Letzte Aktualisierung:
2. Juli 2010

APRIL

1901

 

Montag, 
01. April
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.  
... da der Zweck des Streifzuges erfüllt war, ging es wieder Pao-ting-fu entgegen. Im Dorf Ling-tschi-tsien blieben wir über Nacht.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Anfang mit Kohlenübernehmen bis 4 Uhr n., dann rein Schiff. Stürmisches Wetter. 1 Brief mit Bildern an Lieschen geschickt.
Dienstag, 
02. April
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...kamen wir, die Berittenen, schon in Pao-ting-fu an, aber total verstaubt, da ein mächtiger Sturm wütete. Der feine gelbe Lehmstaub hatte uns bald selbst zu gelben Chinesen gemacht. Am selben tag mussten wir noch die zurückgekommenen Pferde vorstellen.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Großer Sandsturm, das Schiff sieht ganz gelb aus.
Mittwoch,
 03. April
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

zum Gefreiten ernannt.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 
Der Sturm hält an. Oberzahlmeister Groth 30jähriges Dienstjubiläum. Ständchen gebracht. Ein Italiener die Heimreise angetreten.

Donnerstag,
 04. April
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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 
War ich an Land, Programme bestellt u. Klarinettenblätter gekauft. Das Stück 40ct. mit der Barkass bis Shanghai gefahren, das sind 14 Meilen von unseren Schiffen entfernt. Auf der Gera abgesetzt. Schmacht u. Ebel besucht. 3 Paradehandtücher, 1 Paar Pantoffel gekauft. Abends mit dem letzten Zug zurück. Heute ziemlich ruhig, die Luft noch voller Sand. Das sieht aus wie starker Nebel. 2 Franzosen, 1 Italiener, 3 Engländer von hier in See gegangen.
Freitag, 
05. April 
Karfreitag
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...fand Kirchgang und heiliges Abendmahl statt.
Die paar Tage vor Ostern gingen unter kleinem Dienst hin. Besonders wurde darauf gesehen, dass die Pferde nicht aus der Bewegung kamen.


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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Wieder stürmisch, die Luft voller Sand. Von Land sieht es aus als wenn es geschneit hätte, trotzdem alles grün ist. Bäume blühen und das Getreide, Reis, Baumwolle u.s.w. ist schon ½ m hoch. Von Bord aus ist da nichts zu sehen. Es ist eine wahre Wohltat, wenn man jetzt einmal sich an Land auslaufen kann. Der englische Admiral war heute bei uns an Bord. Musik fällt heute Karfreitag aus.Wieder stürmisch, die Luft voller Sand. Von Land sieht es aus als wenn es geschneit hätte, trotzdem alles grün ist. Bäume blühen und das Getreide, Reis, Baumwolle u.s.w. ist schon ½ m hoch. Von Bord aus ist da nichts zu sehen. Es ist eine wahre Wohltat, wenn man jetzt einmal sich an Land auslaufen kann. Der englische Admiral war heute bei uns an Bord. Musik fällt heute Karfreitag aus.
Samstag, 
06. April
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Mittags kam der englische Admiral Seymour an Bord. 2 Uhr kam Postdampfer, 1 englisches Kanonenboot und Fürst Bismarck sowie 5 Handelsdampfer. Ich hatte einen Brief von Frau Ankers bei. Rein Schiff in allen Ecken. Mein Entlassungsgesuch in die Heimat abgegangen, sehr gut an Admiral Geisler geschrieben.
Sonntag,
 07. April
Ostern
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
..."Ostern, Ostern, Frühlingswehen!" konnten wir ausrufen, den bei herrlichstem klaren Wetter und schönem warmen Sonnenschein marschierten wir zur Kirche. Nachmittags konzertierte in einem unserem Quartier angelegten, jetzt blühenden Garten die Kapelle des 3. Infanterie-Regiments. Bis 9 Uhr abends saßen wir hier bei Konzert und Bier und jedem von uns wird dieses schöne Osterfest in China stets in freudiger Erinnerung bleiben. Ansichtskarten wurden verschickt und u.a. auch auf die Lieben in der fernen schönen Heimat ein so donnerndes Hoch ausgebracht, dass sie es auf jeden Fall gehört haben müssen.

