Letzte Aktualisierung:
August 22 2010

NOVEMBER

1900

Donnerstag,
01. November
Allerheiligen

Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Auf Wache.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Bewölktes Wetter, Fluss ruhig. 8 Uhr kamen 5 Frischwasserkähne längsseits von Shanghai. 8 ¼ Uhr kam ein deutscher Dampfer an uns vorüber, ging flussaufwärts nach Nanking. 9 Uhr Übernahme von Soda, Farbe und Öl. 

Freitag,
02. November
Allerseelen

Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Quartier, Ordnung, Handwerker voraus nach Peking, Kamele kommen mit.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Nichts besonderes. Dampfer kommen und gehen. 

Samstag,
03. November
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Abmarsch durch einen Zug 6 ½ Uhr. 12 Uhr Ruhe,  Kohl gekocht 1 ½ Uhr geht’s wieder weiter. 5 Uhr im Quartier in einem Tempel an der Straße. Über 20 Götzen. den Tempel nahmen wir zu Wohnungen und Pferdeställe.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Nichts besonderes. Dampfer kommen und gehen. Heute Post, nichts dabei. 

Sonntag,
04. November
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
5 ½ aufgestanden. 7 Uhr geht’s weiter um 9 Uhr Futter auf Kamele aufgeladen. Nachmittags 3 Uhr

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Herrliches Wetter. ½ 11 Uhr kleine Kirche. I. Offizier hält diese ab. 12 Uhr Musik achter voraus. Ankunft des englischen Panzer Goliath, englische Hymne. Post gekommen. Ein Schreiben wegen der Heimatzahlung beim Admiral eingegangen. Großer Krach, man könnte verrückt werden über solche Sachen. Ich wollte es wäre mit mir bald alle, bloß die Kinder, wenn diese nicht wären, würde ich lange über Bord gegangen sein. 

Montag,
05. November
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Abends 10 Uhr Ankunft in Peking, beziehen alte Quartiere. Allgemeines Exerzieren und Arbeitsdienst und Wache ist unsere Beschäftigung.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
War ich dienstlich an Land, wegen Konzerte geben in dem Hotels Astor House, Camp Hotel und Arkadia. Pro Kopf 6 $, frei essen, trinken und schlafen. ½ 6 Uhr kam ich wieder zurück. Herrliches Wetter. Postdampfer aus Deutschland angekommen, kein Brief für mich.

Dienstag,
06. November

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 
Herrliches Wetter. 12 Uhr m. ging ein Panzer (Franzose) in See und ein englisches Lazarettschiff dicht bei uns vor Anker. 2 Uhr schießen mit Gewehr nach Scheibe von Pinass in Schlepp. Wie es scheint wird bald ein Angriff auf die Wusong Forts unternommen, denn es kommen jetzt wieder verschiedene Panzer hier auf Außenreede an. Jetzt liegen hier 2 Russen, 1 Amerikaner, 4 Engländer, 1 Japaner und 3 von unseren Panzern. In Shanghai und Wusong Fluss liegen auch noch 15-20 Kriegsschiffe verschiedener Nationen. Ein großer amerikanischer Postdampfer, 4 Master ging 3 Uhr in See. 4 Uhr salutierte das Fort Wusong. Wofür konnte ich nicht genau sehen. Es müsste ein kleiner chinesischer Kreuzer sein, derselbe ging flussaufwärts, Nanking zu. 9 Uhr kam S90 St.B. längsseit nahm unsere Ablösung welche gestern mit dem Postdampfer angekommen war und bei uns untergebracht an Bord und förderte dieselben auf Iltis, Seeadler und Schwalbe. Der Kommandant ist gestern, heute und morgen an Land. Hochzeit des Kommandanten von dem Seeadler, Kpt. Sihak. Der Admiral ist heute früh nach Shanghai. Heute ist der Zahlmeister-Aspirant Philipp vom S90 wieder operiert, befindet sich hier an Bord.  Nachts starker Nebel, immerzu Nebelsignale mit der Glocke. Hela hier im Hafen angekommen, von Taku aus.

Mittwoch,
07. November 


"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.

