Letzte Aktualisierung:
März 25, 2009

JANUAR

1901

 

Dienstag,
01. Januar
Neujahr
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J. 
Prosit Neujahr! schallte es... selbst einige Chinesen riefen uns ein "Plost Neujah" zu.
Einen Vorteil hatten wir aber doch zu Neujahr gegen unsere Lieben in der Heimat, wir durften hier fast sieben Stunden früher in das neue Jahr eintreten als sie, da die Sonne in Tientsin 6 Stunden 54 Minuten früher aufgeht als in Deutschland (Berlin).
Nachmittags unternahmen wir, mehrere Kameraden, mit einem japanischen Sergeanten, der sein Quartier in unserer Nähe hatte, einen Spaziergang nach der Chinesenstadt.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

10 Uhr große Musterung, dann alle Mann achter voraus, große Ansprache vom Kommandant, dann Kirche. 11 ½ Uhr kam der Kommandant, welcher alle Deckoffiziere in die Messe eingeladen hatte, zu uns um uns zu einem Glase Sekt einzuladen. Hielt uns noch eine Ansprache auf die Angehörigen in der Heimat und auf ein baldiges zurückkehren. Anwesend war noch der I. Offizier, dem gefällt es besser bei uns in der Messe als in der Ihrigen. Abends war Oberleutnant Giebler von der Brandenburg und Graf v. Zeppelin, der Oberzahlmeister wieder bei uns.

Mittwoch,
02. Januar
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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

6 Uhr früh Anker lichten. Abfahrt nach Nagasaki. Schönes Wetter, die Nacht heller Mondschein wie am Tage.  
Donnerstag,
03. Januar
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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

Nachmittags etwas stürmisch, trübe. Abends 8 Uhr Leuchtfeuer voraus. Antreten nach der...Text fehlt...8 ¾ die Inseln dicht vor Nagasaki B.B. querab. 1 Uhr nachts vor Anker.
Freitag, 
04. Januar
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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

6 Uhr früh Anker lichten. 7 ½ Uhr gingen wir an Boje Ni. 1 in Nagasaki. Die Stadt und Umgegend ist gerade wie Norwegen. Ringsum hohe steile Berge. Die Stadt liegt terrassenförmig. 
Samstag,
05. Januar
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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

7 Uhr von der Boje los. 7 ¾ in Dock I gegangen. 1 Uhr war schon leergepumpt. Händler sind in Menge an Bord. Sehr schöne Waren aber teuer. Das Wetter ist hier jetzt immer trübe, gerade wie in Norwegen.  
Sonntag,
06. Januar 
Heilige Drei Könige
Heute erscheint die erste Ausgabe der "PEKINGER DEUTSCHE ZEITUNG" (Amtlicher Anzeiger der Kaiserlich Deutschen Behörden in Peking) Diese soll nun wöchentlich einmal und zwar jeden Sonntag erscheinen