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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Osterfest, für mich traurig. Lange wird es wohl so nicht mehr dauern dann bin ich zurück. Meine Leute sind heute beurlaubt. Ich habe keine Lust mehr an Land zu gehen. Die Offiziere sind alle an Land, bis auf die Wachoffiziere und 1 Fähnrich. 11 Uhr Kirche, welche der Kommandant abhielt, sonntags immer nach der Musterung.
Montag, 
08. April
Ostermontag
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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 
Großes Dinner beim Adm. Exzellenz Bendemann, Graf Moltke, Kpt. Bachmann, Kpt. Hintze von der Bismarck nahmen an dem Dinner teil. Exzellenz Bendemann hat hier unserem Admiral gesagt, 'jetzt höre ich einmal wieder vernünftige Musik. Meine Rasselbande habe ich 14 Tage lang nicht spielen lassen. In Taku haben sie sogar die englische Hymne umgeschmissen. Admiral Geißler, ihre Kapelle hat sich in Shanghai einen guten Namen geholt, ist daselbst sehr gefeiert. Meine dagegen kann ich nicht wieder an Land spielen lassen, weil ich mich schämen muss mit solchen Leuten.
Dienstag,
 09. April
Hauptmann Bartsch vom 2. Ostasiatischen Infanterie-Regiment, der alleine von der Sommerresidenz seiner Kompagnie nach Peking zurück ritt, wird hinterrücks erschossen. Der Mörder, ein Chinese, wird bald darauf gefasst und dem Gericht übergeben. Der Leichnam nach Deutshland überführt.

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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 
11 ½ Uhr Anker auf, herrliches Wetter. Wir gehen wieder zur Abwechslung einmal nach Tsingtau. 5 Uhr den Lotsen von Bord gegeben.
Mittwoch, 
10. April
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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 
Stürmisches Wetter. Den K. F. Wilhelm hat noch nicht soviel überholt wie heute seit Deutschland. Die meisten Leute sind seetoll. Ich fühle mich ganz wohl. Statt 12 Meilen nur 7 gelaufen.
Donnerstag, 
11. April
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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 
½ 7 Uhr Ankunft Tsingtau. Sturm hat nachgelassen. Im Hafen liegen Wörth, Brandenburg, Hela und die Torpedoboote. Hela hatte heute Torpedoschießen, wir mit Abkommlauf nach Scheibe im Schlepp. Nachmittag ziemlich ruhig. In der Sonne ist es warm. An Land werden die Berge grün, wo angepflanzt ist. Besuch von Deckoffizieren der Brandenburg. Der Oberverwalter Heigre kommt von Bord, durchgedreht und Herzerweicherung so schnell wie möglich nach Deutschland zurück. Löhmar muss bis auf weiteres von ½ 2 – 3 Uhr n. mit dem Kleidersack antreten, wegen  Lumpigkeit im Zeug.  
Freitag, 
12. April
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...wurde bei unserer Kolonne auf Ponys, Eseln und Maultieren ein Wettrennen veranstaltet, das natürlich den Zusehenden viel Spaß bereiten musste. Besonders die Maultiere, da diese noch nicht gerittenen Tiere sich mit ihrem harten Kopfe absolut selbst ein Ziel suchen wollten und in des gewünschte Ziel, trotz der ihren Reitern winkenden Preise, nicht hineinzubringen waren.

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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August
Hela und S90, S91, S92 Torpedoschießen. Von unseren Leuten 40 Mann an Land zum Schießen auf Scheibenstand. Aufsicht Stückmeister Gudoth. Wetter ziemlich ruhig. Dämmerung Besuch von Land Maschinist Köhn. Meine Leut hatten 2 Uhr m. Kleidermusterung.
Samstag, 
13. April
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...war ein Rennen mit unseren Pferden und mancher schöne Australier oder Amerikaner verschaffte seinem Reiter einen Preis.

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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Rein Schiff, herrliches Wetter. Ankunft von S.M.S. Geier. Leute an Land zum Schießen, Deckoffiziere beurlaubt. Admiral an Land. S90 B.Bord längsseits, hat sich den Bug eingerammt. Meine Leute müssen vor Flaggenparade zur Musterung antreten, weil sie so schmierig im Zeuge sind. Hier sind die Eier billig, für 10ct. (20Pf.) 20 Stück.
Sonntag, 
14. April
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...wurde abends ½ 7 Uhr plötzlich zum Appell geblasen und bekannt gemacht, dass am folgenden Tage bereits wieder eine Expedition abgehen solle. Freudig eilten wir zum Stall, um die Pferde zur Auswahl und Einteilung herauszuführen.
Zu der Expedition wurde die ganze Besatzung der Stadt Pao-ting-fu, Deutsche und Franzosen, unter Zurücklassung je eines Wachkommandos, herangezogen.
Die deutschen Truppen standen unter Kommando des Generalmajors v. Kettler und die französischen unter dem des Generals Bailloud.
Von unserer Kolonne gingen 12 Munitionswagen mit Bedienung mit, andere Mannschaften mit Pferden wurden der Proviantkolonne überweisen und 17 Berittene zum Fuhrpark der leichten Feldhaubitz-Munitionskolonne kommandiert.


Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

War ich von 2 bis ½ 5 Uhr an Land von Herrn Wisner eingeladen. 4 Uhr kam Gera an. 7 Uhr abends großes Dinner beim Admiral, 16 Gedecke. Abends waren sämtliche Deckoffiziere von Wörth, Brandenburg, Hela, Geier und Gera bei uns eingeladen. Ware auch alle erschienen. Ich habe mich ausgeschlossen. Maschinist Kalweit war auch anwesend, ein Bruder von Kollege Kalweit W.haven. August Gelbke wie alle Abend besoffen, das er in die Koje getragen wurde. Da habe ich einen netten Schlafkollegen in der Kammer. Musik spielte in unsere Messe. Bis 12 Uhr nachts konnte ich nicht schlafen, bis alles zur Ruhe war.
Montag, 
15. April
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...am Morgen wurde das Verpacken fortgesetzt. Mittags rückten die zum Fuhrpark Kommandierten nach dem eine halbe Stunde entfernten Fort ab, in dem der ganze Fuhrpark zusammengestellt wurde. Unsere Aufgabe war die Beaufsichtigung von chinesischen Karren, die von 2 Ponys oder Eseln gezogen und von einem Kuli geführt wurden. Diese Karren sollten als Verstärkung der Proviantkolonne, besonders im Gebirge, Verwendung finden. Zu je zwei Karren kam ein Berittener und ein Infanterist.

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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Den holländischen Ehrenmarsch für Orchester geschrieben. Dinner auf der Wörth von ½ 1 – 3 Uhr. Dann Urlaub für Musik an Land. Beim Dinner waren anwesend Gouverneur Rollmann nebst Frau , der Sohn von Gouverneur Jäschke mit einer Dame und Admiral nebst Offizieren der Brandenburg u. K.Fr. Wilhelm, außerdem welche von Land. Ich war Herrn Meisner besuchen und ebenfalls auf der werft die Gilgotisch angesehen, welche gebaut wird.
Dienstag, 
16. April
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

Bekanntmachung, Expedition bevorstehend, alles Nothwendige empfangen, fertigmachen, Packen .

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...rückten wir von hier ab, hatten jedoch noch nicht die volle Anzahl Karren; die fehlenden, etwa 30, sollten unterwegs requiriert werden. Für den Fall, dass diese Karren bei sehr schlechten Wegen im Gebirge nicht zu verwerten sein sollten, wurden zur Vorsicht auch noch eine Menge Traggerüste für die Zugtiere mitgenommen.
Auf dem heutigen Marsche trafen wir mit der französischen Infanterie zusammen und mancher Becher Wein wurde uns von unseren liebenswürdigen französischen Kriegskameraden zugereicht. Nach dem Passieren der Festung Fang-shun-kuan nahmen wir gegen Abend in einem Dorfe Quartier, in dem wir uns die von den Einwohnern gebrachten Hühner und Eier wohlschmecken ließen.


Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Schönes Wetter, Anker auf in die Klarabucht zum Schießen. Wörth 3 Uhr nachmittags nach Shanghai in See gegangen.

Mittwoch, 
17. April
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Abfahrt per Bahn bis Station Tingisteine(?) Station hinter Boatingfu(?). 10 Tage Marsch. Von Ting aus hatten wir noch 4 Tage Marsch bis zu unserem Ziel. In Ting kamen wir abends 8 Uhr an, um 9 Uhr ausgeladen, bis 12 Uhr marschiert bis zum Quartier, es wurde noch Essen gekocht.

 

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...trafen wir auch die französische Gebirgsbatterie, marschierten durch die von Franzosen besetzte Festung Sikuan und langten am Abend gegen 8 Uhr bei der Bahnstation Ting-tschou, dem Endpunkt der Bahn von Pao-ting-fu an, nachdem wir eine halbe Stunde vorher noch die große Festung gleichen Namens passiert hatten. 3 Kilometer hinter der Bahnstation bezogen wir unser Quratier, da in der Nähe bereits alles dicht besetzt war.

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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Wie gestern schießen. Steht hohe Dünung. Den holländischen Ehrenmarsch bei Flaggenparade das 1.mal gespielt.

