Letzte Aktualisierung:
April 21, 2008
VOR | GESCHICHTE |
In
der Ausgabe für das Jahr 1900 gibt der Whitaker's Alamanack die Zahl der
in China lebenden Ausländer |
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Januar | Purpur-Dekret
Sr. Majestät Kuang-Hsü, 24. Tag des 12. Mondes des 25 Jahres, welches
den Sohn des Prinzen Tuan zum Thronerben ernennt. "In den Tagen unserer zartesten Jugend gelangten wir durch Adoption zu der Großen Erbschaft und erfreuten uns der Gunst der Kaiserinwitwe, die gnädigst den "Vorhang herabließ" und als Regentin die Regierung führte, indem sie sich nach jeder Richtung unsere Erziehung angelegen sein ließ. Seit wir die Zügel der Regierung ergriffen haben, hatte die Nation unter schweren Krisen zu leiden und unser einzigster Wunsch ist es gewesen, das Reich weise zu regieren, um die wesentliche Güte Ihrer Majestät zu lohnen und die schwere Aufgabe zu erfüllen, die uns von Sr. verstorbenen Majestät übertragen worden ist. "Aber seit dem letzten Jahr ist unser Leib von Krankheit heimgesucht und es hat uns der Gedanke große Sorge bereitet, dass die Staatsgeschäfte darunter leiden möchten. Mit Rücksicht auf die Pflicht, die wir unseren geheiligten Ahnen und dem Reiche schulden, haben wir daher Ihre Majestät ersucht, während des vergangenen Jahres die Regierung zu führen. Unsere Krankheit hat keine Wendung zum Besseren genommen und hat uns verhindert, alle die wichtigen Opfer an den Schreinen dar Ahnen und an den Altären der Götter des Bodens zu vollziehen. "Und jetzt, in dieser scharfen Krisis, hat uns das Schauspiel, Ihre Majestät in der tiefen Abgeschlossenheit ihres Palastes, ohne Unterlaß, ohne Ruh noch Rast arbeiten zu sehen, mit Bestürzung erfüllt. Wir können mit unseren sorgenvollen Gedanken weder schlafen noch essen. In Anbetracht der mühsamen Arbeiten unserer Ahnen, von denen die Große Erbschaft auf uns überkommen ist, sind wir von unserer Unfähigkeit zu regieren überwältigt. Wir erinnern uns daran (und auch alle unsere Untertanen wissen es wohl), dass, als wir durch Adoption zum Throne gelangten, wir mit einem Dekret der Kaiserinwitwe beehrt wurden, welches besagte, dass, sobald wir einen Sohn erhalten würden, dieser der Adoptivsohn Sr. verstorbenen Majestät T'ung Chih werden solle. Aber unsere sich lang hinziehende Krankheit macht es uns unmöglich, auf einen Sohn zu hoffen, so dass Se. verstorbene Majestät ohne Erben verbleibt. Diese Erbfolgefrage ist von höchster Wichtigkeit und unser Gram, wenn wir die Lage erwägen, erfüllt uns mit Gefühlen tiefster Selbsterniedrigung und macht alle Hoffnung auf unsere Genesung illusorisch. "Wir haben uns daher vor unserer Geheiligten Mutter niedergeworfen und sie angefleht, dass es ihr gefallen möge, aus den Prinzen von Geblüt als Erben für Se. Majestät T'ung Chih eine würdige Person auszuwählen, so dass die Große Erbschaft pflichtgemäß an ihn zurückfallen möge. Auf unser Flehen hin hat sich Ihre Majestät gnädigst bewegen lassen, P'u Chün, den Sohn des Prinzen Tuan zum Erben Sr. verstorbenen Majestät durch Adoption zu bezeichnen. Unsere Dankbarkeit hierfür ist grenzenlos und wir gehorchen ehrerbietigst ihrem Geheiß und ernennen P'u Chün zum Thronerben. Dies Dekret sei im ganzen Reiche bekannt zu geben." |
Februar | |
März | |
April | |
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19. Mai | Der folgende Auszug aus einem Brief von
Bischof Favier an den
französischen Minister (damals übliche Bezeichnung für die
Gesandten) gibt ein Stimmungsbild der Situation in China: "Von Tag zu Tag wird die Situation ernster und drohender. In der Präfektur Pao ting fu sind mehr als 70 Christen massakriert, 3 andere Neubekehrte sind in Stücke geschnitten, mehrere Dörfer sind geplündert und den Flammen übergeben, eine große Anzahl ist völlig verlassen. Mehr als 2000 Christen sind auf der Flucht, ohne Bekleidung, ohne Schutz, etc, etc. Peking ist von allen Seiten cerniert, die Boxer nähern sich täglich und werden nur noch durch das Vernichtungswerk, das sie gegen die Christen ausüben, aufgehalten. Ich bitte Sie Herr Minister, glauben Sie mir, ich bin wohl informiert und ich nehme nichts leicht. Die religiöse Verfolgung ist nichts als ein Vorwand, der Hauptzweck ist die Ausrottung der Europäer, ein Ziel, welches klar bezeichnet und auf die Fahnen der Boxer geschrieben ist, etc. etc. Diejenigen, welche vor 30 Jahren das Massacre in Tientsin miterlebten, sind durch die Ähnlichkeit der Situation von damals mit der von heute erschreckt; dieselben Ankündigungen und dieselbe Verblendung. Auch damals wie heute haben die Missionen geschrieben, gefleht, das schreckliche Erwachen vorhersehend. -- Unter diesen Umständen glaube ich, dass es meine Pflicht ist zu bitten, uns wenigstens für den Peitang 40 oder 50 Soldaten zum Schutz unserer selbst und unseres Gutes zu schicken, etc. etc. |
24. Mai | Auszug aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi. (Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004) Die Kriegsschiffe aller Nationen hatten heute Flaggengala zu Ehren Queen Victoria, der Königin von England . Mittags um 12 Uhr feuerten die 10 Kriegsschiffe im Hafen eine internationale Salute von 21 Schüssen. Nachmittags hatten wir wettrudern, die Engländer, Amerikaner, Russen, Italiener, Österreicher und Franzosen nahmen teil. Das erste Wettrudern gewannen die Österreicher mit ihrem Cutter , das zweite gewannen wir mit unserer Gipp. Um 7 Uhr bekamen wir 25 Seesoldaten von der Oregons Wacht, die wir mit uns nehmen werden. Alsbald hoben wir Anker und fuhren ab. Ein russischer Kreuzer kam eben hier an. |
27. Mai | Fortsetzung aus: Der
„Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi. (Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004) Um 1 Uhr Nachmittags kamen wir in TAKU, CHINA an. Ein Chinesischer, Franzhösischer u. Japanischer Kreuzer lagen hier. Wir ankern ungefähr 10 Meile vom Land, das Wasser ist hier so seicht, daß man nicht näher mit einem großen Schiff hinfahren kann. Das Land ist vom Schiffe aus kaum sichtbar. |
