gewonnen. Die meisten dieser halbwilden,
auf den Schiffen während der Fahrt von Amerika oder Australien nach hier
wieder ganz wild gewordenen Tiere ließen jedoch überhaupt nicht aufsitzen,
bissen und schlugen mit Vorder- und Hinterbeinen und manch einer hat leider
den Denkzettel für's ganze Leben erhalten. Diese Transporte nahmen ungefähr
3 Wochen ihren Fortgang, die Tiere wurden aber später gleich in Tongku in
Züge verladen.
Dann ging wieder eine Abteilung ab zum Dschunken-Kommando, sie hatte
chinesische Dschunken mit deutscher Ladung den Peiho entlang nahc den
deutschen Etappen bis Peking zu begleiten.
Ein paar Tage später fuhr ein Kommando ab nach Taku-Rhede zum Ausladen der
Schiffe.
Die Kolonne war an manchen Tagen so zusammengeschmolzen, dass die Wachen
statt 24 Stunden gleich 48 Stunden aufziehen mussten.
Auf der Straße vor unseren Häusern standen chinesische Händler mit Feigen,
Birnen, Nüssen, Zigaretten, Eiern und allen möglichen Sachen und wir konnten
uns jetzt in einem kleinen, in der Stube aufgestellten eisernen Ofen öfters
eine tüchtige Portion Eier kochen, billig genug waren sie, für 10 Zents (20
Pfg.) erhielten wir 10 bis 12 Stück.
Chinesische Straßenmusikanten mit Guitarren und Holzklappern dazu erfreuten
uns täglich durch ihr "harmonisches" Konzert. Auch chinesische Bettler, ganz
in Lumpen gehüllt, manche sogar nur mit einem irgend wo aufgetriebenen alten
Sack umwickelt, zogen mit ihrem langgezogenen kläglichen "Tschau, tschau!"
(bedeutet essen) durch die Straßen. Oftmals aßen sie sich bei uns des
mittags satt und füllten ihre mitgebrachten Gefäße mit übrig gebliebenen
Essen.
Dieser Tage wurden 25 bewaffnete Boxer in Dschunken auf dem Peiho erwischt
und später erschossen.
Fortsetzung: Reise nach China –
S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Wetter
trübe, nebelig. Es gingen heute wieder unsere Dampfer in See. Nachmittags 4
Uhr mit Gewehr schießen auf Scheibe mit Pinass im Schlepp. Heute wird ein
Postdampfer erwartet.
|
Donnerstag,
08. November |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Konzert
in Shanghai (Astor Hotel), sehr voll. Gut gegangen, pro Mann 6 $ essen,
trinken, Schlafen frei. Auf der Hinfahrt nach Shanghai setzten wir einen
Heizer auf dem Lloyd Dampfer Baiern. Auf letzterem waren die früheren
Hoboisten, jetzt Stewards (Eickenroth und Beilschmidt). Diese Nacht ein
französischer Postdampfer mit Post gekommen. 1 Karte von Freunden aus
Wilhelmshaven erhalten. |
Freitag,
09. November |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S.
Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Habe
mich stark erkältet. Den ganzen Tag geschwitzt, tolle Kopfschmerzen. Habe
die Hoboisten alleine spielen lassen zum Diner. Nichts besonderes
vorgefallen. |
Samstag,
10. November |
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S.
Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Unsere
Barkass wieder von Land aus Reparatur gekommen. Hat einen Messing
Schornstein erhalten und Rudersteuer welcher in Tientsin verloren gegangen
war. 12 Uhr ging Lloyddampfer Bayern in See. 5 Uhr kam S90 mit dem Admiral
ST.B. längsseit. (Regen), ruhiges Wetter. Nachts 3 ½ Uhr kam plötzlich
Sturm auf, S90 musste Dampf aufmachen und ging vor Anker. Wir machten auch
Dampf auf mit 6 Kesseln, im Falle dass die Ankerkette reißt oder der Anker
nachlässt. Weißenburg bis dicht vor die Engländer (Goliath Panzer)
getrieben.