Nachdem wir in der ersten Zeit den Zutritt der nächtlichen Kälte durch Vornageln von Brettern und Behängen der Wände mit Matten hindern mussten, hatten wir nun schon einen einigermaßen wohnlichen Raum hergestellt, wobei natürlich alle tüchtig helfen mussten. Die Einen saßen auf dem Hofe und kochten an selbstgefertigten Kochöfen die Mahlzeiten, andere wurden Maurer, Handlanger; Steinträger; Lehmschläger usw. Zu diesen Arbeiten bekamen wir jedoch bald Chinesen.
Nun ging es an das Bauen von Ställen, denn unsere Kolonne sollte schon in kurzer Zeit ihre Pferde bekommen.
In der Nähe unseres Bauplatzes hatte ich auch bereits japanische Artillerie mit ihren kleinen Pferden eingenistet.
Hinter unseren Häusern befand sich ein großer Platz, der im Hintergrunde mit der Umwallung Tientsins, einer Lehmmauer, abschloss. Von den Toren dieser Mauer befindet sich eins an dieser Stelle. Rechts vom Tore innerhalb der Mauer zeigte sich der Anfang des von den Europäern bewohnten Viertels in schönen großen Häusern, die jetzt fast alle von Militär belegt waren. Kamen wir nach der Straßenseite aus unserem Quartier heraus, so befanden wir uns auf der Taku-Straße, die links durch das japanische, amerikanische, englische und französische Viertel  ungefähr ¾ Stunden bis zum Peiho läuft. Rechts zieht sich die Straße in einer Strecke von 5 Minuten bis zum Taku-Tor, hinter demselben führt sie als Weg weiter nach Taku. Fast bis zum Taku-Tor stehen auf der rechten Seite Häuser, gegenüber befindet sich der Taku-Platz, hinter dem sich in gleicher Höhe mit dem Tor, ein mächtiges, nach europäischer Art erbautes dreistöckiges Gebäude, eine frühere chinesische Kriegsschule, erhebt, die jetzt aber zum deutschen Lazarett umgewandelt war.
Mit Posten wurde in der ersten Zeit nicht sparsam umgegangen, des Nachts stand einer auf der Straße, einer in unseren Stuben selbst und einer hinter den Häusern, da es hier selbst in Tientsin, immer noch nicht recht geheuer war und es verschiedene Male vorkam, dass weiter abgelegene Posten von Chinesen erschossen wurden.
Jeden Morgen erschienen jetzt bei uns die chinesischen Arbeiter, Kulis genannt, zur Arbeit, an ihrer Spitze der Oberkuli mit einer großen deutschen Fahne und einem schwarz-weiß-roten Bande um den Oberarm. Letzterer war nicht wenig stolz auf seine hohe Würde als Aufseher. Nach kurzer Zeit hatten wir ihm beigebracht, dass er sich stets morgens bei der Ankunft bei uns melden müsse, er nahm dann militärische Haltung an, rechte Hand an der mansa (Mütze) und meldete: "Obe el kuli Infantelli Munijons Kolomma ßwei, allebeite". (Oberkuli, Infanterie-Munitions-Kolonne zwei, zum arbeiten). Für "r", das der Chinese nun einmal nicht über die Zunge bringt, spricht er stets "el". Treibt er jedoch seinen loasa (Esel) oder sein mah (Pferd) vor seinem zweirädrigen Karren an, so schnarrt er mit solcher Zungengeläufigkeit sein "trrr, trrr"!, dass man glauben muß, er könne auch in anderen Wörtern ein r sprechen, aber vergebliche Mühe, es geht nicht.
Stand außer diesem hochwohlgeborenen dickzöpfigen Herrn Oberkuli nicht noch immer ein Soldat bei den chinesischen Arbeitern, so faulenzten sie mehr als sie arbeiteten. Abends marschierten sie nachdem sie ihre Zents und ihren Reis , in hockender Stellung in zwei Gliedern erhalten hatten, wieder mit ihrem Ober nach Hause ab.
Der Verkehr auf der Taku-Straße war ein recht reger, deutsche, französische, russische, amerikanische, italienische, englische, japanische und indische Soldaten sowie Chinesen, but durcheinander. Auch wurden mit der Zeit schon verschiedene Lokalitäten "ersten Ranges" eröffnet, das von den Deutschen am meisten besuchte war das "Tivoli". Es war jedoch alles ziemlich teuer, eine Flasche Bier, die in der Heimat 15-20 Pf. kostet, beanspruchte hier einen tiefen Griff in den Geldbeutel und kostete 80 Zents gleich 1,60Mk. – da konnte man recht viel von dem köstlichen Naß trinken.