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ZUM JAHRESWECHSEL

wiederum ist ein Jahr verrauscht und gehoert der Vergangenheit an. Das Jahr 1900, das wir in der Heimath unter so erhebenden Festlichkeiten begannen, es wird wie ei mueder Greis zu Grabe getragen und wie ein Juengling sich verabschiedet, schauen jenem wehmuthsvoll und dankend nach, hoffnungsfroh diesem entgegen. Ernste Gedanken erfuellen uns, wie es denkenden Menschen ziemt, die fern von strafbarer Oberflaechlichkeit nicht gleichgueltig einen solchen Wechsel empfinden.
In dieser ernsten Stimmung wollen wir einen Blick werfen auf das vergangene und das neue Jahr.
Was lehrt uns das alte Jahr und jedes schon vor ihm vergangene. Die Kuerze der Zeit; nichts ist fluechtiger als sie. Du siehst auf einen Strom hinaus; die Woge, die eben dein Auge traf, ist .... nicht mehr dort.... Durch eine andere wird sie verdraengt; kein FEsthalten, kein Stillestehen. So treibt ein Augenblick den anderen, und daraus werden Tage, Monate, Jahre. Blicke zurueck auf dein Leben; wie viele Jahre du auch zaehlen magst, erscheinen sie dir nicht wie eine kurze Spanne? Mit Recht sagt die h. Schrift: "Unsere Tage auf Erden sind wie Schatten." Was ist das Leben, auch das laengste? "Rauch, den man einen Augenblick lang sieht und schon ist er nicht mehr." "Wie ein Schatten ist unser Lebenund wie ein Eilbote, der vorüberfliegt; wie ein Schiff, auf dem Meere dahineilend, dessen Furchen sich alsbald wieder glaetten; wie ein Vogel, dessen Vorueberziehen keine Spur in der Luft hinterlaesst; wie ein Pfeil, hinter dem die Luft sich sofort wieder schliesst." (Weish. 5,9-11) 
Kurz ist die Zeit, kurz aber kostbar, den sie ist der Kaufpreis der Ewigkeit. Mit jedem Jahre, auch den vergangenen ruecken wir der Ewigkeit naeher. WIE VIELE Jahre sind dir noch beschieden? Stehst du vielleicht nicht schon an den Pforten der Ewigkeit und setzest deinen Fuss auf die schmale Schwelle, welche Leben und Tod, Zeit und Ewigkeit trennt? Stetige Ewigkeit - fluechtige Zeit, welche erschuetternde Gedanken fuer das christliche Gemueth. Und diese zwei grossen Gegensaetze wie fliessen sie in einander, wie haengt die eine von der anderen ab. Die Zeit dieses Lebens ist die Vorhalle zur Ewigkeit, in dieser Zeit schaffte ich mir das Loos fuer das ewige Jenseits: ob selig, ob unglueckselig. Wahr ist daher jenes Wort: "Es ist etwas furchtbar Ernstes um das Menschsein, denn es kann keiner ausweichen, einmal ewig glueckselig oder ewig unglueckselig zu werden." Sollen wir zu jeder Frist uns hieran zu unserem Nutzen erinnern, so wird gewiss der Schluss eines Jahres diese Wahrheit noch lauter uns mahnen.
Wenden wir uns nun dem neuen Jahre zu.
Es ist Sitte, dass beim Beginn eines Jahres die Menschen einander Glueck wuenschen. Die Sitte ist schoen und berechtigt. Schoen, weil sie zum Ausdruck bringt die allgemeine Theilnahme der Menschen untereinander an ihrem Geschicke, denn wir sollen, wie der Apostel sagt, der eine des anderen Lasten tragen helfen. Berechtigt ist die Sitte ja natuerlich. Das menschliche Herz sehnt sich nach Glueck, sucht und erstreb es; selbst im Schmerze, der es oft erfasst, sucht es einen Lichtpunkt, zu dem hingewendet es sein Glueck wieder zu finden sich bemueht. Wie loeblich ist daher die Gepflogenheit bei einem so ernsten Wendepunkte als der Jahreswechsel es ist, sich ein glueckseliges neues Jahr zu wuenschen. Wie erfuellt ein solcher Wunsch aus aufrichtigem Herzen gesprochen, unsere Brust mit froehlicher Hoffnung auf eine gute Zukunft, wie steigen neue Wuensche 