![](nachlass_1900_6.jpg) |
Sonntag,
11. November |
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
...waren sämtliche in Tientsin liegenden deutschen Truppen in kompletten
Anzuge auf dem Taku-Platz angetreten, Infanterie, Kavallerie, Artillerie und
Train. 9 30 Uhr vormittags erschien die Fahnenkompagnie mit vier herrlichen
fahnen für die Infanterie und einer prachtvollen Standarte für das
Reiterregiment. Nachdem der Kommandeur der deutschen Truppen,
Generalleutnant von Lessel eine Ansprache gehalten, übergab derselbe den
Regimentern die Feldzeichen. Die Musik setzte ein, und der Parademarsch mit
den neuen Fahnen an der Spitze fiel glänzend aus.
![](paodingfu_neue_fahnen.jpg)
Russische, französische und japanische Offiziere waren anwesend, auch viele
Soldaten verschiedener Nationen, sowie hier ansässige Europäer und Chinesen
wohnten diesem militärischen Akte bei und bewunderten alle den Schneid der
deutschen Truppen. Nach beendeter Parade marschierte die Fahnenkompagnie
unter klingendem Spiel ab zur Kommandantur, und wir rückten in unsere
Quartiere zurück.
Am Nachmittag machten wir uns – mehrere befreundete Kameraden – auf nach der
Chinesenstadt, um un dort mal ein wenig umzusehen. Wir gingen die
Taku-Straße entlang, in der sich im japanischen Viertel viele kleine
Wirtschaften befanden, in denen man auch die hübschen kleinen Japanerinnen
mit dem schön frisierten, schwarzglänzenden, meist sehr reichen Haar zu
bewundern Muße fand.
Einige begrüßten uns schon mit einem deutschen "guten Tag, bitte nehmen Sie
Platz" und es wurde uns schwer, dieser Aufforderung nicht Folge zu leisten.
Dann ging es weiter, rechts durch eine Querstraße in die Viktoria-Straße,
die schönste Straße Tientsins, von hohen Bäumen beschattet. In dieser
befinden sich das deutsche Postamt, das deutsche Konsultat und einige andere
deutsche militärische Institute.
Von dieser Straße gelangten wir in die Rue de France, wie der Name schon
sagt, in das französische Viertel, die bis zum Peiho führt. Eine Menge
aufgehäufter, mit Matten bedeckter Salzberge ziehen sich eine ganze Strecke
am Peiho hin. Über eine Brücke hinweg, auf der ein französischer
Militärposten stand, gings dann am Bahnhof vorbei nach der Chinesenstadt.
In der Stadt angelangt, sahen wir in der ersten halben stunde nichts als
Trümmer einstiger chinesischer Wohnhäuser, und wir mussten in den Straßen
mehr klettern als gehen. Ein Friedhof, den wir überschritten, lohnt einiger
Worte. In großen, sehr starken Särgen werden die Verstorbenen zum
Begräbnisplatz getragen, höher gestellte oder reichere Chinesen unter einem
großen, gleichfalls getragenen Baldachin, dem eine Menge Leute in bunten
Gewändern, auf Tamtams einen Heidenlärm vollführend, vorangehen. Der Sarg
wird dann nicht in der Erde (oder vielmehr Lehm, denn in der ganzen Provinz
Petschili gibt es fast nur Lehm) gesetzt, sondern bleibt einfach auf ebener
erde stehen; es wird ein halbkugelförmiger Lehmhaufen auf und um den Sarg
aufgebaut und das Grab ist fertig. Ein solcher Friedhof sieht aus wie ein
Platz mit großen Maulwurfshügeln, zumal auch Blumenschmuck gänzlich fehlt.
Einige dieser Särge, von der Erde entblößt, das Holz vom Zahn der Zeit
zernagt, standen offen und wir sahen neben den menschlichen Überresten Näpfe
mit Reis und Essstäbchen, sowie chinesisches Geld liegen. Man fand jedoch
auch auf Äckern und fast an allen Wegrändern außerhalb der Stadt Särge
aufgebaut. – Die Grabstellen von Mandarinen dagegen sind meist sorgfältig
gepflegt und in schönen Hainen angelegt.