Deutsche und Franzosen schlossen bald die beste Freundschaft, und man sah, besonders an den Sonntagen, Deutsche und Franzosen Arm in Arm spazieren gehen. Das in der Schule gelernte Französisch konnten wir recht gut verwenden und uns so leidlich gut unterhalten; man verstand sich aber doch besser, traf man gerade einen in Frankreich dienenden, etwas deutschsprechenden Elsässer oder Lothringer, Bei den Amerikanern trafen wir auch viele Deutsche, die Amerikaner verließen jedoch bald zum größten Teil China, um auf den Philippinen gegen Aguinaldo zu kämpfen.
Im Lager nahmen die Bauarbeiten ihren Fortgang, --Gardienen prangten sogar schon an unseren Fenstern. Auch hatten wir es bereits zu einer gemeinschaftlichen Küche gebracht, in der zwei tüchtige militärische Köche ihre Suppenlöffel schwangen zum Wohle der ganzen Kolonne. Die Mittel zum Kochen lieferte das gier in Tientsin errichtete freigebige Proviantamt. Sogar eine Kantine nannten wir unser eigen, in der es Bier, Zigarren und nach und nach gekochte Eier, Butter, schmalz, Wurst, Speck, Glühwein usw. gab. Man sah manchmal einen Kameraden von der Arbeit nach der Kantine huschen, um sich bei der schon herrschenden November-Kälte dort durch ein wärmendes Getränk zu erquicken.
Neben uns hatte sich inzwischen die Artillerie-Munitions-Kolonne 2 angesiedelt und gegenüber war die Sanitätskompagnie eifrig mit dem Hausbauen beschäftigt.
Deutsche Truppen lagen sonst noch in Tientsin: am Taku-Platz Infanterie und Pioniere, in der Taku-Straße Train, am Peiho die Feldbäckerei-Kolonne und außerhalb des Tores Artillerie und Reiter, noch weiter entfernt in einer früheren Zündholzfabrik verschiedene Kolonnen; in der Chinesenstadt Infanterie, zwei Gebirgsbatterien und Proviantkolonnen.
Jetzt kamen auch noch neu zu stellende Wachen auf, und zwar auf den im Peiho liegenden Dschunken (chinesischen Flusskähnen), die mit deutschem Proviant und dergl. beladen waren.
In dieser Zeit begannen nun auch die Pferdetransporte; jedes Mal 30-40 Mann unserer Kolonne fuhren mit Mannschaften anderer berittener Formationen per Bahn nach Tongku. Ungefähr alle 5 Tage ging ein Transport ab. In Tongku nahmen wir die Pferde oder Maultiere aus dem dort errichteten Depot oder gleich vom Schiff aus in Empfang und nun ging es zu Fuß nach Tientsin, ca. 6 Meilen; wer aufsitzen konnte, hatte gewonnen. Die meisten dieser halbwilden, auf den Schiffen während der Fahrt von Amerika oder Australien nach hier wieder ganz wild gewordenen Tiere ließen jedoch überhaupt nicht aufsitzen, bissen und schlugen mit Vorder- und Hinterbeinen und manch einer hat leider den Denkzettel für's ganze Leben erhalten. Diese Transporte nahmen ungefähr 3 Wochen ihren Fortgang, die Tiere wurden aber später gleich in Tongku in Züge verladen.
Dann ging wieder eine Abteilung ab zum Dschunken-Kommando, sie hatte chinesische Dschunken mit deutscher Ladung den Peiho entlang nahc den deutschen Etappen bis Peking zu begleiten.
Ein paar Tage später fuhr ein Kommando ab nach Taku-Rhede zum Ausladen der Schiffe.
Die Kolonne war an manchen Tagen so zusammengeschmolzen, dass die Wachen statt 24 Stunden gleich 48 Stunden aufziehen mussten.
Auf der Straße vor unseren Häusern standen chinesische Händler mit Feigen, Birnen, Nüssen, Zigaretten, Eiern und allen möglichen Sachen und wir konnten uns jetzt in einem kleinen, in der Stube aufgestellten eisernen Ofen öfters eine tüchtige Portion Eier kochen, billig genug waren sie, für 10 Zents (20 Pfg.) erhielten wir 10 bis 12 Stück.
Chinesische Straßenmusikanten mit Guitarren und Holzklappern dazu erfreuten uns täglich durch ihr "harmonisches" Konzert. Auch chinesische Bettler, ganz in Lumpen gehüllt, manche sogar nur mit einem irgend wo aufgetriebenen alten Sack umwickelt, zogen mit ihrem langgezogenen kläglichen "Tschau, tschau!" (bedeutet essen) durch die Straßen. Oftmals aßen sie sich bei uns des mittags satt und füllten ihre mitgebrachten Gefäße mit übrig gebliebenen  Essen.
Dieser Tage wurden 25 bewaffnete Boxer in Dschunken auf dem Peiho erwischt und später erschossen.


Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Wetter trübe, nebelig. Es gingen heute wieder unsere Dampfer in See. Nachmittags 4 Uhr mit Gewehr schießen auf Scheibe mit Pinass im Schlepp. Heute wird ein Postdampfer erwartet.

Donnerstag,
08. November

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Konzert in Shanghai (Astor Hotel), sehr voll. Gut gegangen, pro Mann 6 $ essen, trinken, Schlafen frei. Auf der Hinfahrt nach Shanghai setzten wir einen Heizer auf dem Lloyd Dampfer Baiern. Auf letzterem waren die früheren Hoboisten, jetzt Stewards (Eickenroth und Beilschmidt). Diese Nacht ein französischer Postdampfer mit Post gekommen. 1 Karte von Freunden aus Wilhelmshaven erhalten.
Freitag,
09. November

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Habe mich stark erkältet. Den ganzen Tag geschwitzt, tolle Kopfschmerzen. Habe die Hoboisten alleine spielen lassen zum Diner. Nichts besonderes vorgefallen.