Donnerstag, 
18. April
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

1 ½ Schlafen 3 Uhr aufstehen, es ging weiter

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...wurde an der Bahnstation der ganze Fuhrpark in fünf Gruppen geteilt zu je 20 Karren. Mit 70 Karren waren wir von Pao-ting-fu abgerückt, 10 waren unterwegs requiriert, so fehlten also gerade noch die 20 der fünften Gruppe. die vier vollständigen Gruppen wurden am Bahnhof Ting mit Proviant beladen und rückten nachmittags 3 Uhr ab. Zu jeder Gruppe gehörten jetzt ein Führer, 5 Reiter und 6 Infanteristen. Mit einem Offizier und einem chinesischen Dolmetscher machten wir Berittenen der fünften Gruppe uns auf nach der Festung Ting, die wir nach scharfem Ritt in 15 Minuten erreichten. Es ging zum Mandarin, und gewaltig rissen der hohe behäbige Herr und seine Beamten die Augen auf, als plötzlich bewaffnete deutsche Soldaten in das Allerheiligste unangemeldet eintraten. Durch Vermittlung des Dolmetschers wurde ihm erklärt, dass er bis 7 Uhr abends 20 komplette Karren, also mit Kuli und Bespannung zu stellen habe. Zur festgesetzten Zeit erhielten wir zu drei Mann den Befehl nach Ting zu reiten, um die Karren abzuholen, es waren jedoch erst 13 Karren auf dem großen von Mauern umgebenen Hofe des Mandarinen zur Stelle. Wir mussten auf jeden Fall mit 20 Karren zurückkehren und machten dem Mandarinen klar, dass er sofort die fehlenden Karren beschaffen solle, worauf er sich dann selbst nochmals auf den Weg machte. Während dieser Zeit hatten sich ungefähr 500 Chinesen auf dem Hofe angesammelt, die uns mit ihren schiefgeschlitzten Augen anglotzten und jede unserer Bewegungen neugierig verfolgten. Um 9 Uhr konnten wir dann endlich mit unseren 20 Karren abrücken, mussten jedoch unterwegs aufmerksam sein, da öfters ein Kuli mit seinem Gespann in der Dunkelheit zu entwischen versuchte. Doch kamen wir glücklich mit voller Zahl an, da die Chinesen doch wohl vor unseren Revolvern Respekt bekommen hatten.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Auf Brandenburg zum Dinner gespielt. Einladungen von Land, Graf Soden sowie  mehrere Offz., ebenfalls 2 Offz. von uns. Starke Dünung. Post gekommen, für mich nichts dabei. Habe heute meine Kammer gestrichen, ebenfalls ist Linoleum frisch gelegt worden.  

Freitag, 
19. April
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

den 2. Tag nun durch Sandwüste, alles ungemein schlapp. Fast nicht auszuhalten, große Hitze, Durst, nur heißer Thee darf getrunken werden.

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...um 6 Uhr morgens rückten auch wir mit bereits beladenen Karren der Truppe nach, passierten die Festung Sin-lou und die Dörfer Mang-lean-tchio, Eul-tcheu-li-pou, Sanch-lep-hou, Scheusa-lip-ho, San-lip-ho, im letzteren blieben wir zur Nacht. die Gegend um uns war hier schon eine bedeutend schönere, bebaute Äcker und kleine Waldungen, Wiesen und kleine Flüsse erfreuten das Auge.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Stabszahlmeister Grotky Geburtstag. 2 Uhr Anker auf, Schießen in der Kiautschou Bucht nach 2 großen Scheiben in Schlepp. Großes klar Schiff. Abends Dinner in der Offz. Messe. Admiral und Kommandant eingeladen. Es kamen nachmittags 1 großes 4Mast Segelschiff (Deutscher) und ein Dampfer in den Hafen. Brandenburg hatte heute Vormittag großes klar Schiff. Besichtigung vom Admiral. Den holländischen Ehrenmarsch nicht mehr bei Flaggenparade spielen.

Samstag, 
20. April
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

Wieder Sandweg immer noch große Hitze. Allenthalben liegen tote Pferde und Hunde herum.
Es ist Mittag, wir halten auf einem kleinen Hügel, der Major meint, die Leute haben doch noch alle Thee in der Feldflasche. nein, schon alle, tönts Ihm mehrstimmig entgegen. er schimpft mit solchen Leuten, die sich nicht mit der Feldflasche einzurichten wissen. Wir bekommen Thee aus den Fässern, die mitgeführt werden,
haben noch bis 7 Uhr zu marschieren, bekommen zu hören, das der Feind sich weiter ins Gebirge zurückgezogen hat und seine frühere Stellung vollständig geräumt hat. Den nächsten Tag erreichten wir dieselbe. Heiße Hunde(?) – (?) für 1 Tag Ruhe.