Danach langten wir im noch erhaltenen Stadtteile an, und es ging öfters
durch so schmale Straßen, dass nur zwei Mann nebeneinander gehen konnten.
Jeder Chinese blieb jedoch, seine Mütze in der Hand haltend, an die Wand
gedrängt stehen bis wir vorbei waren. Auch chinesische Frauen und Mädchen
mit ihren verkrüppelten Füßchen, bei Arme wie balancierend nach den Seiten
ausgestreckt, trippelten durch die Gassen, sich eiligst bei unserem
Herannahen in das erste beste Haus flüchtend; und dabei sahen die meisten,
wenigstens die älteren Chinesinnen so abschreckend hässlich aus, dass eher
wir allen Grund hatten, in großem Bogen um sie herum zu gehen und uns den
Anblick zu ersparen. Es gibt jedoch auch hübsche anmutige junge Chinesinnen,
trotz ihrer schiefgeschlitzten Augen, -- das ei zur Ehre dieser Damen
festgestellt.
Nach einem Marsch von
ca. einer Stunde durch ein wahres Labyrinth von Gassen und Gässchen, in
deren einer es immer noch stärker nach Knoblauch und gebratenem Öl roch als
in der anderen, kamen wir nach den Quartieren des 5. Infanterie-Regiments,
in deren Nähe die Gebirgsbatterien und Proviantkolonnen lagen.
Nach einer kurzen Bierpause in der Kantine machten wir uns bald auf den
Rückweg, noch aus Neugier bei einem chinesischen Apotheker vorsprechend, der
jedem von uns in seinem sauber und schön eingerichteten Laden eine Tasse do
kai tssa (sehr heißen Tee), natürlich ohne peitang (Zucker) kredenzte. Nun
bestiegen wir jeder eine Rikscha, eine kleine, von einem Chinesen gezogene
Equipage und schnell ging es den heimischen Penaten zu.
Unterwegs mussten wir jedoch nochmals anhalten, ein angeheiterter
französischer Soldat, von ungefähr 40 bis 50 Chinesen umringt, fuchtelte
gewaltig mit seinem Seitengewehr in der Luft herum und hielt den Chinesen
einen diesen unverständlichen heftigen Vortrag auf französisch. Als wir in
der Nähe dieser heiteren Szene anlangten, hörten wir den mehrmaligen Ruf
dogoa (Deutsche), und nach kurzer Zeit hatte sich der Haufen zerstreut. Den
französischen Kameraden, der nun lustig seine Marseillaise sang, nahmen wir
bis zum Peiho mit, wo er von seinen Landsleuten in Empfang genommen wurde.
In unserem Quartier angekommen, verabreichten wir dem Rikscha-Kuli 10 Zent
für die fahrt und machten es uns dann noch eine kurze Zeit im Tivoli
gemütlich, wo jetzt sogar schon ein Klavier aufgestellt war und die
schönsten deutschen Lieder und Tanzmelodien die chinesische Luft
durchschwirrten und eine neugierige Menge von horchenden Chinesen
herbeilockten.
In den fremden
Stadtteilen versahen Soldaten der betreffenden Nation den Dienst als
Militärpolizisten; sie trugen um den linken Oberarm ein Band mit den
Buchstaben M. P. und waren für die Sicherheit und Ordnung auf den Straßen
wie in den Lokalen verantwortlich. Berittene Militärpolizisten machten
Patrouillenritte in die Umgegend der Stadt.
Da wir nun schon eine
ganze Anzahl amerikanischer und australischer Pferde in den Ställen und in
einem großen Zelt untergebracht hatten, begann das Reiten. Dies war aber
kein leichtes Stück Arbeit, da die Pferde, wie schon bemerkt, völlig
verwildert waren und sich nicht einmal satteln lassen wollten. Es wurde
alles während der nächsten Tage in Ruhe und im Guten versucht, wo es jedoch
gar nicht gehen wollte, musste die Longe und auch die Peitsche nachhelfen.