Samstag, 
10. November

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Unsere Barkass wieder von Land aus Reparatur gekommen. Hat einen Messing Schornstein erhalten und Rudersteuer welcher in Tientsin verloren gegangen war. 12 Uhr ging Lloyddampfer Bayern in See. 5 Uhr kam S90 mit dem Admiral ST.B. längsseit. (Regen), ruhiges Wetter. Nachts 3 ½ Uhr kam plötzlich Sturm auf, S90 musste Dampf aufmachen und ging vor Anker. Wir machten auch Dampf auf mit 6 Kesseln, im Falle dass die Ankerkette reißt oder der Anker nachlässt. Weißenburg bis dicht vor die Engländer (Goliath Panzer) getrieben.

Sonntag,
11. November

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...waren sämtliche in Tientsin liegenden deutschen Truppen in kompletten Anzuge auf dem Taku-Platz angetreten, Infanterie, Kavallerie, Artillerie und Train. 9 30 Uhr vormittags erschien die Fahnenkompagnie mit vier herrlichen fahnen für die Infanterie und einer prachtvollen Standarte für das Reiterregiment. Nachdem der Kommandeur der deutschen Truppen, Generalleutnant von Lessel eine Ansprache gehalten, übergab derselbe den Regimentern die Feldzeichen. Die Musik setzte ein, und der Parademarsch mit den neuen Fahnen an der Spitze fiel glänzend aus.