28. Mai | Teilweise Zerstörung der Bahnlinie Pao Ting fu - Peking durch die Boxer. |
29. Mai | Zerstörung der Bahnstation Fengtai südwestlich von Peking.
Tientsin war wegen seiner Lage am Kaiserkanal, an
der Bahn und am Peiho ein für beide kriegführende Parteien gleich
wichtiger Knotenpunkt, ganz abgesehen von den dort vorhandenen großen
Arsenalen und den daselbst aufgespeicherten Kriegsvorräten. Nachfolgende Schilderung von der
Flucht aus Paotingfu nach Tientsin stammt aus dem Tagebuch des Schweizer
Ingenieurs S. Tallerie: |
Fortsetzung: Der „Boxeraufstand“ in
China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi. |
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30. Mai | |
31. Mai | Fortsetzung des Tagebuchs
von S. Tallerie: "In Sudjen wurden wir zum ersten Male von den Chinesen überfallen. Ich glaube, dass dieser Überfall vorbereitet gewesen ist. Auf den Knall des ersten Schusses griff jeder nach Büchse und Patronen, alles andere im Boote zurücklassend. Wir hielten eine halbe Stunde Stand und zogen uns, nachdem das Feuer der Chinesen fortdauerte und wir ihnen keine ernsthaften Verluste beibringen konnten, da sie gut verschanzt waren, außer Schussweite, wurden jedoch verfolgt. Nachdem wir uns gesammelt hatten, stellten wir vier Leichtverwundete, darunter eine Dame, und einen Schwerverwundeten fest. Wie groß war aber unsere Überraschung, als wir zum ersten Male ausruhten und uns gegenseitig anschauten; die fünf Damen waren nur mit einem Rock bekleidet und eine, welche ihrer Niederkunft entgegensah, dazu barfuß und mit einem kleinen Mädchen von 4 bis 5 Jahren auf dem Arme. Gegen 9 Uhr wurden wir von neuem überfallen. Hunger und Durst fingen an uns zu quälen. Unser Doktor und ein Ingenieur wurden ohnmächtig. Jeden Augenblick muß man halten; die Verwundeten verlangen Wasser, das kleine Mädchen Brot – und keinem Wunsche kann entsprochen werden. Von nun an beginnen Strapazen aller Art. Der erwähnte Ingenieur will nicht mehr weiter und muß getragen werden; er will sich eine Kugel in den Kopf jagen und bittet uns, es geschehen zu lassen; wir sprechen ihm Mut ein. Langsam gehen wir dann dem Flusse zu, wo sich die Boxer in größerer Mehrzahl gruppiert hatten, wahrscheinlich um uns zu verhindern, Wasser zu trinken. wir gehen resolut darauf zu und sehen mit Vergnügen, dass sich die Boxer entfernen. Alles atmet erleichtert auf, läuft zum Flusse, schöpft und trinkt das schmutzige Wasser. Welche Labung! Man schaut mit Tränen in den Augen zum Himmel. Gegen 2 Uhr marschieren wir längs des Flusses, um nicht mehr dursten zu müssen. Die Boxer folgen uns, aber immer in respektvoller Entfernung. Nach zwei Stunden gelangten wir in ein Dorf, in welchem gerade Markt war. Beim Eintritt empfingen uns einige Notabilitäten mit dem Fächer in der Hand und deuteten uns an, das Dorf möglichst schnell zu verlassen, was wir auch thaten. Somit verließen wir aber auch den Fluß wieder. Kaum hatten wir das Dorf verlassen, so stellten sich auch die Boxer, etwa 300, ein; Die Bevölkerung , an 2000, stellte sich neben den Boxern rechts auf. wir nahmen Position in einem Friedhof, und sofort wurde Feuer mit einer Kanone und einem großen Gewehr auf uns eröffnet. Selbstverständlich ließen wir die Herren brav schießen und warfen uns nach jedem Schuß auf die Erde. In der Meinung, dass die Schüsse gut getroffen hätten, avancierten die Boxer langsam, aber in dichten Massen, und diesen Augenblick benutzten wir, um auf den Gegner Salven abzugeben, welche sicher viele Tote und Verwundete verursachten. Der Tag war fürchterlich heiß, Durst und Hunger stellten sich wieder ein, und viele von uns begehren lieber zu sterben, als so weiter zu kämpfen. Aber es geht weiter." Fortsetzung: Der „Boxeraufstand“ in China – Das
Tagebuch des Gottlieb Brosi. |