Nach und nach wurden die Pferde eingespannt; alle Fälle von Verwirrungen
niederzuschreiben, wäre zu viel – es kam auch die Zeit, wo alles gut von
statten ging. Das Einreiten und Einfahren der Pferde war eine der größten
Schwierigkeiten für uns, und an Sticheleien seitens der Infanterie fehlte es
nicht, aber -- wer zuletzt lacht, lacht am besten!
Zwei von uns gestellte Kommandos kamen nach ungefähr dreiwöchiger
Abwesenheit jetzt zurück.
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S.
Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Sturm
wütet weiter, Regen hat nachgelassen. 8 ½ Uhr kam ein Dampfer von See,
fast ganz abgetakelt. Der muss eine ganz große See gestanden haben. 2 ½
Uhr ging der Japanese (Panzer) in See. Das Fest für die Deutschen ist des
schlechten Wetters halber ausgefallen. Bei dem Sturm kann auch kein Boot
anlegen. S90 ist auf dem Wusong Fluss nach Shanghai flussaufwärts gefahren.
Dschunken sind heute auch nirgends zu sehen. |
Montag,
12. November |
![](Expedition_kalgan_121100.jpg)
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S.
Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Vorige
Nacht ist das englische Kanonenboot (Sandpiper) in dem Sturm untergegangen.
Sturm hält an, sonst nichts besonderes. |
Dienstag,
13. November |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Wetter
abgeflaut, ziemlich still, Sonnenschein. S92 machte am Heck fest, 7 ½
Uhr. 9 Uhr kam S90 St.B. längsseit, nahm den Admiral und Kommandant
an Bord und dampfte gleich darauf nach Shanghai. S92 ging 12 Uhr längsseit
der Brandenburg. Weißenburg ist zum Schießen in See gegangen. Wir haben
unser großes Scheibenfloß auch auf dem Heck fertig aufgebaut. Das kleine
Floß ist vorgestern Nacht bei dem Sturm von Heck losgerissen und
verschwunden. Heute wird wieder Frischwasser, welches mittels Kähnen von
Shanghai kommt übernommen. 8 bis 9 ½ Uhr abends schießen mit Abkommlauf
auf 150m mit Benutzung des Scheinwerfers. |
Mittwoch,
14. November |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Herrliches
aber bewölktes Wetter. Nichts besonderes. Die Kommandanten von Goliath
und Centurien waren 11 Uhr an Bord, um zu sehen wie unsere Boote so
schnell ein und ausgesetzt werden. Ebenfalls ein Ingenieur, um die
Maschinen zu besichtigen. Unser Admiral und Kommandant sind noch an Land,
sonst hätten die Engländer es auch nicht gewagt, alles an Bord zu
besehen. Fühle mich noch nicht ganz wohl. Schnupfen, Kopfschmerz und
Husten halten an. 3 große Schweine, eins davon 478 Pfund, 6 kleine und 2
fette Rinder an Bord genommen. Die großen Schweine wurden heute gegen
Abend geschlachtet. 5 ½ Uhr S90 mit dem Admiral, Kommandant, Kptl.
Hintze, den Generalkonsul Dr. Knappe, 1 Dolmetscher, 1 Diener und 2
Chinesen längsseits St.B. Morgen früh soll es nach Nanking gehen, um
dort ein deutsches Konsulat zu gründen. Das Gepäck alles an Bord
genommen. S90 hat sich dann dicht bei uns vor Anker gelegt.