Russische, französische und japanische Offiziere waren anwesend, auch viele Soldaten verschiedener Nationen, sowie hier ansässige Europäer und Chinesen wohnten diesem militärischen Akte bei und bewunderten alle den Schneid der deutschen Truppen. Nach beendeter Parade marschierte die Fahnenkompagnie unter klingendem Spiel ab zur Kommandantur, und wir rückten in unsere Quartiere zurück.
Am Nachmittag machten wir uns – mehrere befreundete Kameraden – auf nach der Chinesenstadt, um un dort mal ein wenig umzusehen. Wir gingen die Taku-Straße entlang, in der sich im japanischen Viertel viele kleine Wirtschaften befanden, in denen man auch die hübschen kleinen Japanerinnen mit dem schön frisierten, schwarzglänzenden, meist sehr reichen Haar zu bewundern Muße fand.
Einige begrüßten uns schon mit einem deutschen "guten Tag, bitte nehmen Sie Platz" und es wurde uns schwer, dieser Aufforderung nicht Folge zu leisten.
Dann ging es weiter, rechts durch eine Querstraße in die Viktoria-Straße, die schönste Straße Tientsins, von hohen Bäumen beschattet. In dieser befinden sich das deutsche Postamt, das deutsche Konsultat und einige andere deutsche militärische Institute.
Von dieser Straße gelangten wir in die Rue de France, wie der Name schon sagt, in das französische Viertel, die bis zum Peiho führt. Eine Menge aufgehäufter, mit Matten bedeckter Salzberge ziehen sich eine ganze Strecke am Peiho hin. Über eine Brücke hinweg, auf der ein französischer Militärposten stand, gings dann am Bahnhof vorbei nach der Chinesenstadt.
In der Stadt angelangt, sahen wir in der ersten halben stunde nichts als Trümmer einstiger chinesischer Wohnhäuser, und wir mussten in den Straßen mehr klettern als gehen. Ein Friedhof, den wir überschritten, lohnt einiger Worte. In großen, sehr starken Särgen werden die Verstorbenen zum Begräbnisplatz getragen, höher gestellte oder reichere Chinesen unter einem großen, gleichfalls getragenen Baldachin, dem eine Menge Leute in bunten Gewändern, auf Tamtams einen Heidenlärm vollführend, vorangehen. Der Sarg wird dann nicht in der Erde (oder vielmehr Lehm, denn in der ganzen Provinz Petschili gibt es fast nur Lehm) gesetzt, sondern bleibt einfach auf ebener erde stehen; es wird ein halbkugelförmiger Lehmhaufen auf und um den Sarg aufgebaut und das Grab ist fertig. Ein solcher Friedhof sieht aus wie ein Platz mit großen Maulwurfshügeln, zumal auch Blumenschmuck gänzlich fehlt. Einige dieser Särge, von der Erde entblößt, das Holz vom Zahn der Zeit zernagt, standen offen und wir sahen neben den menschlichen Überresten Näpfe mit Reis und Essstäbchen, sowie chinesisches Geld liegen. Man fand jedoch auch auf Äckern und fast an allen Wegrändern außerhalb der Stadt Särge aufgebaut. – Die Grabstellen von Mandarinen dagegen sind meist sorgfältig gepflegt und in schönen Hainen angelegt.
Danach langten wir im noch erhaltenen Stadtteile an, und es ging öfters durch so schmale Straßen, dass nur zwei Mann nebeneinander gehen konnten. Jeder Chinese blieb jedoch, seine Mütze in der Hand haltend, an die Wand gedrängt stehen bis wir vorbei waren. Auch chinesische Frauen und Mädchen mit ihren verkrüppelten Füßchen, bei Arme wie balancierend nach den Seiten ausgestreckt, trippelten durch die Gassen, sich eiligst bei unserem Herannahen in das erste beste Haus flüchtend; und dabei sahen die meisten, wenigstens die älteren Chinesinnen so abschreckend hässlich aus, dass eher wir allen Grund hatten, in großem Bogen um sie herum zu gehen und uns den Anblick zu ersparen. Es gibt jedoch auch hübsche anmutige junge Chinesinnen, trotz ihrer schiefgeschlitzten Augen, -- das ei zur Ehre dieser Damen festgestellt.
Nach einem Marsch von ca. einer Stunde durch ein wahres Labyrinth von Gassen und Gässchen, in deren einer es immer noch stärker nach Knoblauch und gebratenem Öl roch als in der anderen, kamen wir nach den Quartieren des 5. Infanterie-Regiments, in deren Nähe die Gebirgsbatterien und Proviantkolonnen lagen.
Nach einer kurzen Bierpause in der Kantine machten wir uns bald auf den Rückweg, noch aus Neugier bei einem chinesischen Apotheker vorsprechend, der jedem von uns in seinem sauber und schön eingerichteten Laden eine Tasse do kai tssa (sehr heißen Tee), natürlich ohne peitang (Zucker) kredenzte. Nun bestiegen wir jeder eine Rikscha, eine kleine, von einem Chinesen gezogene Equipage und schnell ging es den heimischen Penaten zu.
Unterwegs mussten wir jedoch nochmals anhalten, ein angeheiterter französischer Soldat, von ungefähr 40 bis 50 Chinesen umringt, fuchtelte gewaltig mit seinem Seitengewehr in der Luft herum und hielt den Chinesen einen diesen unverständlichen heftigen Vortrag auf französisch. Als wir in der Nähe dieser heiteren Szene anlangten, hörten wir den mehrmaligen Ruf dogoa (Deutsche), und nach kurzer Zeit hatte sich der Haufen zerstreut. Den französischen Kameraden, der nun lustig seine Marseillaise sang, nahmen wir bis zum Peiho mit, wo er von seinen Landsleuten in Empfang genommen wurde.
In unserem Quartier angekommen, verabreichten wir dem Rikscha-Kuli 10 Zent für die fahrt und machten es uns dann noch eine kurze Zeit im Tivoli gemütlich, wo jetzt sogar schon ein Klavier aufgestellt war und die schönsten deutschen Lieder und Tanzmelodien die chinesische Luft durchschwirrten und eine neugierige Menge von horchenden Chinesen herbeilockten.
In den fremden Stadtteilen versahen Soldaten der betreffenden Nation den Dienst als Militärpolizisten; sie trugen um den linken Oberarm ein Band mit den Buchstaben M. P. und waren für die Sicherheit und Ordnung auf den Straßen wie in den Lokalen verantwortlich. Berittene Militärpolizisten machten Patrouillenritte in die Umgegend der Stadt.
Da wir nun schon eine ganze Anzahl amerikanischer und australischer Pferde in den Ställen und in einem großen Zelt untergebracht hatten, begann das Reiten. Dies war aber kein leichtes Stück Arbeit, da die Pferde, wie schon bemerkt, völlig verwildert waren und sich nicht einmal satteln lassen wollten. Es wurde alles während der nächsten Tage in Ruhe und im Guten versucht, wo es jedoch gar nicht gehen wollte, musste die Longe und auch die Peitsche nachhelfen. Nach und nach wurden die Pferde eingespannt; alle Fälle von Verwirrungen niederzuschreiben, wäre zu viel – es kam auch die Zeit, wo alles gut von statten ging. Das Einreiten und Einfahren der Pferde war eine der größten Schwierigkeiten für uns, und an Sticheleien seitens der Infanterie fehlte es nicht, aber -- wer zuletzt lacht, lacht am besten!
Zwei von uns gestellte Kommandos kamen nach ungefähr dreiwöchiger Abwesenheit jetzt zurück.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Sturm wütet weiter, Regen hat nachgelassen. 8 ½ Uhr kam ein Dampfer von See, fast ganz abgetakelt. Der muss eine ganz große See gestanden haben. 2 ½ Uhr ging der Japanese (Panzer) in See. Das Fest für die Deutschen ist des schlechten Wetters halber ausgefallen. Bei dem Sturm kann auch kein Boot anlegen. S90 ist auf dem Wusong Fluss nach Shanghai flussaufwärts gefahren. Dschunken sind heute auch nirgends zu sehen.