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BEKANNTMACHUNG

Das vor dem Hatamen, Chien-men und Shun-chih-men sowie innerhalb des Hsiepien-men und Chang-yi Men liegende Gebiet der Chienesenstadt von Peking untersteht einstweilen der deutschen Verwaltung. Die Grenze des Gebiets läuft vom Hatamen im Osten in westlicher Richtung bis zum Hsipien Men und der westlichen Stadtmauer; von der Nordwestecke der Stadtmauer laeuft sie nach Sueden bis zum Changyi Men; von dort folgt sie der rossen Changyi Men-Strasse und der GrossenShaho-Men-Strasse bis zur Hatamen-Strasse und wendet sich dann nach Nordender letzteren Strasse folgend bis zum Hatamen. 
Die in diesem Gebiet wohnenden Chinesen haben wie in gewoehnlichen Zeiten ein jeder seinem friedlichen Gewerbe ruhig nachzugehen. Wer Viktualien u.s.w. zu verkaufen hat wird vom Kaeufer in gerechter und billiger Weise bezahlt und in keiner Weise vergewaltigt werden. 
Wer aber mit Waffen in der Hand betroffen wird, der wird sofort mit dem Tode bestraft. Wenn aus einem Hause geschossen wird, so wird dasselbe mit Feuer zerstoert. Wenn von Offizieren nach Waffen gefragt wird, so sind dieselben, wo solche vorhanden sind, sofort auszuliefern. Das Haus, in dem verheimlichte Waffen gefunden werden, wird mit Feuer zerstoert. - Rauben und Pluendernwird auf der Stelle mit dem Tode bestraft. 
E i n  j e d e r  g e h o r c h e  m i t  Z i t t e r n ! 
Kaiserlich Deutsches Generalkommando der im Gebiete der Reichshauptstadt befindlichen Truppen 
gez. von Hoepfner    

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Bekanntmachnung

Der Dolmetscher C O R D E S wird beauftragt, in dem deutschen Gebiete von Peking die Geschaefte eines C i v i l p r a e f e k t e n zu uebernehmen. 
Die Bevoelkerung hat sich den Anordnungen desselben gehorsam zu fuegen. 
Peking, den 1. September 1900 
Kaiserlich Deutsches Generalkommando 
gez. von Hoepfner    

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Bekanntmachnungen der Civilpräfektur von Deutsch-Peking

Ein jeder chinesische Bewohner des der deutschen Verwaltung unterstehenden Gebiets der Chinesenstadt von Peking hat die an seinem Hause vorueberfuehrenden Strassen und Gassen gruendlich auszubessern und stets in gutem Zustande zu erhalten. Die zur Ausbesserung gebrachten Steine koennen evtl. von den naechsten zerstoerten Haeusern oder von der Stadtmauer genommen werden. 
Wer die Strassen und Gassen im deutschen Gebiete verunreinigt wird mit Stockpruegeln streng bestraft. - Vor der Hauptthuer eines jeden Hauses hat von Eintritt der Dunkelheit bis 11 Uhr nachts eine Laterne zu brennen. Jeder Vernachlaessigung dieser Vorschrift wird streng bestraft. Was im deutschen Gebiet an Korn, Kohlen und anderen taeglichen Gebrauchsartikeln lagert, darf nicht aus dem Gebiet heraus verkauft werden.
Peking, den 1. September 1900
 gez. Cordes 
komm. Civilpraefekt von Deutsch-Peking

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Bekanntmachnung

Nachdem nunmehr das deutsche Stadtgebiet in Polizeibezirke getheilt ist, welche von Patrouillen regelmaessig begangen werden, ist es an der Zeit, dass die Ladenbesitzer ihre Geschaefte wieder aufmachen. Wenn Faelle von Pluenderung seitens chinesischer Banditen oder Belaestigungen seitens fremder Soldaten aus anderen Stadttheilen vorkommen, so sind dieselben der naechsten Polizeiwache oder der Praefektur direkt zur Anzeige zu bringen und es wird fuer Festnahme und Bestrafung der Uebelthaeter sowie fuer Schutz der Bedrohten gesorgt werden.
Ein laengeres Verschlossenhalten der Geschaeftslaeden kann nur dazu dienen Argwohn zu erregen und so ueble Folgen fuer den Betreffenden herbeifuehren. 
Peking, den 18. Septmeber 1900 
Der komm. Civilpraefekt      
gez. H. C. 

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Bekanntmachnung

Jeder Chinese, welcher in der Zeit von Abends 8 bis Morgens 4 Uhr die Strasse betritt, hat eine brennende Laterne bei sich zu tragen. Zuwiderhandelnde werden mit Schlaegen bestraft. 
Peking, den 15. November 1900 
Deutsche Civil-Praefektur

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

Im Dock. Regnerisches Wetter. Post gekommen, nichts dabei. 