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
Beim Weitermarsch durch die Dörfer Kou-jan-to, Siao-pou-chien und Tshan-ga zogen wir eine ganze Zeit an einer projektierten Eisenbahnlinie dahin.
In jedem Dorf oder doch in dessen Nähe sahen wir größere und kleinere Tempel, den größten und prächtigsten am heutigen Tage. Dieser lag auf einem freien Felde auf einem Berge, zu dem eine breite Steintreppe hinaufführte. Wir gingen hinauf; oben empfing uns ein altern Mann, wahrscheinlich der Kastellan, von dem wir uns sämtliche Räume zeigen ließen. Außer den ungeheuer großen Götzen erregten auch die herrlichen Glasmalereien an den Fenstern und die Holzschnitzereien an den Türen und anderen Gegenständen unsere Aufmerksamkeit. Der Tempel hatte einen mächtigen Umfang, durch Türen und bunte Gänge kamen wir immer wieder in andere Hallen, in denen stets anders bemalte Lehmgötzen standen. Unter dem etwas vorspringenden, schönen Dache des Tempels hingen um den ganzen Tempel herum eine doppelte Reihe von Glocken und Glöckchen in hunderten von Tönen, die bei dem herrschenden Winde ein herrliches, prachtvolles Geläute abgaben.
Während des ganzen Tages hatten wir einen beschwerlichen Marsch durch eine Sandwüste, sodass unsere armen Tiere ohne Wasser unter den heißen Sonnenstrahlen sehr zu leiden hatten. In einem Dorfe vor der Wüste bleib die Proviantkolonne liegen und es wurde dort ein Zwischenproviantamt errichtet. Wir mit unseren Karren kamen gut durch, durchquerten einen schnellfließenden Fluss, in dem uns leider zwei Ponys verloren gingen.


Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Herrliches Wetter. Wir liegen in der Kiautschou Bucht vor Anker. Ebenfalls der Geier, 4 Torpedoboote 90, 91, 92 u. Taku, sowie ein großer Bremer 4Master Segelschiff (Ecuador). S90 hat hier in der bucht ein Torpedo versäuft.

Sonntag, 
21. April
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

Weiter ins Gebirge, in einem armseligen Dorfe Quartier, nicht besonderes zu essen.

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...langten wir bereits in dem ganz in der Nähe des Gebirges liegenden Dorfe Houteng-sheng an, wo ebenfalls ein Proviantamt errichtet und der ganze Fuhrpark zusammengezogen wurde. Die übrigen Gruppen des Fuhrparks waren bereits alle vor uns hier eingetroffen, wir hatten deshalb heute und am folgenden Tage Ruhe, hatten dafür aber Wache zu stellen.

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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Herrliches Wetter, bloß den Morgen Nebel u. den Abend. Von 2–4 Uhr war ich an Land. Admiral war an Land, nebst dem Kommandanten zum Dinner eingeladen. Von 12-1/2 1 hatte ich noch zu Dinner bei den Offz. zu spielen.

Montag,
 22. April
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

Quartier noch schlechter, aber wir müssen immer zufrieden sein. Aus letztem Quartier waren sämtliche Bewohner mit Ihrem Vieh auf die nahe gelegenen Berge geflüchtet, hatten nur einige Schweine, die sie nicht mitbekommen konnten, laufen lassen. Wir merkten bald den Braten und sahen wie die Schweine von oben unser Treiben beobachteten,
wir hatten frei und gingen deshalb gleich in die  Berge, um nach verstecktem Vieh zu suchen – ohne aber Waffen mitzunehmen.
Als die Chinesen nun sahen, das wir ihr Vieh suchten und schon mehrere Hühner, Kälber und Ochsen gefunden hatten, bewarfen sie uns von oben dermaßen mit Steinen, das wir von unserem Vorhaben auf kurze Zeit absehen |36| und uns zurückziehen mußten, um nicht von einem herunter fallenden Stein getroffen zu werden.
Einige liefen, ihre Gewehre holen. Auch Offiziere hatten dem Ereignis zugesehen und sandten einige Patrouillen hinauf um den Berg zu säubern.
Die Chinesen wollten aber nicht weichen, sondern warfen noch heftiger mit Felsstücken, erst als schon einige die blauen Bohnen geschmeckt hatten, und sie die Wirkung dieses Gewehres sahen, verschwanden sie, die meisten davon wurden erschossen und liegen gelassen.

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
Zwei Gruppen rückten mit Proviant auf Tragetieren verpackt, nach dem Gebirge zu den Truppen ab, während die beiden anderen Gruppen sich auf den Weg machten, um vom rückwärtigen Proviantamt neue Lebensmittel nachzuholen. In unserem Dorfe lag jetzt außer uns noch ein kleines Infanterie-Kommando zur Bedeckung eines hier eingerichteten Feldlazaretts, außerdem ein Relaisposten von einigen Mann.