Montag,
12. November
 

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

Vorige Nacht ist das englische Kanonenboot (Sandpiper) in dem Sturm untergegangen. Sturm hält an, sonst nichts besonderes.

Dienstag,
13. November

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Wetter abgeflaut, ziemlich still, Sonnenschein. S92 machte am Heck fest, 7 ½ Uhr. 9 Uhr  kam S90 St.B. längsseit, nahm den Admiral und Kommandant an Bord und dampfte gleich darauf nach Shanghai. S92 ging 12 Uhr längsseit der Brandenburg. Weißenburg ist zum Schießen in See gegangen. Wir haben unser großes Scheibenfloß auch auf dem Heck fertig aufgebaut. Das kleine Floß ist vorgestern Nacht bei dem Sturm von Heck losgerissen und verschwunden. Heute wird wieder Frischwasser, welches mittels Kähnen von Shanghai kommt übernommen. 8 bis 9 ½ Uhr abends schießen mit Abkommlauf auf 150m mit Benutzung des Scheinwerfers.
Mittwoch,
14. November
 

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Herrliches aber bewölktes Wetter. Nichts besonderes. Die Kommandanten von Goliath und Centurien waren 11 Uhr an Bord, um zu sehen wie unsere Boote so schnell ein und ausgesetzt werden. Ebenfalls ein Ingenieur, um die Maschinen zu besichtigen. Unser Admiral und Kommandant sind noch an Land, sonst hätten die Engländer es auch nicht gewagt, alles an Bord zu besehen. Fühle mich noch nicht ganz wohl. Schnupfen, Kopfschmerz und Husten halten an. 3 große Schweine, eins davon 478 Pfund, 6 kleine und 2 fette Rinder an Bord genommen. Die großen Schweine wurden heute gegen Abend geschlachtet.  5 ½ Uhr S90 mit dem Admiral, Kommandant, Kptl. Hintze, den Generalkonsul Dr. Knappe, 1 Dolmetscher, 1 Diener und 2 Chinesen längsseits St.B. Morgen früh soll es nach Nanking gehen, um dort ein deutsches Konsulat zu gründen. Das Gepäck alles an Bord genommen. S90 hat sich dann dicht bei uns vor Anker gelegt.

Donnerstag,
15. November
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Plötzlich 9 Uhr Anker auf. Jetzt nach 10 Jahren komme ich wieder einmal nach Nanking, was ich in meinem Leben mir nie vorgestellt habe. Aber nicht wie damals auf der Leipzig, in Friedenszeit, sondern Mitten im Kriege ohne bis jetzt in 4 ½ Monat einen scharfen Schuss zu feuern. Das ist und bleibt ewig der Deutsche, der alte gemütliche Michel, immer in Guten, wo hier nichts auszurichten ist. Hier heißt es frisch drauf los, was das Zeug halten will und nicht auf andere Nationen warten. An St.B. Dorf an Dorf und eine Menge kleiner Flüsse, welche voll von Dschunken wimmeln. Vor 10 Jahren, 1890 standen Soldat an Soldat am Ufer längs, mit Fähnchen auf den Gewehren. Jetzt sieht man keinen Einzigen von der Sorte. Dagegen zu Hunderten, welche lange Gesichter ziehen, denn so ein großes Kriegsschiff, wie das unserige, haben diese noch nicht zu sehen bekommen auf dem Yang tse kiang. Jetzt sind nur kleine Forts zu sehen. Die großen vor Nanking  bekommen wir erst Morgen in Sicht. Von Wusong bis Nanking sind es 156 Seemeilen flussaufwärts. Der selbe ist an vielen Stellen nicht zu übersehen und ziemlich reißend. Der Strom läuft hier mit 4-6m die Stunde. Wir gehen mit 9m durch, mit Strom 12-13m. Wie es im Allgemeinen heißt, sollen wir in dieser Nacht vor Anker gehen.  Unser Geschütze sind klar zum losschießen, ob es aber soweit kommt ist noch sehr fraglich. Jetzt haben wir 2 Flaggleutnants. Wie es heißt kommt Kptl. Pindter jetzt zurück, weil er 2 Jahre schon an Bord ist und zu seinen Posten zu dumm. Derselbe lässt sich jede Arbeit vom Schreiber (Mohr) machen. Es ist der richtige Bulle, wohl dem, der nichts mit ihm zu tun hat. 7 ½ Uhr gingen wir vor Anker.
Freitag,
16. November
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
6 Uhr Anker auf, Klar zum Gefecht. Jedes Geschütz 20 Schuss klar. ½ 7 Uhr Salut für chinesische Schiffe erwidern.  9 moderne große Kreuzer, 7 Torpedoboote liegen hier vor Anker. Auf der Insel ein großes Fort. Wo wäre da im Ernstfalle der Kurfürst geblieben. 7 ¾ Uhr saßen wir eine kurze Zeit fest. Nachdem schlirrten wir immer von Zeit zu Zeit auf Schlick längs. Es ist schon ziemlich kalt hier. Unser Mannschaft hat einen schönen Anzug. Weiße Hose, Überzieher und weiße Mütze. St.B. dicht unter Land, die Ufer sind waldig. Am Wasser alles hohes Rohr, hier gibt es viel von den Fischerbooten und Netzten, die von Land ausgesetzt werden. 11 ¾ Uhr fuhren wir ganz langsam. Da hatten wir große Forts, 150m B.B. Diese wurden gezeichnet und photographiert. 9 ¼ Uhr, ebenfalls 5 Uhr noch einmal. Das sind ganz gewaltige Forts, mit lauter schweren Geschützen. 6 ½ Uhr, im Dunkeln kamen wir an in Nanking, welches noch 2 Stunden zu Fuß landeinwärts liegt. 12 Uhr hatten  wir eine große Stadt B.B. rund um von Forts. An Schiffen lagen da 2 große Engländer und unsere Schwalbe. Hier liegen ein großer Panzer (Franzose), 1 großer Engländer und 2 Chinesen.
Samstag,
17. November
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Etwas Nebel. Die Sonne bringt ihn bald weg. 8 Uhr Salut für China und für den Engländer. Der Franzose hat uns schon in Shanghai salutiert. Großes Reinschiff. Hier ist alles wie umgewandelt in den 10 Jahren. 11 Uhr kam der Stadtrat an Bord mit großem Gefolge. Ich habe auch seine Visitenkarte erhalten. Der Admiral, Kommandant die beiden Flaggleutnants, der Konsul mit Gefolge und fast allen Offizieren sind um 1 Uhr teils in Uniform, teils in Zivil an Land nach Nanking beim Vizekönig wegen Unterhandlungen. Sonst kommen viele chinesische Offiziere an Bord um sich unser Schiff anzusehen. Es ist herrlich hier oben, ein reines Paradies. Es ist zumindestens anders als meilenweit von Land zu liegen. Eine Menge Dschunken folgten mit chinesischen Soldaten, um den Kurfürst und staunen über die langen Geschütze. 9 ½ Uhr abends kamen oben genannte wieder an Bord. 
Sonntag,
18. November
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Sachen instand setzen