Montag,
07. Januar
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
 ...hatten wir von 8 Uhr ab Besichtigung im Fahren vor unserem Kommandeur auf dem Taku-Platz. Nach der Besichtigung sprach derselbe der Kolonne seine Anerkennung aus und wünschte uns gute Reise nach Pao-ting-fu. Der Rest des Tages wurde zur Ausrüstung der Fahrzeuge und der Pferde verwandt, und ein arbeitreicher Tag war wieder zu Ende.

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Im Dock. 5 ½  wurde etwas Wasser eingelassen, das Schiff von Farbe entfernt (abgehauen) und frisch gestrichen.
Dienstag, 
08. Januar
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
 ...fand uns schon um 3 Uhr morgens mit dem Verladen der Betten, Kleidersäcke und sonstigen Gegenstände auf Trainwagen beschäftigt. Proviant wurde auf 8-10 Eselkarren verpackt, die von je zwei Mann der Kolonne geführt wurden.
Um 8 Uhr war die Kolonne zum Abmarsch fertig, und wir rückten dann, von unserem Kommandeur bis vor Tientsin begleitet, ab nach Pao-ting-fu. Als wir durch die Europäer- und die Chinesenstadt hindurch waren, war es mittlerweile 10 Uhr geworden, ein beweis für die Größe Tientsins. Es war ein schwieriges Fahren mit unsern vierspännigen Wagen durch die sehr engen Straßen und Tore der Chinesenstadt noch verschlimmert durch das herrschende Glatteis. Zuletzt hatten wir noch ein schweres Hindernis, eine hohe, steil aufsteigende Bogenbrücke, zu überwinden.
Draußen auf dem freien Felde begrüßte uns eine strenge, schneidende Kälte. Auch war der verschneite Lehmweg nicht gerade angenehm und erforderte stete Aufmerksamkeit, doch erreichten wir bereits gegen 1/2 4 nachmittags die erste deutsche Etappenstation, unser Quartier, das Dorf Ho-tou.


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9 Uhr aus dem Dock an die alte Boje. Der Engländer musste uns die Boje räumen. 2 Uhr beurlaubt.
Mittwoch, 
09. Januar
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
 ...erreichten wir indes nicht die nächste Etappe, sondern mußten, da alle Wege verschneit waren, gegen 1 Uhr mittags in dem chinesischen Dorf Tschou-cha-tien liegen bleiben. Von unseren Pferden wurden viele in einem großen Götzentempel untergebracht.
Hier im Dorfe gab es wenigstens zur Abwechslung Hühnereier, die wir von den Chinesen für 10Cts. 12 Stück kauften und sie uns mit Brot und Kaffee als Abendbrot munden ließen. Das Brot verlangte aber bei der herrschenden Kälte erst eine gründliche Bekanntschaft mit heißem Kaffee, ehe es gegessen werden konnte.


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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

Geburtstag des Kommandant v. Hotzendorf: Ständchen. Herrliches Wetter.
Donnerstag, 
10. Januar
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
 ...langten wir nachmittags 4 Uhr in der Etappe Tien-kia-pou an.

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Großer Ausflug. I. Wache Heizer und VI. Division mit Musik nach Mogi über Berge hinweg, sehr schöne Gegend. Prinz Heinrich war in demselben Hotel 21-22 Juni 1899. Wo der Prinz geschlafen hat, in dem Zimmer haben wir Deckoffiziere gegessen.
Freitag, 
11. Januar
 "Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
... langten wir bei immer noch anhaltender, schneidender Kälte in der Festung und Etappe Pa-tschou an, von einer Steinmauer umgeben. wir lagen außerhalb der Mauer in einem Fort.