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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

Kohlen übernehmen. 10 Uhr kam der Dampfer Andalusia mit der Ablösung für Seebataillon. Hela und Brandenburg kamen auch gegen 11 Uhr neben uns zu liegen. Inspizierung vom Admiral auf der Hela. Sonst herrliches Wetter, des Nachts ist es nasskalt und es fällt ein nasser Nebel. Früh sind sämtliche decke davon nass. Nachmittags rein Schiff in allen Ecken. Heute meine Geige an die Brandenburg verkauft. 100M.

Dienstag, 
23. April
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

Abmarsch 7 ½ direkt ins Gebirge, Weg schwierig. Wagen konnten schon einen Tag vorher nicht mehr mitgeführt werden, sondern blieben in Hunds-kirn, daselbst blieb eine Etappe.
Wir waren am 23. etwa bis 9 ½ marschiert, dann kamen wir in ein Thal, links oben auf den Bergen sahen wir eine Art Befestigung, aber keine menschliche Seele zu sehen. Plötzlich, ehe wir uns versahen viel ein Kanonenschuß, gleich darauf noch einer, aber ohne uns im Geringsten zu schaden. Wir sahen dann vor der Befestigung und in kurzer Entfernung hinter einem großen Stein (?) Chinesen.
Es wurde gehalten, Gewehre zusammen gesetzt und Frühstückspause gemacht. Während dessen wurde alles nothwendige angeordnet. Ärzte und Krankenträger an die (?), Spitze verstärkt.
Der Marsch wird fortgesetzt. Einige Schüsse hatten die da oben zum Schweigen gebracht.
Wir waren etwa eine halbe Stunde gegangen, da sahen wir vor uns etwa 4 Forts hoch oben auf den Bergen, aber noch weit entfernt, hatten sämtlich ihre Fahnen enthüllt. Es ging weiter. Als wir so recht vorwärts strebten, um bald heran zu sein, wurden wir, bevor der Weg eine Biegung machte, von Steinen und Felsstücken beworfen. Jeder deckte sich hinter hervorstehen Felsen so gut es ging, niemand getroffen. Wenn es etwas nach ließ, ging es sprungweise von einer Deckung zur anderen vor. Ein Pferd wurde getroffen und in die Tiefe gerissen  rechts und zur Seite ist eine tiefe Schlucht.
der Weg auf dem wir gehen, ist etwa 2 Fuß breit, stellenweise ganz ausgetreten und links oben auf dem Bergrücken entlang sind Chinesen, die die Felsstücke herunter schleudern, wir nannten sie Klamottenschmeißer. Als wir dann dazwischen schossen, verzogen sie sich teilweise.
So ging es weiter. Es war wohl Mittags 12 Uhr, der Weg machte eine starke Biegung nach links. Nun lagen uns die beflaggten Forts gegenüber. Diese eröffneten nun, als sie uns sichtbar wurden, ein mörderisches Feuer. Wir ohne jede Deckung und gleichzeitig von links mit Steinblöcken beworfen, wußten gar nicht  wie uns augenblicklich ward.
Wir stürmten etwa 100 m vor, wo sich uns nothwendige Deckung bot. die Bagage blieb zurück in Deckung. Auch wir kamen alle glücklich in Deckung – ohne das einer getroffen wurde. Einem Mann wurde der Gewehrkolben zersplittert. Nun erst konnten wir an unsere Vertheidigung denken und dem Feind gegenübertreten. Die Tornister wurden abgehängt. Dabei erhielt einer einen Schuß durch den Arm. Die Fahnen wurden enthüllt. Wir mußten uns nach rechts auseinander ziehen. Jeder stürzt auf das Kommando hervor, um so schnell als möglich, an den bestimmten Platz zu  gelangen...
Der Fahnenträger und Offiziere voran.
Die Chinesen hatten dies wohl gemerkt und richteten ihr Feuer hauptsächlich dahin, wo wir hervor kamen. Dies war ein gräßlicher Augenblick, den ich wohl nie vergessen werde. Es war ein förmlicher Kugelregen. Der Fahnenträger sank schon nach ein paar Schritten, durch 4 Schüsse getroffen, zusammen. Gleich hinterdrein ein Uffz. War ihm ins Bein getroffen. Hinter mir hörte ich rufen „Au, Au“ und „mich haben sie getroffen“. Ich sah mich nicht um, sondern stürmte weiter. Auf einer Stelle erhob sich links und rechts eine Erhöhung. Hier lag einer über den anderen, die riefen  „weiter, weiter“, ob sie alle verwundet waren, weis ich nicht. Blut rinnen sah ich, oben drauf lag ein Offizier, ich weiß nicht welcher es war, trampelte rüber und fand dann auch ein Plätzchen für mich. Ich klappte zusammen wie ein Taschenmesser und blieb eine Zeit lang liegen bis ich zu Athem kam, dann schoß ich lebhaft auf den Feind. Es wurde von beiden Seiten solch lebhaftes Feuer eröffnet, das es nur so in der Luft schwirrte.
In dieser Stellung blieben wir bis zum Abend. An ein Vorgehen war nicht zu denken. Der Berg war zu steil und der Weg, der hinauf führte mit Minen belegt. Von Morgens bis abends nichts gegessen nichts zu trinken, kein Wasser zu finden.
Die Nacht Deckung verbessert, in der Schützenlinie geschlafen, ohne Mantel, Drillichanzug an, Gewehr im Arm. Die Nacht war kalt – deckte mich mit Taschentuch zu.
Am anderen Morgen hatte der Feind die Stellung geräumt. Verwundete und Tote mitgenommen. Unsere Zahl der Verwundeten 32, 3 Tote, 29 Verwundete, ich gut davongekommen, Hose durchlöchert, ein Glück. Artillerie kommt! Aber zu spät.
Nächsten Tag abrücken Sämtliche Verwundete wurden auf Barren, die wir selbst gemacht, von uns durchs Gebirge getragen.
Der Ort des Gefechtes hieß Huolu.