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
10 Uhr große Musterung. 10 ½ Uhr den Konsul nebst Gefolge an Land gesetzt. 11 Uhr Anker auf, mit einer Fahrt von 12-14m zurück. 3 Uhr St.B. eine große Stadt Kiangsing. Hela, Schwalbe lagen  dort vor Anker. Iltis liegt noch 450m hinter Nanking vor Anker. 5 ¾ Uhr ankern. Wir haben jetzt Strom mit. Wie der Kommandant heute bei der Inspizierung gesagt hat, gehen wir bald zurück. Am liebsten bleib ich jetzt noch ein paar Jahre hier draußen.

Montag,
19. November
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Ebenfalls. Es soll schon wieder eine Expedition losgehen. Es ist wahr.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
6 Uhr Anker auf. 8 Uhr passieren der chinesischen Flotte und der letzten großen Forts. Herrliches Wetter. 5 Uhr ankern vor Wusong. 6 Uhr Post an Bord. Erhielt die traurige Nachricht von dem Tode meiner lieben Frau.

Dienstag,
20. November
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Abmarsch Morgens 8 Uhr – ganz schöner Marsch schon am Gebirge. Abends 5 Uhr Quartier erreicht.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Herrliches Wetter, nichts besonderes.

Mittwoch,
21. November
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Schwerer Marsch übers Gebirge. Bergstöcke empfangen. Ankunft im Quartier 4 Uhr. Bagage blieb zurück. Essen knapp.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Herrliches Wetter, nichts besonderes. 9 Uhr ging der Holländische Kreuzer, welcher in Shanghai lag, mit dem Gesandten nach Japan. Salutierte uns, welches wir auch nach dem salutierten. Klar machen zum Kohlen.

Donnerstag,
22. November
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Marsch um 7 Uhr weiter, Nachmittag 3 Uhr. Spitze hält an einem Fluß, wird beschossen. Spitze richtet sich ein, verteidigt die Stellung, bekommt Verstärkung.
Es wird vorgegangen, der Fluß wird durch Wiederherstellung einer halb vernichteten Brücke überschritten, ausgeschwärmt, weitergeschossen.
Die Chinesen denken durch Vorhalten eines Brettes nicht getroffen zu werden, sie reißen aus. Sie bieten uns auf den Bergen ein gutes Ziel, alles was in Schußweite ist, wird abgeknallt und kullern die Berge hinunter in die Schlucht. Dann geht`s weiter zum nächsten Dorf. Männer kommen uns schon mit Obst, Eiern und Vieh entgegen, damit wir Ihnen nichts thun sollen. Es geschieht ihnen auch nichts.
Sie räumen uns freiwillig ihre Wohnungen und liegen über Nacht draußen, ziemlich kalt, wir beziehen Quartier. Es bricht ein kleines Feuer aus, von Chinesen angesteckt. Es wurde jedoch gelöscht ohne Schaden zu machen.  