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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

Post war mittags angekommen, ich bekam wieder eine Karte zurück von C. Spies aus Wiesbaden, nicht zu finden.
Samstag,
12. Januar
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
...nachmittags 3 Uhr erreichten wir die Festung Hiung-shien, die nur mit einer Lehmmauer umgeben ist.

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Herrliches Wetter. Heute kein Ausflug. Rein Schiff in allen Ecken.
Sonntag,
13. Januar
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
Morgens 7 Uhr Abmarsch! Außer Kaffee gab's heute nichts, das Brot war zu hart geworden bei der ungeheuren Kälte, und wir mußten mit dem Essen warten, bis wir in unserem nächsten Quartier, der Festung Hsin-nan-shin, eintrafen, wo die dort liegenden deutschen Truppen bereits, wie in allen Etappen, das Essen für uns gekocht hatten.
Wir lagen hier, ungefähr 20 Mann, mit unseren Pferden wieder in einem großen Götzentempel und es dauerte allein eine halbe Stunde ehe wir die Tiere so einigermaßen an die Ungeheuer von schrecklich bemalten Götzen, die die Größe des Stendaler Rolands hatten, gewöhnten, so daß sie etwas beruhigt bei der wilden Gesellschaft standen. Kurze Zeit darauf, als wir gerade beim Essen saßen, kam plötzlich die ganze Kavalkade unserer Pferde, manche noch mit den ausgerissenen Pfählen an den Halfterriemen, durch die Straße gesaust, von den Götzen in die Flucht gejagt, deren einer Verwundet am Boden lag. Als die Gäule wieder eingefangen waren, hatten andere Kameraden bereits die stehen gebliebenen Götzen, die buntbemalten Lehmungeheuer mit hölzernem Knochengerüst, entfernt, und wir konnten unsere Schlachtrosse in Ruhe unterbringen.


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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

Trübes Wetter, kein Ausflug.
Montag,
14. Januar
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
Im nächsten Quartier, einem chinesischen Dorfe, waren alle Häuser fest verrammelt, so daß wir uns erst selbst Luft machen mußten, um für uns und unsere Pferde Unterkommen zu finden.

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Früh regnerisch, mittags schönes Wetter. Kein Ausflug.
Dienstag,
15. Januar
"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
7 Uhr morgens Abmarsch vom letzten Quartier! Nach dem Passieren einer französischen Ettapenstation, Liung-lou, rückten wir gegen 1 Uhr mittags in unser Ziel, in die große Festung Pao-ting-fu ein.
Die Stadt, in der die 3. Infanterie-Brigade unter Generalmajor von Kettler lag, ist rings von einer ungefähr 20 Meter hohen, sehr starken Steinmauer umgeben, in der sich vier Tore befinden. Durch eines dieser Tore fuhren wir in die Stadt ein. Die Straßen waren auch hier, mit einigen Ausnahmen, sehr schmal und wir sahen auf denselben Verkäufer neben Verkäufer; Fleischer, Bäcker, Schmiede, Schumacher, Korbmacher u.a. arbeiteten so zu sagen auf der Straße, auch wurden Gemüse, Geflügel, Eier, Kuchen und Nüsse feilgeboten. Chinesische Frauen mit Körben am Arme humpelten mit nichts weniger als graziösen Bewegungen durch die Straßen, um zu den Mahlzeiten einzukaufen.
Am entgegen gesetzten Tore verließen wir die Stadt wieder, um gleich in der Nähe in einem großen chinesischen Gärtnerei Quartiere zu beziehen. Die Pferde wurden in einem früheren Treibhause untergebracht, und wir selbst wohnten in schönen, kleinen, massiven Häusern des jedenfalls nicht armen Besitzers, der mit seinem Personal in einem der Häuser wohnen bleib.


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Ausflug, schönes Wetter (Mein linkes Auge ist böse lädiert) Im Lazarett gewesen
Mittwoch,
16. Januar

Die chinesischen Unterhändler unterzeichen das Protokoll der fremden Mächte vom 22. Dezember 1900.