|
Donnerstag,
15. November |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Plötzlich
9 Uhr Anker auf. Jetzt nach 10 Jahren komme ich wieder einmal nach
Nanking, was ich in meinem Leben mir nie vorgestellt habe. Aber nicht wie
damals auf der Leipzig, in Friedenszeit, sondern Mitten im Kriege ohne bis
jetzt in 4 ½ Monat einen scharfen Schuss zu feuern. Das ist und bleibt
ewig der Deutsche, der alte gemütliche Michel, immer in Guten, wo hier
nichts auszurichten ist. Hier heißt es frisch drauf los, was das Zeug
halten will und nicht auf andere Nationen warten. An St.B. Dorf an Dorf
und eine Menge kleiner Flüsse, welche voll von Dschunken wimmeln. Vor 10
Jahren, 1890 standen Soldat an Soldat am Ufer längs, mit Fähnchen auf
den Gewehren. Jetzt sieht man keinen Einzigen von der Sorte. Dagegen zu
Hunderten, welche lange Gesichter ziehen, denn so ein großes
Kriegsschiff, wie das unserige, haben diese noch nicht zu sehen bekommen
auf dem Yang tse kiang. Jetzt sind nur kleine Forts zu sehen. Die großen
vor Nanking bekommen wir erst Morgen in Sicht. Von Wusong bis
Nanking sind es 156 Seemeilen flussaufwärts. Der selbe ist an vielen
Stellen nicht zu übersehen und ziemlich reißend. Der Strom läuft hier
mit 4-6m die Stunde. Wir gehen mit 9m durch, mit Strom 12-13m. Wie es im
Allgemeinen heißt, sollen wir in dieser Nacht vor Anker gehen.
Unser Geschütze sind klar zum losschießen, ob es aber soweit kommt ist
noch sehr fraglich. Jetzt haben wir 2 Flaggleutnants. Wie es heißt kommt
Kptl. Pindter jetzt zurück, weil er 2 Jahre schon an Bord ist und zu
seinen Posten zu dumm. Derselbe lässt sich jede Arbeit vom Schreiber
(Mohr) machen. Es ist der richtige Bulle, wohl dem, der nichts mit ihm zu
tun hat. 7 ½ Uhr gingen wir vor Anker. |
Freitag,
16. November |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
6
Uhr Anker auf, Klar zum Gefecht. Jedes Geschütz 20 Schuss klar. ½ 7 Uhr
Salut für chinesische Schiffe erwidern. 9 moderne große Kreuzer, 7
Torpedoboote liegen hier vor Anker. Auf der Insel ein großes Fort. Wo wäre
da im Ernstfalle der Kurfürst geblieben. 7 ¾ Uhr saßen wir eine kurze
Zeit fest. Nachdem schlirrten wir immer von Zeit zu Zeit auf Schlick längs.
Es ist schon ziemlich kalt hier. Unser Mannschaft hat einen schönen
Anzug. Weiße Hose, Überzieher und weiße Mütze. St.B. dicht unter Land,
die Ufer sind waldig. Am Wasser alles hohes Rohr, hier gibt es viel von
den Fischerbooten und Netzten, die von Land ausgesetzt werden. 11 ¾ Uhr
fuhren wir ganz langsam. Da hatten wir große Forts, 150m B.B. Diese
wurden gezeichnet und photographiert. 9 ¼ Uhr, ebenfalls 5 Uhr noch
einmal. Das sind ganz gewaltige Forts, mit lauter schweren Geschützen. 6
½ Uhr, im Dunkeln kamen wir an in Nanking, welches noch 2 Stunden zu Fuß
landeinwärts liegt. 12 Uhr hatten wir eine große Stadt B.B. rund
um von Forts. An Schiffen lagen da 2 große Engländer und unsere
Schwalbe. Hier liegen ein großer Panzer (Franzose), 1 großer Engländer
und 2 Chinesen. |
Samstag,
17. November |
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Etwas
Nebel. Die Sonne bringt ihn bald weg. 8 Uhr Salut für China und für den
Engländer. Der Franzose hat uns schon in Shanghai salutiert. Großes
Reinschiff. Hier ist alles wie umgewandelt in den 10 Jahren. 11 Uhr kam
der Stadtrat an Bord mit großem Gefolge. Ich habe auch seine Visitenkarte
erhalten. Der Admiral, Kommandant die beiden Flaggleutnants, der Konsul
mit Gefolge und fast allen Offizieren sind um 1 Uhr teils in Uniform,
teils in Zivil an Land nach Nanking beim Vizekönig wegen Unterhandlungen.
Sonst kommen viele chinesische Offiziere an Bord um sich unser Schiff
anzusehen. Es ist herrlich hier oben, ein reines Paradies. Es ist
zumindestens anders als meilenweit von Land zu liegen. Eine Menge
Dschunken folgten mit chinesischen Soldaten, um den Kurfürst und staunen
über die langen Geschütze. 9 ½ Uhr abends kamen oben genannte wieder an
Bord. |
Sonntag,
18. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Sachen
instand setzen
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
10
Uhr große Musterung. 10 ½ Uhr den Konsul nebst Gefolge an Land gesetzt.