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
Am Morgen in aller Frühe, hatten wir auf chinesischen Ponys die Umgegend abgestreift und uns etliche Hühner zum Mittagessen mitgebracht und da wir vom Proviantamt auch Butter erhalten hatten, hofften alle, dass es einen saftigen Hühnerbraten zu Mittag geben würde. Doch es kam anders, gegen 10 Uhr mussten wir satteln und mit Proviant und Munition ins Gebirge ziehen. Ungefähr um 1 Uhr langten wir in der Nähe der sich gerade im Gefecht befindlichen Truppen an, rechts stand die Kolonne unter Oberst Hoffmeister, links die unter Major Mühlenfels und überall an allen Angriffspunkten mussten die Chinesen trotz der diesmal kräftigen Gegenwehr weichen und ihre fast und einnehmbaren Stellungen auf den Passhöhen, von denen sie auch mächtige Felsblöcke herunterwarfen, verlassen. Unsererseits wurde ein Offizier durch vier Schuss schwer verwundet, zwei Mann waren tot (darunter der Fahnenträger des 2. Bttls. 1. Regts), schwer und leicht verwundet einige Offiziere und etwa 46 Mann. Vor einer kleinen chinesischen Stellung schoß unsere Infanterie kurze Zeit auf eine vermeintliche chinesische Schützenlinie, beim folgenden Sturmangriff stellte es sich heraus, dass die Chinesen eine nicht üble Kriegslist in Anwendung gebracht hatten, denn – ca. 150 runde Steine in Körpergröße, mit Gesichtern bemalt, lagen nebeneinander, dazwischen je ein wie ein Gewehr langes Stück Holz. Als die Infanterie diese "Schützenlinie" genommen hatte, erhielt sie plötzlich Feuer aus einer höher gelegenen Stellung der Chinesen, doch auch hier war der Feinde Bleiben nicht von langer Dauer.
Am Abend wehten auf verschiedenen Stellen der Mauer deutsche Flaggen.
Die Chinesen wurden unter großen Verlusten bis Kukuan in der Provinz Schansi verfolgt, das dann von französischen Truppen, die nicht zum Gefecht gekommen waren, besetzt wurde. Bei der Verfolgung wurden acht Geschütze erobert.
Nachdem den Truppen der Proviant übergeben war, wurde abgekocht und dann gings ins "Bett".


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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

11 Uhr bei herrlichsten Wetter, spiegelglatter See, Anker auf um nach Taku in See zu gehen. Es machen die Fahrt von Land aus mit, der Zolldirektor und Graf Soden nebst Gemahlin. Letztere wollen mit unserem Admiral und Offizieren nach Peking.  Wir bekommen noch kurz vorher Post, für mich wie gewöhnlich nichts dabei. In der Zeitung las ich, dass unser Kollege, mein lieber Freund Gottfried Heinike, gestorben ist. Sein Schwager, Feuermeister Müller, S.M.S. Wörth, sagte mir schon am Sonntag vor 8 Tagen, dass er nicht lange mehr machen würde. Habe heute meine Geige auf Brandenburg für 100 Mark verkauft. 10 ½ Uhr B.B. Seite Iltis nahe passiert. 8 Ochsen, ein Schwein an Bord für die Reise mitgenommen.