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
6 Uhr Anfang mit Kohlen, ½ 11 Uhr fertig, 300 Tonnen übernommen. 4 große Dampfer kamen hinter einander im Hafen gegen 10 Uhr. Heute wird noch der Postdampfer erwartet. Reinschiff in allen Ecken. Der Admiral ist 9 Uhr mit S90, welches kurz vorher ankam, mit Offizieren von der Weißenburg und unserem Flaggenleutnant nach Shanghai gefahren. ½ 6 Uhr kam der Admiral und Offiziere zurück. 2 Uhr kam Fürst Bismarck, legte sich vor Wusong vor Anker.

Freitag,
23. November
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Marsch nach Peking. Wir haben nichts zu essen, finden Körbe voll große Mehlbeeren, werden gegessen.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Kommandant an Land nach Shanghai. Heute kam der französische Postdampfer mit Post, an mich nichts dabei. 8 Uhr ab schießen mit Abkommlauf nach Scheibe 150m. Beleuchtung Scheinwerfer bis 9 ½ ab.

Samstag,
24. November 
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Abends in Peking angelangt, abgerissen, hungrig.


Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
  
Heute wieder großes Konzert im Astor House Shanghai. Regnerisches Wetter. ½ 11 Uhr Admiral Bendemann an Bord. Reinschiff, Regensegel aus. 100 Mann beurlaubt nach Shanghai. Das Konzert war wieder sehr gut besucht, große Furore gemacht. Von Leutnant v. Bredow eine Photographie erhalten, Brüderschaft getrunken.

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...ging der erste Streifzug von hier aus ab, an dem nur 30 Mann Kavallerie von unserer Kolonne teilnahmen.

Sonntag,
25. November
Totensonntag
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Ruhetag.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Morgenmusik beim Generalkonsul Dr. Knappe. Dieser gab uns eine Kiste Bier, 50 Zigarren. 9:55 mit Schnellzug nach Wusong zurück. 4 Uhr fand das Fest der Deutschen an Bord statt, welches Admiral und Offiziere veranstaltet hatten. Wir hatten dazu Konzert, dann Tanz zu spielen. Das Schiff war überall mit Flaggen ausgeschmückt. Für die Kinder Schaukeln im Karussell u.s.w. angebracht. Sehr schönes Wetter.

Montag,
26. November
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Ruhetag.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
½ 8 Uhr ab schießen mit Abkommlauf nach Scheibe. Die Engländer Landungsmanöver, diese schießen scharf. 11 ½ Uhr kam S92 längsseit um den Admiral, Kpt. Pindter, den Geschwader Oberzahlmeister und Offiziere vom Stabe, Schreiber Mohr, 1 Schreiber, 2 Burschen an Land zu bringen. ½ 1 Uhr gehen wir Anker auf, zum Schießen mit Abkommlauf in See. Nord Einfahrt des Yang tse kiang. 4 zu Anker, ½ 8 – 9 ½ schießen auf Scheibe mit   Abkommlauf, Scheinwerfer dabei in Tätigkeit. Regnerisches Wetter.

Dienstag,
27. November

Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Ruhetag.

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...kamen sie zurück, zwei Mann wurden als Typhuskranke in das Lazarett aufgenommen, wo jetzt bereits 15 Mann unserer Kolonne lagen. 

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
7 Uhr Fortsetzung mit dem Schießen, etwas Regen, dicke Luft. 3 Uhr ab schießen mit Maxim Gewehren nach Scheibe, 200m welches bis 9 ½ Uhr nachts dauerte. 7 Uhr ab mit Scheinwerfer.

Mittwoch, 
28. November
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Ruhetag.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Wie gestern starker Regen. 10:50 S92 St.B. längsseit um Befehle zu überbringen und zu holen.

Donnerstag, 
29. November
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Exerzieren, Quartier in Ordnung, Anzug instand setzen, Arbeitsdienst und Wache.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Stürmisches Wetter. 4:30 Uhr Anker auf in See. 5 ½ Uhr in See vor Anker dicht bei einem kleinen Felsen.

Freitag, 
30. November

Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Exerzieren, Quartier in Ordnung, Anzug instand setzen, Arbeitsdienst und Wache.

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...kam ein höherer chinesischer Gefangener unter Kavallerie-Eskorte nach hier. 

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
8:30 Uhr Anker auf. Klar Schiff, schießen nach einem Felsen bis ½ 12 Uhr. Gute Treffer, viele zu kurz. Einsatzrohre wurden benutzt. ½ 1 Uhr nach Wusong. 1:10 Uhr saßen wir eine Zeit lang fest. 2 Uhr Wörth nach Nagasaki ins Dock gegangen.