11 Uhr Anker auf, mit einer Fahrt von 12-14m zurück. 3 Uhr St.B. eine große
Stadt Kiangsing. Hela, Schwalbe lagen dort vor Anker. Iltis liegt
noch 450m hinter Nanking vor Anker. 5 ¾ Uhr ankern. Wir haben jetzt Strom
mit. Wie der Kommandant heute bei der Inspizierung gesagt hat, gehen wir
bald zurück. Am liebsten bleib ich jetzt noch ein paar Jahre hier draußen.
|
Montag,
19. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Ebenfalls.
Es soll schon wieder eine Expedition losgehen. Es ist wahr.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
6
Uhr Anker auf. 8 Uhr passieren der chinesischen Flotte und der letzten großen
Forts. Herrliches Wetter. 5 Uhr ankern vor Wusong. 6 Uhr Post an Bord.
Erhielt die traurige Nachricht von dem Tode meiner lieben Frau.
|
Dienstag,
20. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Abmarsch
Morgens 8 Uhr – ganz schöner Marsch schon am Gebirge. Abends 5 Uhr
Quartier erreicht.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Herrliches
Wetter, nichts besonderes.
|
Mittwoch,
21. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Schwerer
Marsch übers Gebirge. Bergstöcke empfangen. Ankunft im Quartier 4 Uhr.
Bagage blieb zurück. Essen knapp.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Herrliches
Wetter, nichts besonderes. 9 Uhr ging der Holländische Kreuzer, welcher
in Shanghai lag, mit dem Gesandten nach Japan. Salutierte uns, welches wir
auch nach dem salutierten. Klar machen zum Kohlen.
|
Donnerstag,
22. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Marsch
um 7 Uhr weiter, Nachmittag 3 Uhr. Spitze hält an einem Fluß, wird
beschossen. Spitze richtet sich ein, verteidigt die Stellung, bekommt
Verstärkung.
Es wird vorgegangen, der Fluß wird durch Wiederherstellung einer halb
vernichteten Brücke überschritten, ausgeschwärmt, weitergeschossen.
Die Chinesen denken durch Vorhalten eines Brettes nicht getroffen zu
werden, sie reißen aus. Sie bieten uns auf den Bergen ein gutes Ziel,
alles was in Schußweite ist, wird abgeknallt und kullern die Berge
hinunter in die Schlucht. Dann geht`s weiter zum nächsten Dorf. Männer
kommen uns schon mit Obst, Eiern und Vieh entgegen, damit wir Ihnen nichts
thun sollen. Es geschieht ihnen auch nichts.
Sie räumen uns freiwillig ihre Wohnungen und liegen über Nacht draußen,
ziemlich kalt, wir beziehen Quartier. Es bricht ein kleines Feuer aus, von
Chinesen angesteckt. Es wurde jedoch gelöscht ohne Schaden zu
machen.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
6
Uhr Anfang mit Kohlen, ½ 11 Uhr fertig, 300 Tonnen übernommen. 4 große
Dampfer kamen hinter einander im Hafen gegen 10 Uhr. Heute wird noch der
Postdampfer erwartet. Reinschiff in allen Ecken. Der Admiral ist 9 Uhr mit
S90, welches kurz vorher ankam, mit Offizieren von der Weißenburg und
unserem Flaggenleutnant nach Shanghai gefahren. ½ 6 Uhr kam der Admiral
und Offiziere zurück. 2 Uhr kam Fürst Bismarck, legte sich vor Wusong
vor Anker.
|
Freitag,
23. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Marsch
nach Peking. Wir haben nichts zu essen, finden Körbe voll große
Mehlbeeren, werden gegessen.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Kommandant
an Land nach Shanghai. Heute kam der französische Postdampfer mit Post,
an mich nichts dabei. 8 Uhr ab schießen mit Abkommlauf nach Scheibe 150m.