Mittwoch, 
24. April
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...machten wir uns auf den Rückweg nach Hou-teng-sheng. Unterwegs kamen vier Chinesen auf uns zu und machten uns verständlich, dass sie unsere Maultiere führen wollten, ein Infanterist merkte jedoch plötzlich, dass einer unter seinem Kulizeug chinesische Uniform trug. Nach einer Untersuchung aller vier Freunde fanden wir, dass es chinesische Soldaten waren und machten ihnen klar, dass sie nach unserer Meinung nichts Gutes im Schilde führten. Wir nahmen ihnen die versteckten Waffen ab und ließen sie laufen. Nachmittags erreichten wir unser Quartier, nachdem wir manche Last mit den Pferden und Maultieren auf den schlechten Gebirgswegen gehabt hatten.
An diesem Tage, 24. April, erreichte auch die Kolonne unter Oberst von Ledebour nach einem Gefecht bei Hei-shan-kuan die Mauer. So waren nun sämtliche, unter dem Befehl des Generals Liu stehenden Truppen nach der Provinz Schansi zurückgeschlagen und weit hinein verfolgt und zersprengt. Während dieser beiden Tage wurden außer vielen alten Geschützen auch achtzehn Schnellfeuergeschütze erobert.
Bei den chinesischen Bewohnern dieser Gegend konnte man so recht deren Feigheit und Hinterlist kennen lernen. In einem Dorfe hatten sich die Chinesen alle versteckt, oft saßen sie auf den Dächern, und als zwei deutsche Reiter auf der Dorfstraße nichtsahnend dahinritten, wurden sie plötzlich mit großen Steinen bombardiert und getötet. In einem anderen Dorfe, im Gebirge, waren zwei Soldaten durch Explosion einer Mine in einer Stube ums Leben
 gekommen.


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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

10 Uhr großes klar Schiff, vom Admiral inspiziert. Hunderte von Fischdschunken angetroffen. 11 Uhr in Golf von Petschili. An St.B. Inseln, B.B. Festland. Abends wieder Dinner beim Admiral. Rollen exerzieren von 4 Uhr ab.
Donnerstag, 
25. April
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...holten wir nochmals vom rückwärtsliegenden Proviantamt Lebensmittel.

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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 

5 ½ Uhr Ankunft auf der Taku Reede. 7 Uhr fuhr der Admiral , Kommandant, 6 Offz., 4 Fähnriche und der Besuch von Tsingtau mit den Burschen von hier aus nach Tientsin, wo sie bis zum 27. früh bleiben. Von da aus nach Peking. Wir Deckoffiziere hatten auch um Urlaub angetragen, nach Peking. Derselbe wurde uns jedoch abgeschlagen. Hier auf Reede liegen außer uns 15 Kriegsschiffe aller Nationen und 4 Transporter, ohne die kleineren Schiffe die vor Taku und Tientsin liegen. Schönes Wetter. Den Depeschen und Postverkehr nach Land wird von 2 großen Schleppern (Deutsche) vermittelt.
Freitag, 
26. April
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

Morgens 4 Uhr erlag unser lieber Vorgesetzter Leutn. Drewello infolge erlittener Verwundungen bei Gefecht. Er führte die Bagage. Ich habe ihn selbst mitgetragen. Ehre seinem Andenken.

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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 
Schönes Wetter. 2 Uhr ging ein Russe in See nach Shanhaikuan. An Bord wurden 3 Uhr 2 Ochsen geschlachtet. Abends wurde es windig. Unsere Deckoffiziere sind heute Abend auf die Irene zum Bierabend. Ich habe heute eine Kiste eingepackt: 2 Wurzelmänner, 1 alte Kanne, 1 Götze, 1 Tamtam.

Samstag, 
27. April
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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 
Reise nach Taku, bloß Deck und Unteroffiziere. Es ist großartig das zu sehen.
Sonntag, 
28. April
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

Ankunft in Hunds-kein.

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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901 
12 Uhr mittags zurück. Abends Dinner auf der Irene.

Montag, 
29. April
Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Es wird ein Kommando bestimmt, das die Toten und leicht Verwundeten direkt nach Peking befördert.

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
Nachdem wir bereits am 27. zurückgekehrt waren, rückten wir heute den bereits abmarschierten Truppen nach Pao-ting-fu nach. An der Bahnstation Ting wurde sämtlicher Proviant verladen, auch wurden die Fußtruppen von Ting bis Pao-ting-fu per Bahn befördert.
Die hier von Ting vom Mandarinen requirierten Karren wurden entlassen, und wir machten sodann uns mit den übrigen auf nach Pao-ting-fu.


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Dienstag, 
30. April
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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901