"Aus dem Tagebuche eines Chinakriegers" von Paul Ramsauer. Verlag der Hecknerschen Druckerei, Wolfenbüttel, o.J.
In den nächsten Tagen wurden sämtliche Geschirre gründlich gereinigt, dann ging es an die Instandsetzung des ganzen Quartiers, das allerdings ziemlich umfangreich war. Von der Straße gelangte man durch ein Tor auf einen Hof, auf dessen rechter Seite sich gleich die Bureauräume und links die Kantine befanden. An einer Seite entlang zog sich der Pferdestall, diesem gegenüber befand sich ein Haufen von Tausenden von Blumentöpfen, dann folgten die Wäremehäuser oder Treibhäuser der Gärtnerei mit herrlichen blühenden Blumen. In diesen Häusern wohnte auch der Besitzer; dahinter nochmals ein Stall für unsere Ponys, Esel und Maultiere. Nun kamen erst unsere Wohnräume, schöne kleine Stuben in massiven Häusern. In jeder Stube befand sich ein Kang, d. i. der Ofen und gleichzeitig auch die Schlafstelle der Chinesen. Ungefähr 80 Zentimeter hoch nimmt dieser gemauerte Kang die Hälfte der Stube ein, unter demselben brennt im Winter ein Feuer zum Erwärmen des Zimmers und des Kangs, selbst für die Nacht. Wir benutzten ihn jedoch nur zum Schlafen und bekamen einen besonderen Ofen. Auch die üblichen chinesischen Papier-Fensterscheiben wurden durch gläserne ersetzt.
Unsere Wohnhäuser, die im Viereck standen, bildeten wieder einen kleinen Hof für sich, dahinter befand sich ein freier Platz, auf dem Küche und Brunnen waren. Noch etwas weiter breitete sich ein größerer Platz aus, auf dem wir unsere Munitionswagen aufgefahren hatten. Hier befand sich noch ein zweiter Ausgang. Um dieses ganze Quartier herum zog sich eine Lehmmauer.
In der nächsten Zeit hatten wir Fahren und Pferdebewegen in der Umgegend Pao-ting-fus und lernten hierbei die umliegenden Forts kennen. In einem Fort war der Fuhrpark untergebracht, in einem anderen lag die 3. (Feld-) Batterie und in einem dritten die 1. Eskadron des Reiterregiments. Innerhalb der Stadt lagen das 3. und 4. Infanterie-Regiment, die 4. (leichte Feldhaubitz-) Batterie, die 8. (Gebirgs-) Batterie, eine leichte Feldhaubitz-Munitions-Kolonne und eine Pionier-Kompagnie. An fremden Truppen lagen in Pao-ting-fu nur noch Franzosen: Marine-Infanterie, Zuaven, 1 Feldbatterie, 1 Gebirgsbatterie und Chasseurs d'Afrique.

Die Aufräumungs- und Bauarbeiten in unserem Lager wurden fast ausschließlich von Chinesen ausgeführt und wir hatten in der ersten Zeit häufig gegen achtzig dieser bezopften Söhne des Himmels täglich im Lager. Bei dem Wegschaffen der Blumentöpfe wurde eine kostbare Standuhr gefunden, die von dem Besitzer hier versteckt war, da er jedoch schon  Zutrauen zu den deutschen Soldaten gefasst hatte und auch jetzt genau wusste, dass ihm nichts genommen wurde, stellte er die Uhr im Offizierskasino auf. An einer anderen Stelle, auf einem alten Dache unter Schilf, wurde ein großer wertvoller Spiegel entdeckt, den der Eigentümer ebenfalls zurückerstattet erhielt. Ein Mandarin der Stadt kam öfters hierher, um die Fortschritte der Arbeit zu kontrollieren. Er nahm sich sehr gut aus in seiner sammetnen und seidenen Kleidung auf einem schön aufgeputzten Pony und leistete uns immer ein Weilchen Gesellschaft – nur schade, dass wir nicht soviel von der chinesischen Sprache verstanden, um uns mit ihm unterhalten zu können.
Jeden Mittag ertönte um 12 Uhr von der Festungsmauer her ein Kanonenschuß zur Zeitangabe. Die chinesischen Arbeiter wussten dann ganz genau, was die Glocke geschlagen hatte und machten sich auf nach hause zum Mittagessen.
Später hatten wir aus einem benachbarten Tempel eine große Glocke von ca. 1 Meter Höhe und fast ebensolchem Durchmesser mitsamt dem Gerüst nach unserem Quartier geschafft, auf der dann durch die Wachposten jede Stunde angeschlagen wurde; dröhnend hallte der mächtige Schall durchs Lager.