Beleuchtung Scheinwerfer bis 9 ½ ab.
|
Samstag,
24. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Abends
in Peking angelangt, abgerissen, hungrig.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Heute
wieder großes Konzert im Astor House Shanghai. Regnerisches Wetter. ½ 11
Uhr Admiral Bendemann an Bord. Reinschiff, Regensegel aus. 100 Mann
beurlaubt nach Shanghai. Das Konzert war wieder sehr gut besucht, große
Furore gemacht. Von Leutnant v. Bredow eine Photographie erhalten, Brüderschaft
getrunken.
![](astor_house_241100.jpg)
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
...ging der erste Streifzug von hier aus ab, an dem
nur 30 Mann Kavallerie von unserer Kolonne teilnahmen. |
Sonntag,
25. November
Totensonntag |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Ruhetag.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Morgenmusik
beim Generalkonsul Dr. Knappe. Dieser gab uns eine Kiste Bier, 50
Zigarren. 9:55 mit Schnellzug nach Wusong zurück. 4 Uhr fand das Fest der
Deutschen an Bord statt, welches Admiral und Offiziere veranstaltet
hatten. Wir hatten dazu Konzert, dann Tanz zu spielen. Das Schiff war überall
mit Flaggen ausgeschmückt. Für die Kinder Schaukeln im Karussell u.s.w.
angebracht. Sehr schönes Wetter.
|
Montag,
26. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Ruhetag.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
½
8 Uhr ab schießen mit Abkommlauf nach Scheibe. Die Engländer Landungsmanöver,
diese schießen scharf. 11 ½ Uhr kam S92 längsseit um den Admiral, Kpt.
Pindter, den Geschwader Oberzahlmeister und Offiziere vom Stabe, Schreiber
Mohr, 1 Schreiber, 2 Burschen an Land zu bringen. ½ 1 Uhr gehen wir Anker
auf, zum Schießen mit Abkommlauf in See. Nord Einfahrt des Yang tse kiang.
4 zu Anker, ½ 8 – 9 ½ schießen auf Scheibe mit
Abkommlauf, Scheinwerfer dabei in Tätigkeit. Regnerisches Wetter.
|
Dienstag,
27. November |
Tage-Buch über meine
Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Ruhetag.
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
...kamen sie zurück, zwei Mann
wurden als Typhuskranke in das Lazarett aufgenommen, wo jetzt bereits 15
Mann unserer Kolonne lagen.
Fortsetzung: Reise nach China
– S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
7
Uhr Fortsetzung mit dem Schießen, etwas Regen, dicke Luft. 3 Uhr ab schießen
mit Maxim Gewehren nach Scheibe, 200m welches bis 9 ½ Uhr nachts dauerte. 7
Uhr ab mit Scheinwerfer. |
Mittwoch,
28. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Ruhetag.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Wie
gestern starker Regen. 10:50 S92 St.B. längsseit um Befehle zu überbringen
und zu holen.
|
Donnerstag,
29. November |
Tage-Buch über
meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Exerzieren,
Quartier in Ordnung, Anzug instand setzen, Arbeitsdienst und Wache.
Fortsetzung:
Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Stürmisches
Wetter. 4:30 Uhr Anker auf in See. 5 ½ Uhr in See vor Anker dicht bei
einem kleinen Felsen.
|
Freitag,
30. November |
Tage-Buch über meine Erlebnisse in
China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
Exerzieren,
Quartier in Ordnung, Anzug instand setzen, Arbeitsdienst und Wache.
"Aus dem Tagebuche eines
Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei,
Wolfenbüttel, o.J.
...kam ein höherer chinesischer
Gefangener unter Kavallerie-Eskorte nach hier.
Fortsetzung: Reise nach China
– S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
8:30
Uhr Anker auf. Klar Schiff, schießen nach einem Felsen bis ½ 12 Uhr. Gute
Treffer, viele zu kurz. Einsatzrohre wurden benutzt. ½ 1 Uhr nach Wusong.
1:10 Uhr saßen wir eine Zeit lang fest. 2 Uhr Wörth nach Nagasaki ins Dock
gegangen. |