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Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

Ausflug 5 ¼ Uhr. Regen sonst herrliches Wetter.

Donnerstag,
17. Januar
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Früh Regen. 10 Uhr schönes Wetter, rein Schiff.
Freitag,
18. Januar
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8 Uhr sämtliche Kriegsschiffe über Toppen geflaggt. Herrliches Wetter. 10 Uhr Kirche auf Gera (Lazarettschiff), es predigte ein Kandidat der als Krankenwärter auf der Gera ist. 12 ½ Uhr Dinner bei den Offizieren. Eingeladene Gäste, der Konsul nebst Frau und Schwager. 12 Uhr großer Salut sämtlicher im Hafen befindlichen Kriegsschiffe, 2 deutsche, 2 französische, 2 russische, 2 englische, 1 amerikanische, 3 japanische. 4 Uhr wurde es etwas trüb. Habe heute Mittag Zinklösung ins Auge gespritzt bekommen.

 

Samstag,
19. Januar
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War ich an Land, 1 alte Kanne, 1 Götzen aus dem Mudafengrab gekauft (Altertum).
Sonntag,
20. Januar
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Großes Dinner beim Admiral. Schönes Wetter. Post gekommen, für mich nichts dabei. Klar machen zum Kohlen übernehmen. Nachts sehr starker Regen und Wind.
Montag,
21. Januar
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9 Uhr Anfang mit Kohlen übernehmen. Abends Dinner auf der Gera.
Dienstag,
22. Januar
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Früh noch Kohleübernahme. Nachmittags 2-4 Uhr auf der Gera für die Kranken gespielt. Dann Urlaub, bin aber nicht an Land gegangen.
Mittwoch,
23. Januar
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11 Uhr nachdem der französische Postdampfer kam, jedoch ohne Post für uns, Anker aufgegangen bei schönstem Wetter.
Donnerstag,
24. Januar
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Geburtstag des Aspirantarztes Dr. Müller. Schönstes Wetter. Nordwind, die See ging immer über Deck. Sehr viel See. 
Freitag,

25. Januar

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4 Uhr nachmittags Ankunft in Tsingtau, woselbst Fürst Bismarck vor Anker lag. Admiral Bendemann inspizierte den Bussard, welcher wieder auf seine Station gehen soll (Sansibar). Gefion hatte Schießübung vor dem Hafen, salutierte unserem Admiral. Der Salut wurde ebenfalls erwidert. Dann Salut für Bendemann von uns aus. F. Bismarck erwiderte ebenfalls, trotzdem der Admiral auf Bussard sich befand und seine Flagge nicht auf F.B. gehisst hatte. Sein Fehler. 6 Uhr bekamen wir die Nachricht, dass die Königin von England tot sei. In Nagasaki war der herrlichste Sommer, hier 1 Tag 500 Meilen Unterschied, eine furchtbare Kälte. Schnee liegt auf den Bergen ringsum. Eis genug am Strande.
Samstag,
26. Januar
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Bei Flaggenparade die Flagge halbstack gehisst, wegen dem Ableben der Königin von England. Mittags kam Post. Erhalten 1 Brief, 1 Karte v. R.  Musik fällt heute aus.
Sonntag,
27. Januar

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...dem Geburtstage Se. Majestät des Kaisers war vormittags Gottesdienst für sämtliche Truppen in einem wahrscheinlich früher als Theatersaal benutzten Raume, in dem wir die herrliche Glasmalerei und Holzschnitzerei der Chinesen bewundern konnten.
In einem anderen Teile dieses Gebäudes befand sich auch die Post- und Telegraphenstation der Deutschen.
Nach dem Gottesdienst, bei dem die Kapelle des 4. Infanterie-Regiments mitwirkte, ging es auf einen freien Platz zur Paradeaufstellung, wo dann der Kommandant von Pao-ting-fu, Generalmajor v. Kettler, eine Ansprache hielt, die mit einem Kaiserhoch endigte.
Während das Hurra erbrauste, donnerten von der Festungsmauer die Salutschüsse der Artillerie über die Stadt hinweg und unter dem Krachen der Schüsse rückten die Truppen in die Quartiere zurück.
Abends gab es zur Feier des Tages Wein und Zigarren, und wir machten es uns so gemütlich wie möglich. Wenn wir auch nicht wie zu Hause an diesem Tage, mit schmucken deutschen Mädchen im Arm der Göttin Terpsichore huldigen konnten, ging doch der Tag fröhlich zu Ende: Kaisergeburtstag in China. 


Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

Kaisers Geburtstag. 8 Uhr Flaggenparade. Sämtliche Schiffe hier im Hafen haben über die Toppen geflaggt, Fürst Bismarck, Gefion und Bussard von den Kriegsschiffen, sowie 3 Handelsdampfer. 10:45 große Musterung, dann Kirche. 10/12 alle Mann achter raus. Ansprache vom Kommandant und Hoch auf den Kaiser. Musik auf dem achteren Aufbau. Beim ersten Salutschuss 12 Uhr 'Heil dir im Siegerkranz'. Von 2 bis 4 Uhr war ich auf der Bismarck zu Besuch bei alten Bekannten vom Mars, Registrator Langer. 5 Uhr an Bord großes Theater, Gesang und komische Vorträge. Während dem ersten stück kam Admiral Bendemann um sich alles mit anzusehen, musste aber nach 10 Minuten wieder weg, weil eine Depesche ankam, das der Gouverneur Jeschke von Kiautschou in Tsingtau gestorben war. Abends haben wir in der Deckoffiziersmesse weiter gefeiert, bis 2 Uhr früh. Ich habe mich ½ 10 Uhr schlafen gelegt, wegen meinem Auge.


Montag,
28. Januar
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Bis 3 Uhr mittags starker Nebel, dann kam die Sonne durch. Gespielt wird heute auch nicht. Heute sind die Torpedo ins Panzerdeck gebracht und zurecht gemacht worden. Morgen soll Torpedoschießen stattfinden. Bendemann war heute wieder bei uns an Bord.
Dienstag,
29. Januar
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Keine Musik. Übernahme von Munition von Land. Herrliches Wetter. Geburtstag von Maschinist Branngardt. Zurecht machen der Torpedos.
Mittwoch,
30. Januar
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

7/30 Uhr früh Anker lichten. 8 wieder vor Anker, dann Torpedoschießen. Schönes Wetter. 4 Uhr Beerdigung des Gouverneurs. 12 Uhr kam sein Sohn, Leutnant beim Seebtt. z.Zt. in Tientsin, mit dem Luchs hier an. Die Batterie auf dem Berge schoss 13 Schuss Trauersalut. Habe den Zug mittels meines Glases von Bord aus gesehen. Abends wurde es stürmisch.
Donnerstag,
31. Januar
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

Sehr stürmisch. Torpedos wieder wegbringen an ihre alten Lagerplätze unter das Panzerdeck. 2 Uhr mittags Anker auf, mehr unter Land in Schutz gehen. 1 Uhr kam Postdampfer. Abends großes Dinner beim Admiral. Anwesend Admiral Bendemann, Graf Moltke, Kpt. Wodrig, der Kommandant von der Gefion, 2 Kpt.-Leutnants, 1. Leutn. Fürst Bismarck und der neue Gouverneur.